Netz-Test: Mobiles Internet bei Telekom, Vodafone und o2
Im kleinen Rahmen führt teltarif.de seit einigen Jahren einen eigenen Netztest durch. Dazu fahren wir keine im Vorfeld festgelegten Teststrecken ab, sondern wir führen die Messungen überall dort durch, wo wir beruflich oder privat unterwegs sind. Dieses Jahr erstreckte sich der Test-Zeitraum von April bis August, denn im Frühjahr waren wir Corona-bedingt zunächst weniger oft unterwegs als in den Vorjahren.
Bei unserem Netztest handelt es sich in erster Linie um einen Erfahrungsbericht aus Nutzer-Sicht. Neben Speedtests haben wir auch im Internet gesurft, verschiedene Apps genutzt und Streaming ausprobiert. In den ersten Monaten des Test-Zeitraums waren die UMTS-Netze von Telekom und Vodafone noch aktiv. In der Praxis bekamen wir den 3G-Standard aber nicht mehr zu Gesicht, sodass dieser im Test keine Rolle mehr gespielt hat.
Hier waren wir unterwegs
Im Frühjahr und Sommer haben wir weite Teile Deutschlands bereist - von Lübeck und Fehmarn in Schleswig-Holstein bis Freudenstadt im Schwarzwald und Füssen im Allgäu, direkt an der Grenze zu Österreich. Auf den Reisen hatten wir stets zwei Smartphones im Gepäck - das Apple iPhone 12 Pro Max und das Samsung Galaxy S20 Ultra. Mit diesen Geräten haben wir beim Netztest 2021 gearbeitet.
Zusammenfassung zum Netztest 2021
Montage: teltarif.de
Für den Test hatten wir SIM-Karten bzw. eSIM-Profile von der Deutschen Telekom, von Vodafone und o2 zur Verfügung. 1&1 haben wir noch nicht berücksichtigt, da das eigene Netz des neuen Betreibers noch nicht gestartet ist. Die für den Test verwendeten SIM-Karten bzw. eSIM-Profile waren neben LTE auch für 5G freigeschaltet - jeweils mit der maximal möglichen Datenübertragungeschwindigkeit. Auch VoLTE und WLAN Call waren bei den Mobilfunkanschlüssen aktiviert, wobei die Telefonie nicht Bestandteil des Tests war.
o2: 500 statt 300 MBit/s über 5G möglich
Bei o2 gab es die Besonderheit, dass während des Testzeitraums ein Tarif eingeführt wurde, der im 5G-Netz Datengeschwindigkeiten von bis zu 500 MBit/s im Downstream ermöglicht. Zuvor lag die Obergrenze im Telefónica-Netz bei 300 MBit/s. Auch diese Änderung hatte auf den Test keinen Einfluss, denn das 5G-Netz des Münchner Betreibers haben wir an den Test-Standorten nicht zu Gesicht bekommen.
Telefónica ist erst im Herbst 2020 in die Vermarktung des 5G-Netzes eingestiegen - mehr als ein Jahr nach Telekom und Vodafone. Zum Start war das Netz nur in fünf Städten verfügbar, mittlerweile sind es mehr als 100 Kommunen. Dennoch wäre es eher Zufall gewesen, wenn wir an einem von o2 mit 5G versorgten Ort gemessen hätten. Bislang setzt der Münchner Betreiber für den neuen Netzstandard noch ausschließlich auf die Nutzung des 3600-MHz-Bereichs. Hier sind zwar hohe Bandbreiten möglich. Für den Flächenausbau sind die hohen Frequenzen aber nicht geeignet.
Telekom beim 5G-Ausbau meilenweit voraus
Die Deutsche Telekom wirbt mittlerweile mit einer Bevölkerungsabdeckung von 85 Prozent mit dem 5G-Netz. Auch in unserem Netztest haben wir 5G von der Telekom häufiger als im Vodafone-Netz gesehen. An sieben von zehn Test-Standorten hatten wir den neuen Netzstandard zur Verfügung. Im Vodafone-Netz war das nur an drei der zehn Standorte der Fall. 5G von o2 gab es - wie bereits erwähnt - an unseren Mess-Standorten noch nicht.
Anders als Telefónica setzen Telekom und Vodafone für 5G auch schon Frequenzen in den Bereichen von 700 bis 2100 MHz ein. Hier steht weniger Spektrum als auf 3600 MHz zur Verfügung. Das bedeutet, dass die Übertragungsgeschwindigkeiten im unteren dreistelligen MBit/s-Bereich liegen. Das würde auch das LTE-Netz schaffen. Künftig profitieren die Kunden durch das von 4G abgekoppelte, eigenständige 5G-Netz aber von sehr niedrigen Ansprechzeiten.
