Themenmonat IFA&Konvergenz Erklärung

So funktioniert ein Kabelnetz: Von der Multimediadose ins Netz

Lesen Sie, wie TV- und Internet-Signale in Ihre Wohnung kommen
Von Thorsten Neuhetzki

Von den Koax-Verstärkerpunkten aus wird das Signal dann durch weitere Verstärker zu den Fibre Nodes (Glasfaserverstärkerpunkte) transportiert, also so etwas wie den Einwahlpunkten der Kabel-Internet-Kunden. Der Fibre-Node ist für eine gewisse Zahl an Nutzern und Bandbreite ausgelegt. Sind in einem Gebiet besonders viele Kunden auf dem Breitbandnetz aktiv, so wird das Netz feinmaschiger aufgebaut, um den Kunden die bestellte Bandbreite liefern zu können. So wird das Netz immer weiter sternförmig aufgebaut und der Anbieter hat die Möglichkeit, die Performance der Kunden auf den Fibre Nodes zu beeinflussen.

Vom Fibre-Node aus werden die Daten dann in die Breitbandkabelverstärkerstelle (BK) geschickt. Das ist der Punkt, den der allgemein als Kabelkopfstation bekannt ist. Kabel Deutschland unterhält in ganz Deutschland 2100 üBK (ü = übergeordnete BK). Hinzu kommen jene Kabelkopfstationen von Unitymedia und Kabel BW. Zudem gibt es auch kleine Kabelkopfstationen, die direkt in Wohnanlagen stationiert sind und direkt die NE4 versorgen.

Verschiedene Übertragungsstandards ermöglichen unterschiedliche Bandbreiten

Cable Modem Termination System (CMTS) Das Cable Modem Termination System (CMTS) ist netzseitig der Abschluss des Internetsignals.
Foto: teltarif.de
Im Kabelnetz wird der DOCSIS-2.0-Standard bzw. der Nachfolge-Standard DOCSIS 3.0 eingesetzt. Dieser Standard zeichnet sich dadurch aus, dass er auf die Distanz kaum an Bandbreite verliert. So kann mit dem bei Kabel Deutschland derzeit verwendeten 2.0-Standard selbst bei einer Distanz von 160 Kilometern noch eine Bandbreite von bis zu 50 MBit/s je Kanal ermöglicht werden. Mit DOCSIS 3.0 sind durch die Bündelung von Kanälen sogar Bandbreiten im dreistelligen Bereich möglich. Bei Kabel Deutschland wird es erste Produktangebote auf Basis von DOCSIS 3.0 voraussichtlich im Jahr 2010 geben - natürlich in Abhängigkeit von den Marktbedingungen. Bereits seit geraumer Zeit verwendet Kabel Deutschland nur noch Baukomponenten mit einer Hardware, die DOCSIS 3.0 unterstützt. Bei Kabel BW wird der neue Standard bereits eingesetzt.

In der üBK wird dann aus einem HF-Signal, also einem Antennensignal, das eigentliche IP-Signal, das von hier aus auf IP-Basis weitergeleitet wird. Das Internet-Signal wird zunächst über einen regionalen Backbone geleitet. Das sind Glasfaserkabel, die die einzelnen Kabelkopfstationen einer Region miteinander verbinden. Wie bei der klassischen Festnetzstruktur werden die Daten von diesem Ring-Netz dann zum entsprechenden Breitband-Point-of-Presence (PoP) geleitet. Hier findet dann das eigentliche Routing statt. Die IP-Daten werden entweder über das eigene Netz durch Deutschland geschickt und an andere Carrier, in deren Netz der Zielserver liegt, übergeben oder aber bereits im PoP an andere Anbieter geleitet.

TV-Signal im Kabel kommt auch per Satellit

Satellitenschüsseln von Kabel Deutschland Das TV-Signal wird von zahlreichen Satelliten abgegriffen.
Foto: teltarif.de
Ebenfalls in der Kabelkopfstation (üBK) wird das TV-Signal aufbereitet. Die eigentlichen Signale kommen entweder per direkter Glasfaserleitung aus dem Sendestudio oder werden vom Satelliten abgegriffen. Kabel Deutschland fährt dabei zweigleisig: Zum einen gibt es eigene Satelliten-Transponder, auf denen Überspielungen aus dem Playout-Center der Kabel Deutschland laufen. Zum anderen empfangen die Kabelkopfstationen aber auch jene Sender, die jeder Satelliten-Direktempfänger auch zu Hause empfangen kann. Die Bilder werden von Kabel Deutschland aufbereitet und in ein HF-Signal, das zu den Kabelnetzen kompatibel ist, umgewandelt. Anschließend wird das TV-Signal bildlich gesprochen mit dem IP-Signal gekoppelt und auf die Reise zum Kunden geschickt.

Auch die Telefonie realisiert Kabel Deutschland über IP, also über die Leitungen, die auch das Internetsignal zum Kunden bringen. KDG spricht hier von Voice-over-Cable (VoC) und meint eine Mischform aus NGN und klassischem VoIP. Voice over Cable wird nach KDG-Darstellung mittels des Signalisierungsprotokolls Media Gateway Control-Protokoll (MGCP) und dem Quality-of-Service-Mechanismus Paket Cable realisiert. Die Sprachkanäle für Telefonie stehen damit auch unter hoher Internet-Auslastung zuverlässig zur Verfügung. Kabel Deutschland unterhält eigene Vermittlungstechnik für die Sprachvermittlung. Diese ist im Prinzip in weiteren Teilen identisch mit der klassischen Festnetzvermittlung im NGN-Gebiet. Da bei Kabel Deutschland auf IP-Basis telefoniert wird, werden keine PSTN-Voice-Switche (PSTN = Public Switched Telephone Network, klassisches Festnetz) mehr benötigt, es werden lediglich Softswitche verbaut, die leichter zu warten sind.