Comcast: Besteht noch Hoffnung für Sky?
Es gibt Unternehmen, bei denen man eigentlich nicht mehr hinterfragen muss, ob sie etwas vom TV-Geschäft verstehen. Exemplarisch dafür ist der US-Medienriese Comcast. Dieser betreibt in den USA mit NBC nicht nur eines der wichtigsten TV-Networks, sondern gleich dazu noch das passende Kabelnetz. Ganz zu schweigen von zahlreichen internationalen Pay-TV-Sendern, dem Streaming-Dienst Peacock, die Universal Studios und DreamWorks Animation sowie den Universal Studios Vergnügungsparks.
Sieht Comcast noch Hoffnung für Sky?
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Kaum vorstellbar, dass sich ein solcher Megakonzern am deutschen TV-Markt die Zähne ausbeißt. Erstaunlicherweise passierte dies sogar mehrfach, doch wie konnte das US-Management sich in Deutschland dermaßen verschätzen, und bleibt vielleicht doch noch Hoffnung für Sky?
Deutschland funktioniert anders
Eines der großen Missverständnisse in Philadelphia war bislang, zu glauben, dass alle westlichen TV-Märkte im Grundsatz nach den gleichen Prinzipien funktionieren. Mit anderen Worten: Gutes US-Entertainment verkauft sich überall und dafür sind Zuschauer auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Zumindest in Großbritannien ging diese Rechnung für Sky schon in den 1980er-Jahren auf, als via ASTRA die ersten Sky-Kanäle empfangbar waren.
Lange Zeit war insbesondere Sky UK für Medienmogul Rupert Murdoch eine nicht mehr wegzudenkende Umsatzquelle, und auch der Nachrichtensender Sky News verschaffte sich in der britischen Politik Respekt. Mit Sky Italia und dem Ende von Premiere wuchs die Gruppe auf dem europäischen Kontinent weiter an. Dennoch ist das nur die halbe Wahrheit, im Gegensatz zu Sky UK lief es in Italien und Deutschland weitaus weniger rund.
Comcast hat sich verkalkuliert
Die Aussicht mit einem Deal bei Sky quasi von heute auf morgen in weiten Teilen Kontinentaleuropas deutlichen Einfluss auf dem TV-Markt zu gewinnen, war für die Amerikaner zweifelsohne verlockend. Denn dies hätte die Lage grundsätzlich verändert: Während sie bislang vor allem eigene Inhalte über Drittanbieterplattformen vertrieben, sind sie so selbst zum Plattformbetreiber geworden.
Im Prinzip keine schlechte Idee, wenn der Konsument mitgespielt hätte. Völlig unverständlich ist aber, dass Comcast nicht von Anfang an erkannte, dass Pay-TV zumindest in Deutschland ein Milliardengrab ist. Nicht nur waren die Risiken aufgrund vergangener Erfahrungen offensichtlich. Vor allem pflegte man selbst bereits mit NBCUniversal und deren Kanälen ausgiebige Beziehungen zu Sky und weiteren Plattformbetreibern. Deren Umsätze und Churn Rate dürften in der Branche kein Geheimnis gewesen sein.
Wie geht es weiter?
Um einen potenziellen Verkauf von Sky Deutschland wurde es in den vergangenen Monaten ruhig. Eigentlich sollte dieser laut zahlreicher Medienberichte schon vor dem Jahreswechsel über die Bühne gehen, doch daraus wurde letztendlich nichts. Mittlerweile ist es um dieses Thema ruhig geworden, Sky Group-Chefin Dana Strong ließ kürzlich sogar noch durchblicken, dass der deutsche Markt "viel Potenzial" habe.
Sehr glaubwürdig ist das natürlich nicht. Wahrscheinlicher ist wohl eher, dass Comcast für Sky Deutschland keinen Käufer findet und nun weiter auf seinem ungeliebten Asset sitzen bleibt - dementsprechend wird die Comcast-Bilanz in Konsequenz weitere Abschreibungen auf das Deutschland-Geschäft ausweisen müssen. Dass Comcast vor diesem Hintergrund weitere Milliarden Dollar für Sky zur Verfügung stellt, ist kaum vorstellbar. Ein potenzieller Käufer müsste nicht nur weitere Milliarden in Sky Deutschland investieren, sondern bräuchte vor allem eine klare Strategie. Auf der anderen Seite ist die Wachstumsperspektive für Pay-TV mehr als überschaubar. An dieser Erkenntnis kommt auch Dana Strong nicht vorbei.