Hohe Downstream-Übertragungsrate im Vodafone-Netz
Foto: teltarif.de
Vodafone hat 5G Standalone an ersten Basisstationen im April eingeführt. Die Düsseldorfer sind damit der erste deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber, der den Standard bereits für Endkunden anbietet. Wir haben dazu einen separaten Test durchgeführt. Bestandteil des Netztests war das von LTE abgekoppelte 5G-Netz nicht, zumal die von uns genutzten Smartphones von Samsung und Apple den Standard nicht unterstützen.
Überall LTE
Für die meisten Nutzer dürfte LTE nach wie vor die wichtigste Netztechnologie sein. Den 4G-Standard hatten wir an allen Test-Standorten in allen Netzen zur Verfügung. Auch unterwegs haben wir im Telekom- und Vodafone-Netz fast nie GSM bzw. EDGE zu Gesicht bekommen. Im Telefónica-Netz haben wir vereinzelt an der Autobahn noch UMTS gesehen. Hier bleibt es spannend, ob der Betreiber LTE nachrüstet oder ob die Kunden nach der 3G-Abschaltung zumindest vorerst nur noch das GSM-Netz zur Verfügung hat.
Die höchsten Datenübertragungsraten - bis zu 654 MBit/s im Downstream - haben wir im Vodafone-Netz gemessen. Das hängt damit zusammen, dass zwei der Test-Standorte mit 5G im 3600-MHz-Bereich versorgt waren. Im Telekom-Netz hatten wir immerhin bis zu 226 MBit/s zur Verfügung - und das im LTE-Netz ohne 5G-Erweiterung. Der Maximalwert im Telefónica-Netz waren 93,5 MBit/s. Das ist ebenfalls ein sehr guter Wert, der selbst im Festnetz vielerorts nicht selbstverständlich ist.
Im o2-Netz hatten wir aber an vier von zehn Standorten weniger als 5 MBit/s zur Verfügung. Hier war das Netz offenbar überlastet und müsste mit zusätzlichen LTE-Trägern oder gleich mit 5G aufgerüstet werden. Ein solches Negativ-Ergebnis hatten wir an einem Standort auch im Telekom-Netz, im Vodafone-Netz hingegen nicht.
Audio- und Video-Streaming im Test
Audio-Streaming haben wir mobil auf der Strecke von Fulda in Osthessen bis nach Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz ausprobiert. Genutzt haben wir einen MP3-Radiostream mit 320 kBit/s. Dabei hinterließ das Telekom-Netz den besten Eindruck, denn auf der mehr als 180 Kilometer langen Strecke brach der Stream kein einziges Mal ab. Im Vodafone-Netz kam es einmal zu einem längeren Aussetzer, im o2-Netz kam es mehrfach zu sehr kurzen Unterbrechungen.
Test mit iPhone 12 Pro Max
Foto: teltarif.de
Stationär haben wir Video-Streaming mit Diensten wie Zattoo und Sky Go, Netflix und DAZN ausprobiert. Dabei hinterließen die Netze von Telekom und Vodafone einen guten Eindruck. Im Telefónica-Netz gab es an den vier Standorten mit schlechten Ergebnissen bei Speedtests auch beim Video-Streaming Probleme. Entweder wurden die Streams erst gar nicht aufgebaut oder es kam immer wieder zu Aussetzern bei der Wiedergabe.
Stärkere Internet-Nutzung deutlich spürbar
Was sich im diesjährigen Netztest deutlich bemerkbar gemacht hat, ist die immer intensivere Nutzung des mobilen Internet-Zugangs in allen Netzen. So hatten wir beispielsweise im Telekom-Netz in Freudenstadt im Schwarzwald nur 5,91 bis 8,95 MBit/s im Downstream zur Verfügung, im Vodafone-Netz waren es in Lohr in Unterfranken 9,33 bis 10,4 MBit/s. Diese Werte reichen für die mobile Internet-Nutzung in der Regel aus, deuten aber dennoch auf eine starke Auslastung der jeweiligen Funkzelle hin.
Für den "Surf-Eindruck" entscheidend sind aber vor allem auch die Pingzeiten. Hier haben wir an zwei Standorten im Telekom-Netz weniger als 20 ms gemessen. Das sind sehr gute Werte. Im Vodafone-Netz lagen wir an keinem Messpunkt bei unter 20 ms, während das im o2-Netz zumindest bei einigen Speedtests an fünf Standorten der Fall war. Mit 5G Standalone kann Vodafone mithalten, wie sich im eigenen Test zu dieser neuen Variante des neuen Mobilfunkstandards gezeigt hat.
