Zu verkaufen: Eplus, Loop, Genion
Marken die Mobilfunkgeschichte geschrieben haben, stehen zum Verkauf. Doch wer will sie kaufen und was darf er damit machen?
Logos: VIAG Interkom / E-Plus / heute noch Telefónica (o2) Germany
Täglich landen unzählige Mails in unserem Postfach. Von eindeutigem Spam bis Zweifelhaftes - und darunter eine Mail,
ob wir nicht die Markennamen "Eplus", "Genion" oder "Loop" kaufen wollten. Schnell die Löschtaste gedrückt, doch
dann siegte die Neugier, die Mail kehrte zurück und wir haben uns in der Szene umgehört.
Zu verkaufen: Eplus, Loop und Genion
Marken die Mobilfunkgeschichte geschrieben haben, stehen zum Verkauf. Doch wer will sie kaufen und was darf er damit machen?
Logos: VIAG Interkom / E-Plus / heute noch Telefónica (o2) Germany
Es stimmt tatsächlich: „Im Nachgang einer regulären Überprüfung des Markenportfolios, hat sich Telefónica
Deutschland dazu entschlossen, ihre bekannten Marken Eplus, Loop & GENION zu verkaufen, welche nicht mehr als
Kernmarken betrachtet werden", steht da bei der "internationalen Markenbörse" BRANDvillage.
Die Vermarktung dieser Marken wird durch die Firma BRANDvillage vorgenommen. Es handelt sich um die Marken
- Eplus: Zu haben sind ein Markenportfolio mit 32 deutschen & EU-Marken, Wortmarken und Wort-/Bildmarken - darunter ein Domainportfolio mit mehr als 100 Domains
- Loop: Ein Markenportfolio mit 29 deutschen & EU-Marken, Wortmarken und Wort-/Bildmarken - Domainportfolio mit mehr als 100 Domains
- GENION: - Markenportfolio mit 26 deutschen & EU-Marken, Wortmarken und Wort-/Bildmarken - Domainportfolio mit mehr als 100 Domains
Loop mit dunkler Vergangenheit
Die Marke "Loop" hat schwere Zeiten hinter sich. Als die damalige VIAG Interkom ausgerechnet diesen Begriff als Marke für ihr Prepaid-Angebot herausgesucht hatte, wurde alsbald mit wenig feinfühligen Methoden alle Nutzer des Begriffs "Loop", der in der Musikszene zum Standard Repertoire einer Musik-Schleife gehört, rigoros abgemahnt. Damals tobte ein ziemlicher Shit-Storm durch die Szene, viele Kunden nahmen das Verhalten der damaligen VIAG Interkom ziemlich übel. Als später auf die Marke o2 (chemische Abkürzung für Sauerstoff) gewechselt wurde, soll es einen ähnlichen "Markenkrieg" gegeben haben. Die Firma Adelholzener schaffte es immerhin, ihr o2-Sprudelwasser ganz offiziell mit VIAG/o2 abzustimmen, weil wohl klar war, dass man Handys und Tarife nicht trinken kann. Der Laie wunderte sich.
Ein Privatmann, der auf 0179.com seinerzeit wertvolle Tipps rund um VIAG Interkom gegeben hatte, wurde von der Abmahnkeule tief getroffen und musste Spenden sammeln gehen. Normale Kunden (und Nichtjuristen) reagierten darauf ziemlich verstört. Immerhin: Am Ende übernahm VIAG Interkom alle Kosten und erhielt dafür die Domain, die heute auf eine Fehlerseite bei o2 führt. Der Student hat seine damals durchaus wertvollen und Hinweise Infos komplett gelöscht. VIAG versprach damals künftig "sensibler" vorzugehen.
Trauern um Genion
Genion, das nette Männchen in der Homezone, ermöglichte damals von zu Hause aus zu bezahlbaren Tarifen mobil zu telefonieren. Die Erreichbarkeit unter der Festnetznummer, das war damals im Markt "einmalig" und begründete den guten Ruf eines innovativen Unternehmens VIAG Interkom, das dem festgefahrenen Markt neue Impulse gab.
Was kann man mit diesen Marken anfangen?
