Streifzug

Hannover Messe: Nur wenige TK-Provider vor Ort

Tele­kom­muni­kation, Verbin­dungen, Vernet­zungen werden in der Indus­trie immer wich­tiger. Wie sieht es auf der Hannover Messe aus?
Von der Hannover Messe (Industrie) berichtet

Ein Schlag­wort der Messe in Hannover ist zwei­fels­ohne 5G. Nur, auf der Messe gibt es es nur ein 5G-Netz, das der Telekom, und in den Hallen gibt es teil­weise noch keine eigenen 5G-Sender. Bezie­hungs­weise die Hallen, wo es das schon gäbe, sind nicht geöffnet.

Wenig TK-Anbieter

Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter sind auf der Messe in Hannover eher in der Minder­zahl, Schwer­punkt ist mehr Maschi­nenbau, Indus­trie­soft­ware, Bera­tungs­unter­nehmen und das Part­ner­land Portugal, das einiges zu bieten hat, wenn man konkret nach neuen Liefe­ranten bestimmter Produkte sucht.

Von den drei aktiven Netz­betrei­bern sind nur die Telekom (T-Systems) und Telefónica (o2) vor Ort.

Telekom T-Systems

5G Campus-Netze, selbstfahrende Roboter und Edge-Computing am Stand der Telekom 5G Campus-Netze, selbstfahrende Roboter und Edge-Computing am Stand der Telekom
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Telekom hat ihren luftigen Stand im Frei­gelände vor Halle 8/9 neben dem „Würfel“ der Welt­aus­stel­lung aufge­baut und zeigt dort Campus-Netze, Robo­tics und Edge-Compu­ting. Wo Netze immer schneller werden sollen, können die Server nicht mehr weit entfernt stehen, weil die Antworten auf bestimmte Befehle und Anfragen zu spät kämen oder der Jitter (das Schwanken der Netz­qua­lität) zeit­kri­tische Prozesse behin­dern oder stören würden. Also werden die Server an die Kante („Edge“) gestellt, also näher an den Kunden - oder sie bleiben auch beim Kunden.

T-Systems richtet sich an große Indus­trie­kunden und betreut skalier­bare Produkte und Projekte. Wenn ein klei­neres Unter­nehmen an solchen Dienst­leis­tungen inter­essiert ist, ist die Telekom Deutsch­land (TDG) zuständig, die dann ihre Ansprech­partner bei T-Systems hat. Mancher Kunde schätzt das Unter­nehmen, weil es schon lange im Markt ist und den Kunden schon mit klas­sischer Tele­kom­muni­kation (Fest­netz, Mobil­funk) versorgt.

Voda­fone

Voda­fone stellt zwar mit Hyundai einen Roboter vor, war aber nicht selbst mit eigenem Stand in Hannover vertreten.

Telefónica

Der Stand von o2-Business von Telefónica Der Stand von o2-Business von Telefónica
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Telefónica ist in Halle 8 und richtet sich an Indus­trie­kunden. Inter­essan­ter­weise gibt es immer noch SD-WAN Ange­bote, also ein soft­ware­gesteu­ertes Weit­ver­kehrs­netz. Dabei bietet Telefónica die Orga­nisa­tion des Daten­netzes an, greift aber je nach Anfor­derung auf Leitungen von anderen Carriern zurück.

Ein zweites Stand­bein ist das Thema Internet of Things (IoT). Auch hier sind Firmen­kunden im Blick, die über ein eigenes System verwaltet werden. Die Sensoren und Geräte können über NB-IoT oder LTE-M ange­schlossen werden.

Manchen Kunden sind IoT-Ange­bote der Netz­betreiber trotz güns­tiger Preise (10 Euro für 10 Jahre) noch zu teuer. Sie setzen auf 0G (von Sigfox) oder auf LORA-WAN. Hier werden lizenz­freie Frequenzen verwendet. Diese werden von Sammel-Routern aufge­fangen und über ein bestehendes Mobil­funk­netz (z.B. von Telefónica) weiter­geleitet. Sigfox wurde erst vor kurzem von einem Investor aus der Insol­venz geholt und hat mit Telefónica schon länger einen Rahmen­ver­trag. Sigfox darf die Sende­masten von Telefónica mitbe­nutzen.