Übersicht zum Netztest 2021
Stadt | Downstream (in MBit/s) |
Upstream (in MBit/s) |
Ping (in ms) |
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Telekom | Vodafone | Telefónica | Telekom | Vodafone | Telefónica | Telekom | Vodafone | Telefónica | |
Frankfurt am Main - Sossenheim | 60,3 bis 71 | 600 bis 654 1) | 7,90 bis 30,3 | 15,7 bis 25,8 | 66,5 bis 69,1 1) | 8,46 bis 9,79 | 14 | 46 bis 48 1) | 18 bis 23 |
Wächtersbach | 86,9 bis 99,3 1) | 563 bis 576 1) | 57,4 bis 61,9 | 62,1 bis 67,6 1) | 7,34 bis 10,0 1) | 19,0 bis 22,8 | 12 bis 13 1) | 36 bis 38 1) | 18 bis 21 |
Freudenstadt Marktplatz | 5,91 bis 8,95 | 117 bis 163 | 56,3 bis 82,6 | 5,70 bis 7,26 | 43,3 bis 43,4 | 15,3 bis 15,5 | 23 bis 24 | 39 bis 43 | 36 |
Lohr | 22,4 bis 24,9 1) | 9,33 bis 10,4 | 64,2 bis 79,8 | 0,79 bis 1,10 1) | 4,65 bis 5,54 | 5,84 bis 6,73 | 41 bis 52 1) | 22 bis 23 | 36 bis 39 |
Füssen | 174 bis 226 1) | 100 bis 105 | 1,91 bis 2,36 | 20,7 bis 36,3 1) | 55,7 bis 60,4 | 0,29 bis 1,00 | 27 1) | 26 bis 27 | 30 bis 34 |
Mainz-Weisenau | 22,1 bis 90,1 1) | 145 bis 151 | 51,5 bis 93,5 | 6,77 bis 9,39 1) | 7,96 bis 7,98 | 12,7 bis 17,5 | 23 bis 24 1) | 41 bis 42 | 23 bis 31 |
Bad Kreuznach | 52,2 bis 60,2 1) | 31,0 bis 162 1) | 1,96 bis 2,67 | 3,37 bis 4,17 1) | 23,8 bis 46,9 1) | 7,17 bis 7,62 | 37 bis 42 1) | 21 bis 24 1) | 34 bis 38 |
Soltau | 0,73 bis 2,28 | 24,8 bis 32,2 | 0,12 | 9,84 bis 12,8 | 0,93 bis 1,20 | 0,62 bis 0,74 | 28 | 30 bis 33 | 19 bis 36 |
Puttgarden | 190 bis 213 1) | 26,8 bis 33 | 0,24 bis 0,68 | 75,2 bis 96 1) | 31,4 bis 40,2 | 0,32 bis 0,39 | 24 bis 27 1) | 37 bis 38 | 18 bis 21 |
Berlin-Hohenschönhausen | 133 bis 149 1) | 116 bis 184 | 48,3 bis 65,9 | 44,6 bis 73 1) | 24,7 bis 29,7 | 20,6 bis 27,4 | 20 bis 25 1) | 22 bis 26 | 16 bis 19 |
Messwert-Zeitpunkt: Juni bis Juli 2021 (je nach Standort) 1) Mit 5G. |
Fazit: Telekom und Vodafone fast gleichauf
Betrachtet man nur unsere zehn Beispiel-Standorte, dann hat Vodafone in diesem Jahr im Speedtest sogar die Nase vorn. Insgesamt betrachtet geht die Telekom aber auch in diesem Jahr als Gewinner aus unserem Netztest hervor, da sie unterwegs gegenüber den Mitbewerbern die zuverlässigere LTE/5G-Abdeckung hat und die Ansprechzeiten im Test niedriger als im Vodafone-Netz waren. Ferner war LTE von der Telekom im Test oft mit höherem Signalpegel verfügbar als 4G von Vodafone. Dafür war das Testergebnis in Soltau (siehe Tabelle auf dieser Seite) ein "Schönheitsfehler".
Telefónica hat bei der LTE-Netzabdeckung zu seinen beiden Mitbewerbern aufgeschlossen. Betrachtet man nur die Funkversorgung, so trifft die Aussage des Münchner Betreibers zu, mit den Mitbewerbern "auf Augenhöhe" zu sein. Der schönste LTE-Vollausschlag auf dem Display des Smartphones nutzt aber nichts, wenn das Netz überlastet ist, sodass kaum Daten fließen. Diesbezüglich muss o2 dringend nachbessern, um zu einer echten Alternative zu werden.
In weiteren Meldungen finden Sie unsere Einzeltests zu Telekom, Vodafone und o2.