Wird Social Media zum neuen Fernsehen?
Wird YouTube zur Gefahr für TV-Sender?
Foto: teltarif.de
YouTube startete ursprünglich als Plattform für Creator, doch die Google-Tochter hat sich mittlerweile zu einem universellen Streaming-Giganten entwickelt. Kein TV-Sender kann es sich noch erlauben, auf einen eigenen YouTube-Channel zu verzichten, um seine wichtige werberelevante Zielgruppe zu erreichen. Ähnlich sieht es auch beim chinesischen Konkurrenten TikTok aus. Und dieser ist mittlerweile insbesondere bei Teenagern so präsent, dass wiederum sogar YouTube um seine Vormachtstellung im Netz fürchten muss. Hat die deutsche TV-Branche überhaupt eine realistische Chance, sich gegen die Übermacht der Internetgiganten durchzusetzen?
Kooperationen und eigene Angebote
Wird YouTube zur Gefahr für TV-Sender?
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Dass YouTube den klassischen linearen TV-Verbreitungswegen Konkurrenz machen will, ist längst offensichtlich. In den USA setzt Google bereits auf umfassende Kooperationen mit bestehenden TV-Sendern, auch in Deutschland lassen sich bereits sogenannte Primetime-Channels abonnieren, mit an Bord sind hier beispielsweise Angebote von Paramount sowie ProSiebenSat.1.
In der Vergangenheit hatte sich YouTube außerdem bereits mit eigenen Originals versucht, wobei das Angebot jedoch sowohl quantitativ wie qualitativ noch überschaubar war. Die Integration der zuvor genannten Primetime-Channels ähnelt dennoch stark der Strategie von Amazon Prime Video, zudem hat der US-Versandriese in der Vergangenheit ebenfalls sein Angebot an Live TV bzw. vor allem FAST-Channels stark ausgebaut.
YouTube hat noch mehr Potenzial
Bislang beschränken sich dennoch viele Angebote auf Kooperationen mit TV-Sendern und Streaming-Diensten. Jedoch: YouTube verfügt über die technische Infrastruktur und hat mit Google einen milliardenschweren Konzern im Rücken. Demnach ist nicht viel Vorstellungskraft nötig, um sich auszumalen, dass der Konzern YouTube zu einer eigenen Konkurrenz für Netflix aber vor allem auch für bestehende TV-Angebote aufbauen könnte.
Der Schlüssel dazu sind nicht nur bedeutende Werbeeinnahmen auf globaler Ebene, sondern insbesondere die Erlöse aus der YouTube-Premium-Mitgliedschaft. In Deutschland liegt diese preislich sogar über vielen bestehenden Streaming-Diensten. Der Creator-Content, YouTube Music und dazu noch Premium-Entertainment mit eigenen Originals und weiteren lizenzierten Hollywood-Blockbustern wäre im Streaming ein verlockendes Angebot, das Netflix, Disney und Prime Video mehr als gefährlich wäre.
Deutsche TV-Branche sucht Verbündete
Die immer stärker werdende Dominanz der Social-Media-Riesen aus Übersee besorgt vor allem die deutsche TV-Branche, darunter RTL und ProSiebenSat.1. Aus den Reihen beider Sendergruppen werden immer wieder Forderungen laut, dass man dieser Entwicklung lagerübergreifend begegnen müsse. ProSiebenSat.1-Vorstandsmitglied Markus Breitenecker sieht die Option in einer für Zuschauer kostenfreien "Streaming-Superplattform" mit den öffentlich-rechtlichen Sendern.
Auch RTL-Deutschland-Chef Stephan Schmitter ist das Engagement der öffentlich-rechtlichen Sender auf den US-Plattformen ein Dorn im Auge. Seltene Einigkeit besteht also darin, dass es mehr Kooperation bedarf, um im Wettbewerb mit Social Media nicht noch weiter in Hintertreffen zu geraten. Eine große Herausforderung, denn die US-Konkurrenz besteht bekanntermaßen nicht nur aus Social Media. Bestehende SVoD-Angebote der großen US-Medienkonzerne Disney, Warner sowie Comcast, Netflix und Apple sind gerade erst dazu übergangenen, sich ebenfalls zu verbünden. Entsprechende Angebote haben den deutschen Markt zwar noch nicht erreicht, doch das dürfte am Ende nur eine Frage der Zeit sein. Höchste Zeit also auch für die deutsche TV-Branche, auf diese Entwicklungen zu reagieren.