1&1: So geht es weiter mit dem "vierten Netz"
1&1 betreibt das vierte deutsche Mobilfunknetz. Startete das Unternehmen zunächst mit einer Handvoll Sendemasten, verriet das Unternehmen auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, dass es inzwischen eine dreistellige Anzahl an Mobilfunk-Basisstationen betreibt. Gar mehr als 1000 Standorte konnte sich der neue Netzbetreiber mittlerweile sichern. Nun gilt es, an diesen Masten bzw. Stationen auf Hausdächern Antennen- und Transceiver-Technik zu installieren und die Basisstationen an das Kernnetz anzuschließen.
Michael Martin, Vorstand Mobilfunknetz von 1&1
Foto: 1&1
In der Vergangenheit verlief der Netzausbau deutlich langsamer als geplant. Das hatte teilweise auch logistische Gründe. So sei es vorgekommen, dass ein Partnerunternehmen eine neue Basisstation an Standort A in Aussicht gestellt hat. 1&1 bestellte dorthin eine Glasfaserleitung, um den Sender mit dem Kernnetz zu verbinden. Dann aber habe der Ausbaupartner kurzerhand erklärt, zwar wirklich einen neuen Standort für 1&1 gefunden zu haben - allerdings an Ort B anstatt A. Die Glasfaser lag dann am falschen Ort.
National Roaming mit Vodafone in Arbeit
Abseits des weiteren Netzausbaus sei derzeit das National Roaming mit Vodafone in Arbeit, wie Michael Martin, CEO 1&1 Mobilfunk GmbH, im Gespräch mit teltarif.de erläuterte. Dabei arbeiten beide Netzbetreiber nach 1&1-Angaben bei der Umsetzung zusammen. Rund 200 verschiedene Testcases müssen den Angaben zufolge dabei berücksichtigt werden. Im Sommer soll das National Roaming einsatzbereit sein. Dann werden neue Verträge mit Vodafone statt Telefónica als Roamingpartner realisiert und Bestandskunden ins Netz des neuen Partners umgeschaltet.
Bis das National Roaming mit Vodafone "steht", werden Bestandskunden weiterhin ins eigene Netz mit Telefónica als Partner "umgezogen". Es bleibe nicht aus, dass diese irgendwann erneut automatisch wechseln und anstelle des Telefónica-Netzes dann über Vodafone telefonieren und surfen, wenn das eigene Netz von 1&1 nicht zur Verfügung steht. Dabei sei klar, dass sich für einige Kunden die Netzabdeckung verbessert, es für andere Nutzer aber - je nach Funkversorgung an deren Aufenthaltsorten - zu Verschlechterungen kommen kann.
Für Bestandskunden, die bereits im Vodafone-Netz telefonieren und surfen, müssen neue SIM-Karten ausgegeben werden. Die Möglichkeit der Umprogrammierung über das Mobilfunknetz, wie sie bei Kunden im o2-Netz praktiziert werde, sei hier nicht möglich. Wann die Umstellung aller Kunden ins eigene Netz von 1&1 abgeschlossen sein soll, verriet das Unternehmen noch nicht.
Bekanntes Problem: USSD-Codes funktionieren nicht immer
Bei 1&1 bekannt ist das Problem, dass die USSD-Codes für das Einrichten, Löschen und Ändern von Rufumleitungen derzeit mit den Android-Smartphones einiger Hersteller nicht funktioniert. Hier seien Software-Updates seitens der Gerätehersteller erforderlich. Man warte auf das Samsung-Update. Bei Xiaomi sei ebenfalls eine Korrektur geplant. Keine Probleme gebe es indes mit dem Apple iPhone.
Genaue Daten zum Netzausbau, wie wir sie in einer wöchentlichen Übersicht von Telekom, Vodafone und Telefónica veröffentlichen, will 1&1 vorerst weiterhin nicht nennen. Man wolle die Kunden nicht verunsichern, die dann möglicherweise denken, in anderen Regionen sei es noch nicht möglich, mit SIM-Karten aus dem "vierten Netz" zu telefonieren und zu surfen. Generell sieht 1&1 das Thema kritisch, solange das Unternehmen keine Frequenzen in niedrigeren Bereichen, etwa 800 oder 900 MHz, zur Verfügung hat. Hintergrund ist die auf hohen Frequenzen physikalisch bedingt stark eingeschränkte Indoor-Versorgung.
In einer weiteren Meldung geht es um die Frage, ob 1&1 bei der Frequenzvergabe diskriminiert wird.