In Hannover wurde eine Nespresso-Kaffee­maschine vorge­stellt, die sich an Profi­nutzer richtet (sie braucht einen perma­nenten Wasser­anschluss mit mind. 0,8 Bar) und in der ein IoT-Modem einge­baut ist. Über dieses Modem infor­miert die Maschine über den Kaffee­ver­brauch, nach Sorten aufge­schlüs­selt, löst dann bei Bedarf die Nach­lie­ferung neuer Kapseln aus oder alar­miert den Service, wenn irgend­etwas schief geht.

IoT für Privat­kunden?

Manche IoT-Nutzung würde auch Privat­kunden inter­essieren, z.B. eine SIM-Karte für eine Alarm-Anlage oder eine Smart-Home-Steue­rung. Dazu müsste aber eine Schnitt­stelle zu Privat­kunden geschaffen werden, die pro Einzel­kunde wenige Karten ordern würden, aber Support und Bera­tung bräuchten. Auszu­schließen sei das nicht. Wer solche Anwen­dungen im Blick hat, kann bei Service-Provi­dern wie Freenet (mobilcom-debitel) oder einer Marke der Dril­lisch-Gruppe evtl. fündig werden.

Und 1&1?

1&1 und seine zahl­rei­chen Marken oder die Freenet AG waren in Hannover nicht vertreten. Auch wird weiter gerät­selt, wann der geplante Netz­aufbau sichtbar wird.

Verizon

Der US-Netz­betreiber Verizon ist auch in Deutsch­land aktiv. Hier­zulande liegt der Schwer­punkt auf Indus­trie­netzen (einschließ­lich Campus­netzen), wobei mit dem Netz­werk­aus­rüster Nokia zusam­men­gear­beitet wird.

Nokia

Nokia zeigte Netzwerkkomponenten und stabile Handys Nokia zeigte Netzwerkkomponenten und stabile Handys
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Nokia Networks liefert Mobil­funk und Indus­trie-Netz­werke. Die Nokia-Handys werden von HMD Global mit einer Lizenz von Nokia herge­stellt und vertrieben. Gleich­wohl waren am Stand von Nokia auch Handys zu sein, wobei eins unter Höllen­qualen leiden musste: Ein Roboter ließ ein ca. 500 Gramm schweres Metall­teil aus etwa 40 cm Höhe auf das Display eines Nokia-Handys fallen, alle 20 Sekunden etwa. Das Geräusch löst beim Besu­cher einen Schock aus, das Gerät steckte es klaglos und ohne sicht­baren Schäden weg. In einem anderen Gehäuse wurde das Handy mit Sand bestrahlt, unter Wasser geduscht oder mit elek­tro­sta­tischen Feldern (Tesla-Spule) trak­tiert. Selbst­redend machte das Gerät diese Tortur mit.

LTE / WiFi Router von Nokia verbindet zwei Welten LTE / WiFi Router von Nokia verbindet zwei Welten
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Am Nokia-Stand wurden neue Router für die Indus­trie­ver­net­zung vorge­stellt. Ein Modell kann lizenz­freie WLAN mit lizenz­pflich­tigen LTE-Netzen kombi­nieren und damit die Mobil­funk­ver­sor­gung auf einem Indus­trie­campus wesent­lich verbes­sern. Wenig bekannt ist, dass es nicht nur 5G-Campus-, sondern auch 4G-basie­rende Netze gibt.

Bekannt­lich liefert Nokia das Sicher­heits­funk­netz von 450connect. Am Stand wurden poten­zielle Endge­räte gezeigt.

Ericsson

Ericsson stellte 5G-Verbindungen für die Industrie 4.0 vor. Ericsson stellte 5G-Verbindungen für die Industrie 4.0 vor.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Am Stand von Ericsson wurden Kompo­nenten für Indus­trie­netze gezeigt. Die Indus­trie 4.0 wird mit 5G vernetzt.

Voda­fone hat anläss­lich der Hannover Messe über den 5G-Netz­ausbau und Indus­trie-Projekte im Zusam­men­hang mit dem neuen Netz­stan­dard infor­miert.

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