Hochwasser-Katastrophe: Netze weiter stark beeinträchtigt
Hochwasseralarm: Wenn eine Straße zum reißenden Fluss wird, sind auch die Telefonleitungen "weg".
Foto: Picture Alliance - dpa
Sie ist auf allen Nachrichtenkanälen, die Hochwasser-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, wo leider Todesopfer zu beklagen sind; die genauen Zahlen könnten noch steigen.
Stromausfall hat Auswirkungen auf Mobilfunk
Hochwasseralarm: Wenn eine Straße zum reißenden Fluss wird, sind auch die Telefonleitungen "weg".
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Aufgrund der notwendigen Stromabschaltungen ist oft auch der Mobilfunk ausgefallen. teltarif.de hat bei allen drei großen Netzbetreibern angefragt, wie der Stand der Dinge ist.
Deutsche Telekom: Festnetz stark betroffen
Die Deutsche Telekom teilte zunächst mit, "dass unsere Gedanken bei allen von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Menschen sind".
Und weiter: "Die Wasser- und Geröllmassen im Ahrtal und der Eifel haben große Schäden an unserer Festnetz-Infrastruktur verursacht. Das betrifft insbesondere die abgesetzte Technik, also die bekannten 'grauen' Kästen an den Straßen und Bürgersteigen. Die Kollegen verschaffen sich gerade vor Ort einen genauen Überblick. Es gibt immer noch Orte, die wir noch nicht anfahren können oder dürfen." Und es gibt Orte, in denen die Telekom eine komplett neue Infrastruktur aufbauen muss, da dort ganze Straßen (mit den Leitungen der Telekom, die auch von anderen Netzbetreibern genutzt werden) weggerissen sind.
Nur wenige Vermittlungsstellen betroffen
Zum Glück sind nur wenige zentrale Vermittlungsstellen von Hochwasser betroffen. Hier liegt das Hauptproblem aber in den allermeisten Fällen an der fehlenden Stromversorgung, da die lokalen Energieversorger in solchen Ausnahmesituationen aus Sicherheitsgründen den Strom abschalten und die Notstromaggregate der Telekom nur begrenzt weiterhelfen können. Die "hochkritischen Betriebspunkte" sind mit Notstromaggregaten ausgestattet, die den Betrieb nach einem Stromausfall für 48 Stunden sicherstellen und bei Bedarf durch Betankung verlängert werden können.
Auch in punkto Mobilfunk liegt das zentrale Problem aktuell in der fehlenden Stromversorgung der Antennenstandorte. Hier sind im Ahrtal und der Eifel viele Standorte der Telekom wieder on air - es kommt aber immer noch zu temporären Ausfällen der Stromversorgung.
Gibt es einen wirksamen Schutz?
Die Festnetz- und Mobilfunk-Infrastruktur ist gegen "normale" Unwetter gut geschützt, stellt die Telekom fest, aber "gegen extreme Situationen wie im Ahrtal und der Eifel" gebe es "keinen wirksamen Schutz".
In den Katastrophengebieten ist jegliche Infrastruktur (Straßen, Brücken, Bahnlinien etc.) massiv beschädigt/zerstört worden. In punkto Mobilfunk benötigt die Telekom auch hier eine stabile Stromversorgung "für eine performante Situation" (damit es gut funktioniert) und muss in den besonders stark betroffenen Gebieten auch das Thema Statik (Standfestigkeit auf durchweichtem Untergrund) prüfen. Weiterhin prüft die Telekom in allen Fällen, ob mobile Sonderversorgungen über das unternehmenseigene Disaster Recovery Team möglich sein können. Dazu werden dann Spezialtransporter mit einer kompakten Basisstation herangefahren und provisorisch ans Netz angeschlossen.
Die Telekom betont, dass im Ahrtal und der (Vor-)Eifel ein Großteil der Mobilfunkstandorte wieder funktionsfähig sind. Das Festnetz ist aber in den genannten Regionen "weiterhin großflächig gestört", es werde mitunter Wochen dauern bis die letzten Störungen beseitigt werden können. Selbstverständlich stellt die Telekom als Ersatz mobile Lösungen zur Verfügung, "wo immer das geht".
Problemfall Rurtalsperre
Durch das kontrollierte Ablassen der Rurtalsperre (in Nordrhein-Westfalen) gibt es seit Mitternacht einen "neuen Störungsherd". Dort haben die Energieversorger im Abflussgebiet ebenfalls den Strom abgestellt. Dadurch sind momentan diverse Mobilfunkstandorte und Festnetzanschlüsse zumindest temporär ohne Verbindung.
Vodafone will alles Menschenmögliche tun
Vodafone teilte mit, dass das Unternehmen "alles Menschenmögliche" unternehme, damit "ihre drei Netze (Mobilfunk, DSL-Festnetz und Kabelnetz)" trotz des Unwetters möglichst stabil bleiben. Um den Netzbetrieb aufrechtzuerhalten, sind alle verfügbaren Kräfte rund um die Uhr im Einsatz.
Grundsätzlich stünden die drei Netze in allen Bundesländern weiterhin zur Verfügung. In einzelnen Hochwasserregionen kommt es naturgemäß zu lokalen Einschränkungen - etwa im Raum Köln / Aachen / Wuppertal und in der Eifel. Hier sind Technik-Standorte vom Stromnetz abgeschnitten oder durch die Wassermassen vom Vodafone-Netz abgetrennt.
Vodafone arbeite mit Hochdruck an der Reparatur bzw. an Ersatzschaltungen. So sollen zum Beispiel mobile Basisstationen und "Instant Networks" (Netzwerkkomponenten in einem Container fertig vorkonfiguriert) in die Krisengebiete gebracht werden.
Vodafone bittet die betroffenen Kunden um Entschuldigung für ihre vorübergehenden Unannehmlichkeiten. Man setze alle Kräfte daran, dass diese Kunden schnellstmöglich wieder ihren Anschluss nutzen können. Dabei sei dem Unternehmen bewusst, dass es nicht nur um die technische Wiederherstellung von lokalen Netzelementen gehe, sondern um Kunden, "die gerade in dieser besonderen Situation klare Kommunikationsbedürfnisse haben."
Telefónica: Fasse Dich kurz
Ein Sprecher von Telefónica bestätigte auf Anfrage von teltarif.de, dass keine Basisstationen verloren gegangen seien. Da die Akkus in den Stationen nur etwa 3-4 Stunden Reserven haben, seien einige Stationen nach der notwendigen Abschaltung der Stromversorgung ausgefallen. Man sei aber dabei, mit Notstromaggregaten die Stationen nach Möglichkeit wieder flott zu machen. Auch würden in Absprache mit dem Technischen Hilfswerk (THW) mobile Stationen aufgebaut, um eine Versorgung der Helfer zu ermöglichen.
Um die Netze nicht zu überlasten, riet der Telefónica-Sprecher dazu, "wie in alten Zeiten" nur kurze Telefonate zu führen.
Telefónica informiert seine Kunden über seinen Twitter-Kanal @telefonica_de über die aktuelle Lage.
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