o2 stellt neue Vertrags-Tarife vor
o2 stellt heute neue Tarife vor, die ab April gelten werden
Foto/Montage: teltarif.de, Logo: o2
o2 hat das neue Jahr mit einem Paukenschlag begonnen: Der anhaltend hohe Investitionsbedarf ins Netz erlaube es nicht mehr, immer wieder mehr fürs gleiche Geld anzubieten. Telefónica Deutschland Chef Markus Haas kündigte deshalb eine Preiserhöhung um etwa 10 Prozent an, "bei gleichzeitig verbesserter Leistung", und rechnet das auf den Tag mit 5-10 Cent Mehrkosten um.
Allein das Wort "Preiserhöhung" löste hehre Aufregung bei den Kunden aus, zumal insbesondere fachfremde Medien das Thema sehr emotional aufgeladen haben und auf die Details gar nicht eingehen.
Für Bestandskunden ändert sich nichts
o2 stellt heute neue Tarife vor, die ab April gelten werden
Foto/Montage: teltarif.de, Logo: o2
Der wichtigste Punkt vorne weg: Für Bestandskunden ändert sich nichts. Wer seinen Tarif gebucht hat, behält diesen, diese Preise bleiben unverändert.
Aber genau in die eigene Rechnung schauen: Möglicherweise wurden im Shop oder an der Hotline Rabatte vereinbart, die mit einem festen Ablaufdatum versehen sind. Steht dieses Ablaufdatum in der Rechnung, fallen diese Rabatte ab diesem Tag X weg, wenn man sie nicht neu nachverhandeln kann. Daneben gibt es auch dauerhafte Rabatte, die unbefristet weiterlaufen.
Mehr Grow für alle
Dr. Verena Grundke, Director Customer Marketing o2.
Foto: bernhardhuber.com / Telefónica Germany
Dr. Verena Grundke, Director Customer Marketing o2 Telefónica, die die neuen Tarife entscheidend entwickelt hat, berichtet im Gespräch mit teltarif.de, dass der o2-Grow-Tarif weitaus erfolgreicher sei, als man zunächst gedacht hatte. "Deswegen gibt es in den neuen Tarifen, die heute vorgestellt werden, mehr davon." Und fügt hinzu:
“Mit unserem neuen innovativen o2 Portfolio werden wir Neukunden ein Rundum-Sorglos-Paket zu einem weiterhin hochattraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis in einem sehr guten Netz bieten", verspricht Grundke.
Datenverbrauch wächst ständig
Nicht nur bei o2 hat man festgestellt, dass der Datenverbrauch der Mobilfunk-Kunden ständig wächst. Diesem Umstand kommt die "Grow"-Funktion entgegen, indem sie jedes Jahr automatisch mehr Inklusiv-Datenvolumen freigibt: "Die o2 Mobile Tarife wachsen entsprechend der zunehmenden mobilen Datennutzung im 5G-Zeitalter einfach mit, ohne dass unsere Kunden etwas dafür tun müssen.” Die Idee von o2 findet Zuspruch im Markt, denn auch Angebote im Telekom-Netz bieten inzwischen ähnliche mitwachsende Tarife an.
Besseres Netz - auf Augenhöhe mit Telekom und Vodafone
Grundke freut sich, dass die Zeitschrift connect im aktuellen Tarife-Vergleichstest die Tarife ihres Hauses in vier von fünf Kategorien auf den Spitzenplatz gesetzt hat. "Bei uns hat sich viel getan. Die Qualität hat sich geändert, das Netz ist besser geworden. Wir sind auf Augenhöhe mit Telekom und Vodafone." Besonders stolz ist man in München auf eine 80-prozentige Abdeckung der Bevölkerung mit 5G in Deutschland (sofern die Bevölkerung einen 5G-fähigen Vertrag von o2 und das passende 5G-Handy haben sollte).
"Das neue verbesserte Portfolio bringt deutlich mehr Leistung, aber zum gleichen Preis geht das nicht mehr." Alle neuen Tarife sind jetzt von "S" bis "L" automatisch 5G-fähig, das gilt wohlgemerkt nur für Neukunden. Bestandskunden etwa im "alten" o2-S-Tarif haben weiter kein 5G, sie müssten in einen neuen Tarif aktiv wechseln oder eine weitgehend unbekannte 5G-Option zubuchen, falls ihnen das wichtig wäre.
o2: Zwei Tarif-Familien
Alle Tarife heißen "o2-Mobile" gefolgt von dem Namen der jeweiligen Tarifvariante. o2 hat die neuen Mobilfunktarife wie bisher schon in zwei Linien aufgeteilt:
- Es gibt die "klassischen "Gigabyte-Paket-Tarife" als S, M und L. Hier bekommt der Kunde ein vorgegebenes Datenpaket, und wenn das verbraucht ist, wird gebremst, oder der Kunde bucht ein weiteres Päckchen nach.
