Telekom: Internet fürs Flugzeug ist fertig und wird getestet
Das European Aviation Network ist fertig
Bild: Telekom
Auch in Flugzeugen soll Breitband-Internet für alle Flugreisenden zum Standard werden. Welche immensen technischen Herausforderungen dahinterstecken, wurde klar, als die Telekom mit ihren Projektpartnern im Jahr 2015 das Projekt vorstellte. Heute gaben die Telekom, Inmarsat und die Nokia-Netzwerksparte in einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt: Das European Aviation Network (EAN) ist fertig aufgebaut und wird ab jetzt getestet. Erste Airlines könnten es noch in diesem Jahr kommerziell für Fluggäste anbieten.
Das European Aviation Network ist fertig
Bild: Telekom
In den vergangenen Jahren hatten die Unternehmen immer wieder über den Fortgang des Projekts informiert: Europaweit waren 300 LTE-Standorte aufzubauen und es wurden zwischenzeitlich immer wieder Testflüge durchgeführt. Nach erfolgreichen Tests der Satelliten-Anlage wurde bekannt, welche ersten Airlines am EAN interessiert sind.
Ein LTE-Netz, das die ganze Fläche Europas bedeckt
In der heutigen Pressekonferenz wurde nochmals deutlich, welche enormen technischen Herausforderungen zu bewältigen waren. Flugzeug-Insassen erwarten eine nahtlose Internet-Verbindung, egal ob das Flugzeug gerade startet, landet, am Boden steht oder fliegt. Der WLAN-Hotspot im Flugzeug ist daher mit zwei Antennenarten verbunden: Mit einer LTE-Antenne für eine Versorgung vom Boden aus bis 10 Kilometer Höhe sowie mit einer Inmarsat-Satelliten-Antenne für die Internet-Versorgung oberhalb dieser Marke.
Eine komplexe Elektronik schaltet je nach Flughöhe flexibel zwischen LTE- und Satelliten-Signal um, sodass der Fluggast in der Kabine eine möglichst unterbrechungsfreie WLAN-Versorgung hat, beispielsweise für Musik- und Videostreaming-Dienste. British Airways wird übrigens die erste Airline sein, die Geschäftskunden über das EAN Internet im Flugzeug anbietet. Auch die Lufthansa hat bereits Interesse angemeldet. Entscheidet sich eine Airline zur Implementierung des EAN, soll für die Umrüstung eines einzelnen Flugzeugs nur eine einzige nächtliche Flugpause notwendig sein.
Während der heutigen Präsentation erläuterte ein Telekom-Sprecher, dass die 300 Basisstationen für das EAN in allen 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie in der Schweiz und Norwegen aufgestellt wurden und betriebsbereit sind. Dabei handele es sich um das erste europaweit integrierte LTE-Netz. Ein Nokia-Sprecher erläuterte, die speziellen LTE-Antennen hätten nach oben eine quasi kegelförmige Abstrahlung von rund 10 Kilometer Höhe und bis zu 150 Kilometer in der Breite. Das LTE-Netz würde also tatsächlich den kompletten europäischen Kontinent abdecken.
Das LTE-Bodennetz nutzt laut der Telekom dabei übrigens Frequenzbereiche, die keinem anderen LTE-Netzdienst zugewiesen sind. Es soll also nie der Fall eintreten, dass das Bodennetz nicht erweitert werden kann, weil kein Frequenzspektrum mehr zur Verfügung steht.
Die Herausforderung: Der Luftraum über Europa ist so voll wie sonst nirgends auf der Welt
Bild: Inmarsat
Passagiere: Lieber Internet als eine Mahlzeit an Bord
Die Übertragungsrate bei Verbindungen zu Flugzeugen wird bei ungefähr 75 MBit/s liegen, in Tests haben die Latenz der Datenverbindung bei unter 100 ms gelegen. Dabei sind die technischen Herausforderungen enorm: Der europäische Luftraum ist so vollgestopft mit Linienflugverbindungen wie sonst kein Luftraum weltweit. In Europa würden täglich 22 500 Flüge stattfinden - mit einer Gesamtzahl von 500 Millionen Passagieren pro Jahr. Und die Internet-Verbindung muss auch noch bei bis zu 1200 km/h in 10 Kilometer Höhe stabil bleiben.
Aus Umfragen haben die Projektpartner erfahren, dass sich 80 Prozent der europäischen Fluggäste eine Breitband-Internetverbindung an Bord von Flugzeugen wünschen. 69 Prozent der Passagiere wären bereit dazu, auch extra dafür zu bezahlen. Und 54 Prozent der Befragten wäre eine Breitbandverbindung an Bord wichtiger als eine Mahlzeit während des Flugs.
Auf die Frage, was das Internet per EAN an Bord kosten würde, hielten sich die Vertreter der beteiligten Firmen heute noch mit Prognosen zurück. Die Abrechnung für das Internet an Bord würde komplett der Airline übertragen und diese würde dann auch über die Preise und Abrechnungsmodelle entscheiden. Der Telekom-Sprecher wies aber darauf hin, dass Mobilfunk-Netzbetreiber das EAN in die Liste ihrer Roaming-Partner aufnehmen könnten. Die WLAN-Internetverbindung per EAN könnte in teureren Tarifen oder auch in speziellen Geschäftskunden-Tarifen also bereits im Grundpreis mit inbegriffen sein - doch das ist alles noch Spekulation.
teltarif.de wollte wissen, ob das Internet per EAN dann auch bei Billigflug-Airlines angeboten wird. Zur Antwort gab man, dass das Produkt selbstverständlich allen Airlines angeboten werden, es sei aber natürlich deren Entscheidung, ob es in die eigene kalkulatorische Planung der Fluggesellschaft passt oder nicht.