Günstig telefonieren: "Call by Call" bis 2024 verlängert
Ab und zu gibt es noch gute Nachrichten. Wer seinen Festnetz-Telefonanschluss bei der Deutschen Telekom hat und günstiger telefonieren möchte, kann sich freuen: Auch in den kommenden zwei Jahren können die Kunden weiterhin die „Sparvorwahlen“ Call by Call und wenn gewünscht auch Preselection (dauerhafte Voreinstellung) nutzen.
Die Deutsche Telekom und der Branchenverband VATM haben sich darauf verständigt, die sogenannten Betreibervorauswahlen bis zum Jahresende 2024 möglich zu machen. Das bisher geltende freiwillige Abkommen zwischen den beiden Partnern wird damit um weitere zwei Jahre verlängert.
Sparvorwahlen in der Pandemie und während des Ukraine-Krieges
Als die Sparvorwahl 010... eingeführt wurde, gabs noch Wählscheibentelefone
Foto: Picture Alliance / Jan-Philipp Strobel/dpa
Nach wie vor sind „Sparvorwahlen“ für viele Festnetzkunden der Telekom attraktiv. Bei beiden Diensten Call by Call und Preselection können Telekom-Kunden für einzelne Telefongespräche mit Vorwahl einer 010xy- oder 0100xy-Nummer einen anderen Verbindungsnetzbetreiber auswählen. Dieser leitet das Gespräch durch sein Netz und rechnet mit dem Endkunden ab.
„Wir verlängern gerne unsere Vereinbarung mit dem VATM. Solange Call by Call und Preselection im Markt nachgefragt werden und diese für uns wirtschaftlich umsetzbar sind, ermöglichen wir gerne weiterhin die vorhandene Angebotsvielfalt“, bekräftigt Pascal Koppetsch, der für die Telekom die Verhandlungen mit dem VATM begleitet hat. „In Zeiten der Pandemie und auch jetzt während des Ukraine-Krieges zeigt sich, dass die direkte Kommunikation ein elementares Grundbedürfnis vieler Menschen ist. Wenn durch Call by Call mehr Menschen miteinander reden, dann freuen wir uns, dazu mit unserer Vereinbarung auch weiterhin einen Beitrag leisten zu können“, stellt VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer fest.
Call by Call: Treiber der Marktliberalisierung
Ursprünglich hatten die beiden Dienste Call by Call und Preselection in der Anfangszeit des liberalisierten Telekommunikationsmarktes einen großen Anteil an der wettbewerblichen Preis-Entwicklung. Im Jahr 1998 wurde die Telekom im Zuge der Marktöffnung verpflichtet, ihren Endkunden Call by Call und Preselection anzubieten. Seit 2019 haben sich der Wettbewerberverband VATM und die Telekom auf ein freiwilliges Abkommen verständigt. Daher ist die Telekom von der Bundesnetzagentur in diesem Bereich nicht mehr regulatorisch zur Ermöglichung der Betreibervorauswahl verpflichtet.
Genutzt werden kann die neu getroffene Vereinbarung von Telekom und VATM ab sofort von allen Anbietern von Betreibervorauswahlen. Dies gilt nicht nur für die mehr als 170 im Verband organisierten Mitglieder. Sofern Interesse daran besteht, dieser Vereinbarung beizutreten, können sich Unternehmen bis Ende Juni beim VATM melden. Die Telekom werde den Dienst nur gegenüber denjenigen Unternehmen weiterhin erbringen, die über den VATM der Vereinbarung beigetreten sind.
Interconnect-Preise gestiegen
Wie eingeweihte Kreise gegenüber teltarif.de bestätigen, haben sich mit der neuen Vereinbarung die Zuführungsentgelte ("Transit-Interconnect") verdoppelt und auch der Preis pro Druckzeile auf der Telekom-Rechnung wurde deutlich erhöht. Eigentlich sollten die Call-by-Call-Verbindungen auf dem Einzelverbindungsnachweis (EVN) der Telekom erscheinen, es gibt aber auch Anbieter, die einen gesonderten Abruf über das Internet ermöglichen, in Einzelfällen (teltarif.de liegt ein Fall vor) sollen separate Aufstellungen sogar per Briefpost verschickt werden.
Call-by-Call-Tarife bei teltarif.de
teltarif.de veröffentlicht regelmäßig ausführliche Tarifinformationen für Call-by-Call-Nutzer. Wer einen älteren Telekom-Festnetz-Tarif hat, würde z.B. bei einem Anruf zu Mobilfunk noch 19 Cent pro Minute bezahlen, über Call by Call geht es für wenige Cent. Auch oder vor allem Telefonate ins Ausland können über Call by Call deutlich günstiger sein.
Wer den teltarif.de-Newsletter bezieht, bekommt die aktuell günstigsten Vorwahlen automatisch mitgeliefert. Diese gelten durch Tarifgarantien jeweils mindestens bis zum Erscheinen des nächsten wöchentlichen Newsletters.
Was ist nach 2024?
Branchenbeobachter hatten seinerzeit schon für Ende 2022 das Ende von Call by Call vermutet, nun wurde das Abkommen um zwei weitere Jahre verlängert. Wie es nach 2024 aussieht, ist derzeit noch nicht absehbar, eine Verlängerung ist möglich. Aktuell wird vermutet, dass nach 2024 dann wirklich Schluss sein könnte.
Besteht noch eine Preselection?
In den Boom-Zeiten von Call by Call und Preselection wurde gerne auch "ungefragt" eine Preselection auf verschiedene Kundenanschlüsse eingerichtet. Das bedeutet, dass über diese Anschlüsse automatisch immer über den alternativen Netzbetreiber telefoniert wird, weil die notwendige Sparvorwahl 010 automatisch eingestellt ist. Wer dann über die Telekom telefonieren will, muss 01033 als CbC-Vorwahl verwenden. Wer bei der Telekom schon eine Flatrate für Festnetzgespräche hat, würde bei Verwendung von Call by Call zusätzlich zahlen.
Ob eine Preselection eingestellt ist, kann auf zwei Wegen ermittelt werden: Durch Anruf der Rufnummer 0310 (ohne weitere Ziffern) erfährt man, ob man für Ferngespräche umgestellt ist und mit 0311 (ohne weitere Ziffern) für Ortsgespräche. Auch spricht für Preselection, wenn auf der Telefonrechnung regelmäßig Gebühren fremder Anbieter auftauchen, obwohl man selbst keine Sparvorwahl verwendet hat.
Neben der Kündigung beim Preselection-Anbieter muss auch bei der Telekom selbst die Preselection gekündigt werden. Diese Kündigung wird dann wichtig werden, wenn der eigene Preselection-Anbieter aus dem Rahmenabkommen des VATM aussteigen sollte. Andernfalls könnten Verbindungsversuche mit einer Fehlermeldung oder einem Dauerbesetztzeichen enden. Die Kündigung einer Preselection hat keine Auswirkungen auf die generelle Nutzbarkeit von Call by Call.
Kein Call by Call bei Magenta-Regio-Tarifen
Wer seine Rechnung von der Telekom bekommt und dort einen Magenta-Regio-Tarif gebucht hat, ist - technisch gesehen - kein direkter Kunde der Telekom, kann somit auch kein Call by Call nutzen. Die Telekom kauft in bestimmten Regionen die Leitungen und Leistungen im sogenannten Whole-Buy ein. Diese Rufnummern sind dann nicht bei der Telekom ("D001"), sondern beim Anbieter "D027" (QSC bisher Ventelo) gehostet. Die Vor-Vorwahl 010 ist bei diesen Anschlüssen nicht erreichbar.
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