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Streaming statt Kino: Pixars "Rot" zuerst bei Disney+

In den vergan­genen Monaten bat Disney+ seine Abon­nenten für Kino­hits regel­mäßig zur Kasse. Doch es geht auch anders, den Pixar-Block­buster "Rot" gibt es für alle Abon­nenten gratis. Aller­dings kommt er nicht ins Kino.
Von Björn König

Überall im Netz tauchen momentan über­dimen­sio­nale rote Pandas auf. Dabei handelt es sich jedoch nicht etwa um eine Werbe­kam­pagne von Mozilla, sondern um den neuen Disney Pixar-Block­buster "Rot". Das Beson­dere an dem Anima­tions­film ist aller­dings, dass er im Gegen­satz zu vielen anderen Disney-Premieren über­haupt nicht im Kino gezeigt, sondern direkt auf Disney+ veröf­fent­licht wird. Und zwar ohne, dass Abon­nenten hierfür einen Aufpreis zahlen müssen. Es handelt sich also um eine Abkehr von "Premier Access". Die inter­essante Frage dabei ist nun, ob es sich um eine einma­lige Aktion handelt oder Disney diese Stra­tegie auch für weitere Filme umsetzt.

Pixar ist Disneys Herz­kammer

Bild: Disney Pixar Den Pixar-Blockbuster "Rot" gibt es für Abonnenten von Disney+ ohne Aufpreis
Bild: Disney Pixar
Dass der Mickey-Mouse-Konzern ausge­rechnet einen Pixar-Film ohne Aufpreis zeigt, ist durchaus unge­wöhn­lich. Filme aus dem Anima­tions­studio zählen gemeinhin zu den tech­nisch aufwän­digsten Produk­tionen, welche Disney über­haupt zu bieten hat, und sind quasi "Filet­stücke" des Unter­neh­mens. Disney über­nahm das vom ehema­ligen Apple-Chef Steve Jobs geführte Studio 2006 für rund 7,5 Milli­arden US-Dollar. Die vom dama­ligen Disney-CEO Bob Iger einge­fädelte Über­nahme gilt bis heute als wich­tigste Akqui­sition im Disney-Konzern über­haupt und hielt Disney im Segment Anima­tions­filme welt­weit an der Spitze.

Zwar verzeichnet Disney+ durchaus ein ansehn­liches Wachstum seiner Abon­nen­ten­zahlen, mit der Vermark­tung eines Block­bus­ters allein im Strea­ming dürften die Umsätze jedoch über­schaubar bleiben. Es stellt sich die Frage, warum man hier sowohl mit der Kino­aus­wer­tung als auch "Premier Access" sogar auf zwei poten­ziell wich­tige Einnah­mequellen verzichtet. Auf den ersten Blick sieht es eher nach einer Marke­ting-Aktion als nach einer dauer­haften Stra­tegie aus.

Reak­tion auf "Black Widow"-Debakel?

Beim Marvel-Block­buster "Black Widow" ging Disneys Stra­tegie einer paral­lelen Auswer­tung im Kino und auf Disney+ offenbar nicht auf. In der Branche wurde über einen entgan­genen Umsatz von 600 Millionen US-Dollar speku­liert. Die bislang übli­chen 30 Euro Aufpreis für Premier Access, nur um einen Film viel­leicht einige Wochen früher im Strea­ming zu sehen, werden defi­nitiv viele Abon­nenten nicht zahlen wollen. Dass es nun bei einer Pixar-Produk­tion anders läuft, wäre zumin­dest sehr über­raschend.

Wahr­schein­licher ist, dass es sich um einen weiteren Test­ballon handelt. Schließ­lich hatte CEO Bob Chapek erst im vergan­genen Jahr ange­kün­digt, dass man vorerst am bishe­rigen Auswer­tungs­modell fest­halten wolle. Das ist aus aktu­eller Perspek­tive auch drin­gend notwendig, schließ­lich befinden sich zahl­reiche Kinos noch immer im Lock­down bzw. es wurden zumin­dest erneut regio­nale Schlie­ßungen der Betriebe ange­kün­digt oder sind bereits voll­zogen.

Lang­fristig weniger Geld für Produk­tionen?

Die große Frage bleibt, welche Beträge Disney künftig für neue Produk­tionen bei Pixar inves­tieren kann und will. Bei wegbre­chenden Umsätzen kommt der Konzern nicht umhin, sich stärker auf einzelne Projekte zu fokus­sieren. Für Bob Iger war dies in seiner Amts­zeit vor allem Star Wars und Marvel, Bob Chapek wird dieser Tradi­tion sicher­lich treu bleiben. Pixar-Content hatte schon in der Vergan­gen­heit rein quan­titativ nicht mehr den glei­chen Stel­len­wert und rückte eben­falls nicht so intensiv wie andere Inhalte ins Marke­ting.

Zudem sollte man nicht uner­wähnt lassen, dass Marvel- und Star-Wars-Produk­tionen wesent­lich teurer werden, weil sie nun in Serie gehen. Pixar fertigt zwar in erster Linie teure Anima­tions­filme, doch bei Lucas­film sind es mit "The Manda­lorian" oder "The Book of Boba Fett" zuneh­mend Serien, bei der jede Folge produk­tions­tech­nisch auf dem Niveau eines Star-Wars-Kino­films liegt. Man kann sich also allein hier den zusätz­lichen Kosten­auf­wand leicht ausmalen.

In einem weiteren Artikel disku­tieren wir die Disney-Pläne für das Jahr 2022.

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