Telekom-Vorstand: Tim Höttges 10 Jahre im Amt
2015 wurde der erste Hybrid-Router vorgestellt, der unter MagentaZuHause Hybrid langsames Festnetz mit LTE-Mobilfunk kombinieren konnte. Der große Haken an der Geschichte: Wer das nutzen wollte, musste direkter Kunde der Telekom sein oder werden. An konkurrierende Anbieter verkaufte die Telekom dieses Angebot nicht. Entsprechende Klagen wurden abgewiesen. Auch verschiedene Routerhersteller, die dafür Endgeräte anbieten wollten, bissen auf Granit. Die ersten Telekom-Router, die das konnten, wurden in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Huawei entwickelt. Später wurde zum Hersteller Sagemcom (Frankreich) gewechselt.
In den USA war die erweiterte TMUS der drittgrößte Mobilfunkanbieter nach Verizon und AT&T geworden und hatte Sprint überholt, die damals noch eigenständig waren.
Die Telekom stellte ihre IP-Netzstrategie vor, die zuerst in Kroatien, Ungarn und der Slovakei technisch umgesetzt wurde.
Für 900 Millionen übernahm die Telekom die restlichen Anteile der Slovak Telekom vom dortigen Staat.
Ende 2015 wurde ein Teil von T-Online an das Unternehmen Ströer verkauft und dafür ein Anteil an diesem "Stadtmöblierer" erworben. Dieser Deal ist technisch kompliziert und doch reizvoll. Die populären E-Mail-Adressen "@t-online.de" werden weiter von der Telekom technisch und administrativ betreut. Nur die Nachrichten-Inhalte auf www.t-online.de stehen unter der Verantwortung von Ströer, die dort ein in der Medienwelt stark beachtetes Nachrichten- und Infoportal betreiben.
Die Infotafeln der Ströer KGaA sind an strategisch interessanten Punkten zu finden.
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Unter Stadtmöblierung versteht man die beleuchteten Werbetafeln in Innenstädten oder an Ausfallstraßen. Der Deal hat einen Sinn: Diese Werbetafeln sind ideale Standorte für Small-Cells zur Netzverdichtung und sie sind bereits mit Strom oder sogar schon mit Glasfaser versorgt.
Zu Ströer gehört übrigens auch die Ranger Communications, deren gefürchteten Door-2-Door-Vertriebler von Haustür zu Haustür eilen, um den Kunden Telefonanschlüsse oder ähnliches zu verkaufen. Nicht immer sind die Betroffenen vom Verhalten der Vertriebsmitarbeiter begeistert oder überzeugt.
In England war die Telekom-Tochter T-Mobile durch den Kauf von One2One in den dortigen Mobilfunkmarkt eingestiegen und hatte das Angebot später gemeinsam mit der französischen Orange (ursprünglich von einem Deutsch-Briten gegründet) zur EE (= Everything Everywhere) fusioniert. 2016 wurde das Unternehmen EE an die Britisch Telecom verkauft. Durch einen Aktientausch plus Bargeld wurde die Deutsche Telekom auf einmal mit 12 Prozent Anteilseigener an British Telecom. Der politisch unsinnige Brexit verdarb der Telekom weitere Entwicklungspläne in Großbritannien gewaltig. Die Angst vor den "Hunnen" (= die Deutschen) ist in England heute noch allgegenwärtig.
2016
2016 war das Jahr von EntertainTV, das mit neuem Design und einer Replay-Funktion aufgewertet wurde.
Ende des Jahres wurden alle Service-Aktivitäten der Telekom in eine eigene "Einheit" bei der TDG gebündelt. Die TDG ist die Telekom Deutschland GmbH, die alle Aktivitäten in Deutschland durchführt.
Schon im Frühjahr war die Partnerschaft mit der koreanischen SK Telecom (SKT) vertieft worden. Korea gehörte zu den Pionieren bei 5G-Netzen und IoT (Internet der Dinge).
2017
2017 wurde der indisch-stämmige Manager Srini(vasan) Gopalan zum Vorstand Europa der Deutschen Telekom AG berufen.
Die Telekom-Tochter DeTeMedien, die bisher die Herausgabe der gedruckten Telefonbücher verantwortete, wurde an ein Konsortium mittelständischer Verlage verkauft. Noch gibt es gedruckte Telefonbücher, sie werden aber immer dünner, weil sich viele Kunden aus Angst vor "Spam-Anrufen" aus den Büchern austragen oder nicht mehr neu eintragen lassen.
Nicht nur DeTeMedien, auch die Reste der "Scout24"-Kette (Dating, Auto, Immobilien etc.) wechselten endgültig den Besitzer. Im Telekom Vorstandsbereich wurde das Ressort VTI gegründet, was für "Technologie & Innovation" steht. Als neue Vorständin für diesen Bereich wurde Claudia Nemat ernannt. Das bisherige Ressort "Europa und Technik" wurde seitdem als "Europa" weitergeführt.
2017 war auch das Jahr von StreamOn. Für den Kunden war das eine Quasi-Flatrate im mobilen Internet, allerdings nur zu Anbietern oder Angeboten, die vorher mit der Telekom entsprechende Abkommen geschlossen hatten. Damit wurden aber Anbieter, die kein Abkommen hatten oder die geforderten technischen Voraussetzungen nicht erfüllen konnten oder wollten, diskriminiert, und schließlich landete die Geschichte vor dem Europäischen Gerichtshof, der die Sache kippte.
Im gleichen Jahr wurde der Rollout von "LTE überall" gestartet, schon in der Gewissheit, dass ab 2020 die fünfte Generation (5G) folgen würde.
Der Internet-Hosting-Provider Strato hatte eine Zeitlang der Telekom gehört, er ging für 600 Millionen Euro an die United Internet AG, deren bekannteste Marken 1&1 (und Ionos) sein dürften.
2018
2018 waren vier Jahre rum, Tim Höttges wurde als Gesamtvorstand bis zum 31.12.2023 "wiederbestellt". Seit 2018 melden die Finanzkennzahlen der Telekom "ununterbrochenes EBITDA Wachstum". Erstmalig lud die Telekom zu sogenannten CapitalMarketDays ein, die sich an Finanzinvestoren und Analysten richten. In Polen wurde ein Großhandelsvertrag (Wholesale) unterzeichnet, der T-Mobile Polen (TMPL) den Zugang zu 1,7 bis 4 Millionen Haushalten per Glasfaser für die nächsten 20 Jahre ermöglicht.
Bereits Ende 2018 wurde die 5G-Strategie der Telekom vorgestellt. Das Ziel: 99 Prozent der Bevölkerung, sowie 90 Prozent der Fläche mit 5G im Jahre 2025 zu erreichen. Was die Bevölkerung betrifft, reklamiert die Telekom aktuell bereits 96 Prozent. Für den Rest der Fläche gibt es aber noch einiges zu tun.
Ein von den Vorgängern von Höttges geerbtes Problemkind war und ist T-Systems, intern mit TSI bezeichnet. 2018 wurde der US-Amerikaner Adel Al-Saleh zum Vorstand bestellt, der das als "unregierbar" geltende Unternehmen ziemlich auf den Kopf stellte. In Österreich kaufte die Telekom den dortigen Kabel-TV-Anbieter UPC-Austria von Liberty Global ab. An der Kasse waren 1,8 Milliarden Euro in bar zu entrichten.
Auf Seite 3 betrachten wir die Jahre 2019 und danach.