ARD-Spartenkanäle auf Prüfstand - IFA wird eingespart
ARD streicht IFA-Auftritt
Foto: teltarif.de
Die IFA ist ab 2023 wohl endgültig keine "Internationale Funkausstellung" mehr. Diesen Namen hat die Messe schon 2004 abgelegt, um sich breiter aufzustellen. Allerdings gehen der Messe allmählich die Aussteller verloren, die die "Funkausstellung" einmal geprägt haben. Nachdem das ZDF schon seit einigen Jahren der IFA fernbleibt, hat nun auch die ARD beschlossen, ihr IFA-Engagement zu beenden.
ARD-Vorsitzender Tom Buhrow: "Wir treiben die Reformen in der ARD weiter voran und setzen unsere Priorität im Digitalen. Dafür müssen wir uns auf andere Bereiche fokussieren und Mittel umschichten. Die ARD war über viele Jahre gerne zu Gast bei der IFA und hat sich dort dem Publikum präsentiert. Nun ist die Zeit für neue Dialogformate, um unmittelbarer und kontinuierlich mit allen Menschen im Gespräch zu bleiben."
Große Shows, wie sie die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten früher im Sommergarten auf dem Berliner Messegelände produziert haben, gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Schon in diesem Jahr fiel der IFA-Auftritt von ARD und Deutschlandradio kleiner als gewohnt aus. Anstelle der IFA will der Verbund der Landesrundfunkanstalten künftig die re:publica nutzen, "um einem jüngeren und digital-affinen Publikum das vielfältige Angebot der ARD zu präsentieren", wie es in einer Mitteilung heißt.
Spartenkanäle auf dem Prüfstand
ARD streicht IFA-Auftritt
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Die ARD will darüber hinaus ihr Spartenkanal-Angebot perspektivisch überprüfen. Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow sprach heute im Berliner Abgeordnetenhaus über das Thema Verlagerung von klassischem TV-Angebot mit fortlaufendem Programm zu Angeboten im Internet - ohne genaue Pläne zu nennen, welchen oder welche der Spartenkanäle er meinte. Nach ARD-Angaben gibt es noch keine Entscheidung.
Die Bundesländer wollen per Staatsvertrag den öffentlich-rechtlichen Sendern und deren Aufsichtsgremien mehr Entscheidungsfreiheit einräumen, ob speziell Spartenkanäle weiterhin ein klassisches Programmschema haben, ganz oder teilweise eingestellt oder in Angebote im Internet gleichartigen Inhalts überführt werden sollen.
Der Staatsvertrag muss noch die Länderparlamente passieren, um in Kraft treten zu können - voraussichtlich im nächsten Jahr. Hintergrund der Flexibilisierung beim Angebot ist auch das veränderte Nutzerverhalten mit steigender Nachfrage nach digitalen Angeboten.
Während ZDF-Intendant Norbert Himmler vor Tagen klargemacht hatte, dass das ZDF an seinen beiden Spartensendern ZDFneo und ZDFinfo mit fortlaufendem TV-Programm weiter festhalten werde, sagte Buhrow mit Blick auf das Flexibilisierungs-Instrument im Staatsvertrag: "Das werden wir nutzen." Er verwies auch auf ein Gespräch der ARD-Intendanten, die sich am Dienstag in Potsdam trafen.
Veränderungen für One denkbar?
In seiner Funktion als WDR-Intendant sagte Buhrow im Kontext Flexibilisierung zum ARD-Programm One, das in der Verantwortung des WDR liegt: Er werde sich "absolut vorurteilsfrei" im neuen Jahr anschauen, ob One eine Möglichkeit dafür sei. Das sage er als jemand, der beweisen wolle, dass man und auch er persönlich als WDR-Intendant etwas loslassen könne.
Buhrow erläuterte vor den Berliner Abgeordneten im Medienausschuss auch: Bei manchen Angeboten, die die Sender über Lizenzen erwerben, gebe es bislang die Vorgabe, sie zunächst linear auszustrahlen, bevor sie im Netz verfügbar gemacht werden können. Er bezeichnete dies als anachronistisch. Buhrow ist noch bis Jahresende ARD-Vorsitzender, danach übernimmt den Posten, der unter den ARD-Häusern rotiert, der Intendant des Südwestrundfunks (SWR), Kai Gniffke.
Mehr Zusammenarbeit
Die Landesrundfunkanstalten wollen künftig nicht nur in Verwaltung, Produktion und Technik Synergien schaffen, sondern auch im Programm noch stärker ihre Kräfte bündeln. Dafür sollen in einem ersten Schritt senderübergreifend Kompetenzen in den Bereichen Klima, Verbraucher und Hörspiel zusammengeführt werden. Zudem sei es neben bisherigen TV-Spartenkanälen auch für Hörfunkangebote denkbar, anstelle der linearen Verbreitung auf digitale Formate zu setzen. Ebenfalls geplant ist eine Reduzierung der Social Media Accounts der ARD-Anstalten.
Im Zuge der 2021 beschlossenen ARD-Programmreform wurden allein in diesem Jahr im Gemeinschaftsprogramm 150 Millionen Euro ins Digitale umgeschichtet, dafür unter anderem der Sportetat um 50 Millionen Euro pro Jahr gekürzt. Die ARD-Mediathek soll gestärkt und inhaltlich weiter optimiert werden. So ist es unter anderem geplant, Inhalte nach Regionen zu sortieren. Zudem soll sich das On-demand-Angebot weiter personalisieren lassen.
Um sämtliche Reformprojekte der ARD sowie die digitale Transformation bis 2030 besser koordinieren und steuern zu können, haben die ARD-Intendanten die Einrichtung einer dauerhaften interdisziplinären Steuerungsgruppe beschlossen. Diese Steuerungsgruppe soll direkt und regelmäßig an die Intendanten berichten.
Wie bereits berichtet, droht der ARD eine Klagewelle durch die Deutsche Netzmarketing GmbH.