Man stelle sich das also einmal vor. Ein Mensch oder eine Firma erwirbt eine Marke, sagen wir "Eplus". Das dürfte dann wohl auch für die Schreibweisen "eplus", "e-plus", "E-Plus" oder "E-Plus+" gelten? Dann könnte dieser Käufer alle Leute im Lande, die aus alter Gewohnheit noch den Begriff "Eplus" im geschäftlichen Verkehr verwenden, die vielleicht noch original "Eplus" Reklame am oder im Laden hängen haben (alleine in Berlin gibt es noch einige davon), die vielleicht noch alte Tarifflyer oder Poster aus Nostalgie behalten haben, "abmahnen"? Ein unschlagbares Geschäftsmodell und möglicherweise legal.
Wer ist künftig Vertragspartner von Aldi-Talk-Kunden?
Schauen Sie mal als Aldi-Talk Kunde in Ihre Unterlagen (Seite 28) [Link entfernt] . Sie sind (nach wie vor) Kunde der E-Plus-Service GmbH (EPS) in Potsdam. Wird diese Firma dann ihren Namen wechseln (müssen)? Viele Fragen.
Wer könnte das kaufen?
Wer könnte so eine Marke kaufen? Die Konkurrenz? Könnte also - sagen wir mal - Vodafone oder Telekom oder ein Service-Provider die Marke Eplus erwerben und dann unter diesem Namen einen neuen Tarif oder eine Tariffamilie auflegen? Mit den Details betraute Personen sagen "nein, das wäre juristisch abgesichert, dass kein Unternehmen aus dem Telekommunikationsumfeld zum Zuge kommt". Wir wissen es nicht, ob das funktionieren kann.
Wie teuer wären diesen Marken?
Was könnte eine solche Marke kosten? Die Antwort eines Branchenkenners: Das können Hunderttausende bis Millionen Euro sein. Nur wer könnte das kaufen? Wenn der Gebrauch im Telekommunikationsumfeld juristisch #erschwert oder verhindert würde, könnte also jemand seinen neuen Müsli-Riegel "Eplus", "Loop" oder "Genion" nennen? Oder ein Szene-Getränk oder hippe Klamotten?
Für einen potenziellen Abmahner dürfte das Risiko hoch sein, erst einmal 6- oder 7-stellige Summen zahlen zu müssen, um dann vielleicht bei seinen Abmahnungen höchstrichterlich "ermahnt" zu werden. Denn die oft übliche Abmahnpraxis wird in der Politik schon länger "kritisch beäugt", könnte also durch eine Gesetzesänderung künftig noch weiter eingeschränkt werden. Aber könnte es doch passieren? Wir wissen es nicht.
Warum wird das verkauft?
Bleibt die Frage: Warum verkauft die Telefónica diese Marken? Die Antwort (siehe oben): Weil sie diese Marken nicht mehr nutzen und damit nicht mehr brauchen. Oder klarer formuliert: Weil sie etwas Wert sind. Oder drastischer formuliert: Weil sie das Geld gut gebrauchen können.
Spätfolgen eines Preiskriegs bei steigenden Kosten
Und jetzt wird es politisch: Die von vielen Kunden bis heute emotional nicht wirklich akzeptierte Fusion von Eplus und o2 war eine Spätfolge eines gigantischen Kostendrucks durch Tiefstpreise im Markt und steigende Anforderungen an den Netzausbau. Jetzt haben wir wieder vier Anbieter. Und solche Aktionen, wie auch der geplante Verkauf der Senderstandorte (um sie anschließend zurückzumieten), zeigt, wie knapp das Geld derzeit bei einigen Anbietern ist. Geht das Spiel jetzt von vorne los? Werden wir bald wieder "nur noch" drei oder eines Tages gar nur noch "zwei" Anbieter sehen?
Falls Sie sich "Ihre" Marke ersteigern möchten: Unter www.brandvillage.com haben Sie dazu Gelegenheit. Seien Sie aber nicht allzu enttäuscht, wenn Sie mit Geboten von wenigen (Hundert oder Tausend) Euro höchstwahrscheinlich nicht zum Zuge kommen werden.
Wir sind gespannt, ob und an welchen Käufer diese Marken gehen werden.