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Nach Kritik: Apple lenkt bei Gebühren für App-Entwickler ein

Nach der von der EU erzwun­genen Öffnung des iPhones für alter­native App-Markt­plätze hat Apple eine neue "Kern­tech­nolo­gie­gebühr" einge­führt. Nach Kritik von Entwick­lern lenkt Apple nun teil­weise ein.
Von dpa /

Apple wird die Entwickler von Anwen­dungen nicht im ursprüng­lich geplanten Umfang mit einer Kern­tech­nolo­gie­gebühr zur Kasse bitten. Nach einem kriti­schen Feed­back aus der Entwick­ler­gemein­schaft führte Apple am Donnerstag mehre Ausnahmen ein, bei denen diese Grund­gebühr nicht mehr fällig werden oder nied­riger ausfallen soll.

Neben Apple-Wett­bewer­bern wie Spotify hatten sich vor allem Anbieter von kosten­losen Apps über die neue Gebühr nach der von der EU erzwun­genen Öffnung des App-Marktes für das iPhone beschwert. Außerdem hatte die EU-Kommis­sion erklärt, die Gebühren von Apple zu über­prüfen.

Diese Entwickler sind von der Gebühr befreit

Aktuelles Apple-Flaggschiff: iPhone 15 Pro Max Aktuelles Apple-Flaggschiff: iPhone 15 Pro Max
Bild: teltarif.de
Nach den im Januar verkün­deten Geschäfts­bedin­gungen beträgt die "Core Tech­nology Fee" für App-Entwickler 50 Euro-Cent für jede App-Instal­lation pro Jahr, sobald eine Schwelle von einer Million Instal­lationen über­schritten ist. Bei Anbie­tern von erfolg­rei­chen Kostenlos-Apps hätte dies zu einer Belas­tung von mehreren zehn­tau­send Euro im Monat führen können, ohne dass den Gebühren auch Einnahmen entge­gen­stehen, rech­nete der in der Entwick­ler­szene bekannte Program­mierer Steve Troughton-Smith in einem Beitrag auf Mast­odon vor. Daniel Ek, Chef von Spotify, kriti­sierte die neue Gebühr im Kontext der Neuord­nung des App-Geschäfts wegen der EU-Regeln als "Erpres­sung".

Nach den am Donnerstag verkün­deten Spiel­regeln von Apple müssen künftig nicht-kommer­zielle Entwickler, die keinerlei Einnahmen erzielen, von sofort an keine "Kern­tech­nolo­gie­gebühr" mehr zahlen. Das bedeute, dass Studenten, Hobby­isten und andere Entwickler, die kosten­lose Apps ohne jegliche Gewinn­erzie­lungs­absicht anbieten und die keine globalen Geschäfts­ein­nahmen haben, von der Gebühr befreit würden.

Erleich­terungen für klei­nere App-Anbieter

Apple geht oben­drein auf klei­nere kommer­zielle App-Anbieter zu. Entwick­lern, deren App noch nie die Schwelle von einer Million Erst­instal­lationen pro Jahr über­schritten hat, gewährt Apple nun "eine drei­jäh­rige Anlauf­zeit für die Zahlung der Kern­tech­nolo­gie­gebühr". Inner­halb dieses Zeit­raums muss ein Entwickler das Entgelt nicht zahlen, solange sein Gesamt­umsatz unter zehn Millionen Euro liegt. Wächst der Umsatz in den drei Jahren auf 10 bis 50 Millionen Euro an, muss der Entwickler die Kern­tech­nolo­gie­gebühr zahlen. Aller­dings gilt dann eine Ober­grenze von einer Million Euro pro Jahr. Über­schreitet der Umsatz in diesem Zeit­raum die Schwelle von 50 Millionen Euro, wird der App-Anbieter voll zur Kasse gebeten.

In der Vergan­gen­heit konnten Nutzer eines iPhones nur Anwen­dungen aus dem App Store von Apple instal­lieren. Nach den recht­lichen Vorgaben durch das neue EU-Gesetz für Digi­tale Märkte (Digital Markets Act/DMA) müssen inzwi­schen aber große und domi­nante Anbieter, soge­nannte Gate­keeper, App Stores anderer Anbieter zulassen. Dazu gehört Apple. Zuletzt hatte die EU-Kommis­sion die Zwangs­öff­nung auch auf den Apple-Tablet-Computer iPad ausge­dehnt. Der US-Konzern erklärte nun, man werde die neuen Vorgaben für das iPad bis zum Herbst umsetzen.

Apple stellte Ankün­digungen zu KI in Aussicht

Apple stellt nach einem Umsatz­rück­gang zu Jahres­beginn baldige Ankün­digungen bei Künst­licher Intel­ligenz in Aussicht. Der Konzern sehe große Chancen in dem Bereich und werde in den kommenden Wochen mehr dazu sagen, betonte Apple-Chef Tim Cook. Für den 7. Mai wird die Vorstel­lungen neuer iPad-Modelle erwartet, Anfang Juni steht dann die Entwick­ler­kon­ferenz WWDC mit dem Ausblick auf künf­tige Funk­tionen für Apple-Geräte an.