- Dann gibt es die "Unlimited"-Tarife, wo die mögliche Datenmenge einfach "unlimited" ist, aber die mögliche Download-Geschwindigkeit in Geschwindigkeits-Stufen aufgeteilt wird, wie man es vom Festnetz her schon kennt.
Drei Unlimited-Tarife
Die Unlimited-Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen gibt es in 3 Stufen.
Grafik: o2
Der o2-Mobile Unlimited Basic enthält unbegrenztes Datenvolumen, aber mit einer begrenzten Höchstgeschwindigkeit beim Up- und Download von maximal 3 MBit/s (bisher 2 MBit/s). Die gebotene Technik ist LTE/4G und 5G (und je nach Region weiter noch 2G). Die monatliche Grundgebühr beträgt laut neuester Preisliste 32,99 Euro, egal, ob man die monatliche oder die 24-monatige Vertrags-Laufzeit wählt. Als Neukunde zahlt man einen einmaligen Anschlusspreis von 39,99 Euro.
Beim o2-Mobile Unlimited Smart steigt die Höchstgeschwindigkeit beim Download auf 15 MBit/s (bisher 10 MBit/s) und einen Upload von bis zu 10 MBit/s. Der monatliche Preis beträgt in jedem Fall (egal ob monatlich oder nach 24 Monaten erstmalig kündbar) 42,99 Euro. Alle anderen Konditionen wie Datenmenge, Technik und Anschlusspreis entsprechen der Basic-Variante.
Und schließlich der o2-Mobile Unlimited Max erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit beim Download von 500 MBit/s (auch bei Bestandskunden seit Mai 2022). Hier werden als durchschnittliche Downloadrate 58,3 MBit/s im Kleingedruckten genannt. Die Upload-Geschwindigkeit ist mit "bis zu 50 MBit/s" angegeben (durchschnittlich 23,4 MBit/s). Dafür nennt die monatliche Rechnung jetzt einen Preis von 62,99 Euro.
Alle anderen Konditionen wie Datenmenge, Mobilfunk-Technik und der einmalige Anschlusspreis entsprechen der Basic- oder der Smart-Variante.
Neue "Gigabyte-Tarife"
Die klassischen Volumen-Pakete gibt es in drei Grundstufen mit oder ohne Boost-Option.
Grafik: o2
Wer lieber im klassischen Volumenmodell bleiben möchte, kann "o2-Mobile" gefolgt vom Buchstaben S, M oder L wählen.
Dem "S" wurde 1 GB mehr spendiert, dem "M" sogar 5 GB mehr und dem "L" wurden weitere 10 GB verpasst. Nicht nur das: Jedes Jahr gibt es diese Menge (1, 5 oder 10 GB) zusätzlich obendrauf. Einzige Bedingung: Der Kunde bleibt bei o2 Kunde, kündigt nicht und lässt seinen Vertrag am besten ganz in Ruhe.
Falls die Grunddatenmenge nicht reichen sollte, kann man diese Tarife auch in einer "Boost"-Variante wählen, dann wird das Datenvolumen gegenüber der Version ohne Boost "verdoppelt".
Zu einem gebuchten "Boost"-Vertrag können im Rahmen der "Connect"-Funktion bis zu zwei weitere Multicards und bis zu sieben weitere SIM-Karten (Plastik oder eSIM) zur ausschließlichen Datennutzung (Datacards) hinzubestellt werden, die alle die gleiche Rufnummer haben. Soll eine weitere Karte eine andere Rufnummer haben (z.B. für Familienmitglieder oder Freund/Freundin, gibt es auf den gewählten Tarif 50 Prozent Rabatt auf die Grundgebühr.
Wie viel teurer wird es?
Die monatlichen Grundpreise wurden um jeweils 3 Euro monatlich erhöht, im Gegenzug gibt es mehr Datenvolumen oder mehr Geschwindigkeit. Die neuen Angebote gelten - wie gesagt - nur für Neukunden. Altkunden können aktiv in einen neuen Tarif wechseln.
Und Prepaid?
Neue Tarife für Original o2-Prepaid gibt es aktuell noch nicht, sie folgen in den nächsten Monaten. Ob dann 5G inklusive sein wird, wollte uns o2 noch nicht verraten, einzige Aussage: "Kein Kommentar".
Und andere Marken?
"Mehr Leistung zu einem neuen Preis" wird es auch bei den Ethno-Marken Ay Yildiz und Ortel geben, die Details sollen im Februar bekannt gegeben werden. Auch bei den "Partnermarken" könnte es neue Preise geben.
Und die Schweiz?
