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Streaming: Muss auch Disney bei Produktionen kürzen?

Disney hatte im laufenden Jahr gigan­tische 33 Milli­arden US-Dollar für Inves­titionen in Eigen­pro­duk­tionen ange­kün­digt. Doch kann der Mickey Mouse-Konzern diese Summe im aktu­ellen wirt­schaft­lichen Umfeld über­haupt noch stemmen?
Von Björn König

Kaum ein US-Medi­enkon­zern steckt mehr Geld in Eigen­pro­duk­tionen als Disney. Kosten­intensiv ist dabei vor allem das Star-Wars- und Marvel-Universum. Hier fließen mitt­ler­weile insbe­son­dere für Disney+ Milli­arden­summen in neue Serien auf Basis von Star-Wars-Charak­teren wie Obi-Wan Kenobi oder The Manda­lorian. Doch gerade diese Serien sind exor­bitant teuer und reichen an das Budget großer Holly­wood-Lein­wand­pro­duk­tionen heran. Kann Disney sich diesen Luxus über­haupt noch leisten? Schließ­lich rückt Unter­hal­tung vor dem Hinter­grund globaler Probleme wie Infla­tion und Rezes­sion in den Hinter­grund.

Krisen treffen Geschäfts­modell

Foto: Lucasfilm/Disney Vor allem teure Serien wie "Obi-Wan Kenobi" belasten das Disney-Budget
Foto: Lucasfilm/Disney
Grund­sätz­lich ist Disney deut­lich breiter als viele Mitbe­werber aufge­stellt. So verdient der Mickey-Mouse-Konzern in vielen Berei­chen Geld. Neben der Film- und Seri­enpro­duk­tion zählt dazu die gesamte weitere Verwer­tungs­kette inklu­sive Distri­bution mit Lizenz­part­nern, Strea­ming, Themen­parks, Reisen und natür­lich der Bereich Merchan­dising.

Letzt­end­lich hängen aber alle diese Geschäfts­bereiche direkt und indi­rekt an Unter­hal­tung. Und eben diese dürfte in der aktu­ellen Zeit bei vielen Menschen nicht mehr höchste Prio­rität genießen. Wer gibt schon Geld für den Besuch mit der ganzen Familie im nächsten Marvel-Block­buster aus, wenn dieses nicht mal mehr für die Heiz­kosten oder Lebens­mittel reicht? Klar ist auch: Die aktu­elle Krise wird sich länger als Corona hinziehen - und dabei ist auch dieser Rück­schlag für die Enter­tain­ment- und Kino­branche noch längst nicht endgültig über­standen.

Disney liegt ohnehin vorn

Ein weiterer wich­tiger Aspekt ist, dass Disney im Moment über­haupt keinen Anreiz hat, mehr Geld in Eigen­pro­duk­tionen zu inves­tieren. Sie haben dort im Vergleich bereits die höchsten Ausgaben und Mitbe­werber wie Warner oder Netflix kürzen ihre Budgets. Warum sollte also Disney ausge­rechnet jetzt noch mehr Geld in die Hand nehmen, wenn die Konkur­renz ohnehin weiter zurück­fällt?

Hinzu kommt der Umstand, dass der aktu­elle Disney-CEO Bob Chapek schon seit Amts­antritt nicht dafür bekannt ist, mit dem Budget im Mickey-Mouse-Konzern groß­zügig umzu­gehen. Er trägt intern den wenig schmei­chel­haften Beinamen "Erbsen­zähler". Und das spie­gelt sich auch abseits von Produk­tionen in anderen Berei­chen gegen­über seinem Vorgänger Bob Iger wider.

Hohe Ausgaben für Zukäufe

Dabei geht es vor allem um Zukäufe. Hier hat Disney in den vergan­genen Jahren horrende Summen aufge­wendet. Vor allem der extrem kost­spie­lige Erwerb von Fox riss ein tiefes Loch in die Konzern­kasse. Bob Iger wurde immer wieder vorge­worfen, dass er für die Assets von Rupert Murdoch einen völlig über­zogenen Preis gezahlt hat.

Ob sich speziell dieser Kauf lang­fristig auszahlt, wird man sehen. In der aktu­ellen Phase stehen jedoch wohl keine weiteren Akqui­sitionen an, obwohl sich gerade im Bereich Strea­ming attrak­tive Optionen bieten. Dass Bob Chapek nun Tafel­silber veräu­ßert, um im Tages­geschäft Produk­tionen zu finan­zieren, dürfte auch als eher unwahr­schein­lich gelten. Von daher muss man wohl davon ausgehen, dass die 33 Milli­arden Dollar Content-Inves­titionen tatsäch­lich nicht in Stein gemei­ßelt sind.

Disney inves­tiert 33 Milli­arden US-Dollar in neue Inhalte

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