Apple setzte KI-Funk­tionen zwar seit Jahren unter anderem bei den Kameras seiner iPhones ein. Bei der soge­nannten gene­rativen KI, die selbst digi­tale Inhalte erzeugen kann, wird dem Konzern in der Branche aber ein Rück­stand zu Pionieren wie dem ChatGPT-Erfinder OpenAI beschei­nigt.

Schlech­tere iPhone-Verkäufe im vergan­genen Quartal

Im vergan­genen Quartal drückten schlech­tere iPhone-Verkäufe den Konzern­umsatz von Apple nach unten. Für das laufende Quartal sagte der Konzern dagegen ein Umsatz­plus im nied­rigen einstel­ligen Prozent­bereich voraus. Auffal­lend dabei: Im Geschäft mit Dienst­leis­tungen und iPad-Tablets stellte der Konzern jeweils zwei­stel­lige Zuwächse in Aussicht, zum iPhone gab es dagegen keinen Ausblick. Das iPhone ist das mit Abstand wich­tigste Apple-Produkt, das auch die Verkäufe in anderen Berei­chen ankur­belt. Den Anle­gern versüßte Apple die Zahlen mit der Ankün­digung von Akti­enrück­käufen im Volumen von bis zu 110 Milli­arden Dollar - das bisher größte Programm dieser Art. Die Aktie stieg im nach­börs­lichen Handel um gut sechs Prozent.

Spät­folgen der Corona-Pandemie

Die Rück­gänge im vergan­genen Quartal kamen nicht uner­wartet - und waren auch eine Spät­folge der Corona-Pandemie. Im Vorjah­res­quartal hatte eine aufge­staute Nach­frage nach dem iPhone 14 Pro die Verkäufe hoch­getrieben - und zwar nach Schät­zung von Apple um nahezu fünf Milli­arden Dollar. Der Grund: Im Weih­nachts­geschäft 2022 konnten viele Inter­essenten das Top-Modell nicht kaufen, weil Corona-Lock­downs in China die Produk­tion bremsten. Jetzt waren alle Versionen des aktu­ellen iPhone 15 im vergan­genen Feier­tags­quartal normal verfügbar. Dadurch lief das Geschäft zum Jahres­start 2024 wie gewohnt etwas ruhiger. Der iPhone-Umsatz sank im Jahres­ver­gleich um rund 10,5 Prozent auf 45,96 Milli­arden Dollar, wie Apple nach US-Börsen­schluss am Donnerstag mitteilte. Das lag nur knapp unter der durch­schnitt­lichen Erwar­tung der Analysten.

China-Geschäft im Fokus

Im Fokus der Wall Street steht auch das China-Geschäft, wo unter anderem das iPhone zuletzt stärker die Konkur­renz einhei­mischer Marken zu spüren bekam, einschließ­lich eines dort wieder­erstarkten Huawei-Konzerns. Die Apple-Erlöse in der Region sanken um acht Prozent auf knapp 16,4 Milli­arden Dollar. Das war besser als viele Markt­beob­achter erwartet hatten. Cook betonte, dass ohne den 14-Pro-Effekt das iPhone-Geschäft auf dem chine­sischen Fest­land gewachsen wäre - und man eher bei anderen Produkten die Haus­auf­gaben machen müsse. Im Dienst­leis­tungs­geschäft sowie bei Mac-Compu­tern verbuchte Apple im Jahres­ver­gleich ein Umsatz­plus. Beim iPad gab es dagegen einen deut­lichen Rück­gang. Zahlen zu der im Februar in den USA gestar­teten Computer-Brille Vision Pro nannte Apple nicht.

Sieben Prozent der App-Store-Erlöse in der EU

Insge­samt sank der Konzern­umsatz im Jahres­ver­gleich um vier Prozent auf 90,75 Milli­arden Dollar. Der Konzern über­traf damit immer noch die Erwar­tungen der Analysten, die im Schnitt mit rund 90 Milli­arden Dollar Umsatz gerechnet hatten. Der Gewinn sank um gut zwei Prozent auf rund 23,64 Milli­arden Dollar (22 Mrd Euro).

Auf die Frage nach den Folgen des App-Store-Umbaus in der EU wegen des Digi­tal­gesetzes DMA sagte Cook, es sei noch zu früh für eine Einschät­zung dazu. Apple hatte im März alter­native App-Stores für das iPhone zulassen müssen. Der Konzern sieht darin ein Sicher­heits­risiko für die Nutzer, das man mini­mieren wolle. Zugleich könnte Apple mit den Neue­rungen ein Teil der bishe­rigen Abgaben von 15 bezie­hungs­weise 30 Prozent der Ausgaben für Apps, Abos und andere digi­tale Käufe entgehen. Der Konzern signa­lisierte der Börse aber bereits vor drei Monaten, dass es nicht um enorme Beträge gehe: Apple erwirt­schafte in der EU rund sieben Prozent seiner App-Store-Erlöse, sagte Finanz­chef Luca Maestri.

In einer weiteren Meldung lesen Sie: Google schaltet KI-Erwei­terungen für Deutsch­land frei.

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