Ein Kritikpunkt an allen o2-Tarifen ist die Schweiz, sie wird nicht - wie bei der Telekom - tariflich zur EU hinzugerechnet, sondern ist besonders teuer. Businesskunden bekommen schon jetzt eine Schweiz-Option. Für Privatkunden ist ein verbessertes "Swiss-Pack" in der Entwicklung, genaue Details aber noch nicht bekannt.
Und MMS?
Gerade hat der Netzbetreiber Vodafone seinen MMS-Dienst eingestellt. Was wird o2 Telefónica tun? "Wir schauen uns das genau an", betont Dr. Grundke. "Vorerst bleibt sie, denn es gibt Kundensegemente die das nutzen. Aber nicht auf ewig."
Festnetz mit Mobilfunk kombinieren?
Für Kunden, die sowohl ihr Festnetz als auch den Mobilfunk von o2 beziehen, gibt es weiter den Kombi Vorteil, der für Dr. Grundke das "flexibelste Familienkonzept am Markt" darstellt. Jeder Mobilfunk-Kunde bekommt maximal fünf weitere Karten mit eigener Rufnummer dazu, die mit 50 Prozent rabattiert werden, und jeder o2-Festnetzkunde bekommt ab der ersten Mobilfunkkarte 50 Prozent Rabatt.
Wie sieht der Zeitplan für die neuen mobilen Tarife aus?
Nach der Bekanntgabe am heutigen Montag wird es noch bis zum 5. April dauern, bis die neuen Tarife gebucht werden können. Diese Zeit ist notwendig, um die Software bei o2 auf die neuen Tarife vorzubereiten und sowohl extern als auch intern den o2-Vertrieb und den o2-Kunden-Service darauf vorzubereiten.
Der neue o2-Privatkundenchef Andreas Laukenmann wird "im Laufe des Jahres" seine neue Aufgabe bei o2 antreten.
Was passiert mit Uralt-Marken oder -Tarifen?
Wer länger dabei ist, erinnert sich an Tarif-Angebote wie Türkei-SIM, Fonic (und Fonic Mobile) oder Einfach-Prepaid (Schlecker). Diese Tarife laufen unverändert weiter, Änderungen sind nicht geplant.
Auch für Fans der "einfach einfachen" Marke simyo gibt es keine neuen Nachrichten: "Wir sind im Moment gut aufgestellt", es soll vorerst keine neuen Marken (wieder) geben, auch bei Base bleibt die Pause. Quam verwaltet nur noch das Erbe des kurzlebigsten deutschen Netzbetreibers, der 2002 seinen Betrieb einstellte.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
"Früher" (TM) hätte man die neuen Tarife einfach bekannt gegeben und einfach auf mehr Datenvolumen und mehr Geschwindigkeit, sowie die nun nutzbare 5G-Technik hingewiesen, wie es beispielsweise die Telekom schon mehrfach vorgeführt hat. Vermutlich wäre die Aufregung danach schnell verflogen.
Mit der expliziten Ankündigung von Preiserhöhungen hat Telefónica-Chef Markus Haas Geister gerufen, die er möglicherweise nicht mehr los werden könnte. Werden auch Vodafone und Telekom mit linearen Preiserhöhungen nachziehen? Oder warten sie ab, wie viele möglicherweise enttäuschte Kunden den Wechsel von o2 zu Vodafone oder der Telekom antreten? Oder werden die preissensiblen o2-Kunden lieber zum bunten Marken-Strauß der 1&1-Gruppe umsteigen, die wohl bis Ende nächsten Jahres mehrheitlich noch im o2-Netz funkt? Oder werden nur Zweit-, Dritt- oder Viertkarten einfach ersatzlos stillgelegt?
Klar: Wer mit seinem Tarif zufrieden ist, braucht nichts zu tun. Aber viele Kunden haben mit der o2-Hotline oder im Shop starke "Spezial-Rabatte" ausgehandelt. In einschlägigen Foren (auch bei teltarif.de) gibt es zahlreiche Tipps, was da alles möglich ist. Kaum jemand dort zahlt noch den regulären Listenpreis.
Bleibt die spannende Frage, ob diese Rabattschlachten auch nach dem 5. April weiter stattfinden werden. Wie viele Kunden werden mehr oder weniger "freiwillig" in die neuen Tarife wechseln, um mehr Geschwindigkeit, Daten oder 5G zu ergattern? Und welche Rabatte sind in Zukunft noch möglich?
Wenn das mehr eingenommene Geld weiter in den massiven Netzausbau gesteckt werden sollte, wäre es vielen Kunden mehr als recht. Bis o2 wirklich auf Augenhöhe mit der Telekom ist, müssen sie noch sehr viel neue Sender auf- und vor allen Dingen ihr Backbone-Netz massiv ausbauen. Und das ist einiges mehr wert.
Im Festnetz hat o2 seine Tarif-Angebote eher verschlechtert. Die alten und neuen Mobil-Tarife von o2 im Vergleich.