Nokia 6310 - der Klassiker kommt wieder, aber mit Manko
Das Nokia 6310 ist zurück und auch wieder nicht. Die Technik des Handy-Klassikers der frühen 2000er Jahre hat Nokia etwas modernisiert - die Neuauflage ist dadurch nicht zum Smartphone geworden, das war auch gar nicht beabsichtigt. Unverständlich bleibt aber die reine Konnektivität über GSM 900/1800, die im Alltag wenig hilfreich sein dürfte.
Nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Vorgänger: Das Nokia 6310 (2021)
Nokia / HMD
Der empfohlene Preis ist mit 59,90 Euro moderat. Das "Telefon zum Telefonieren" bietet laut Hersteller unter anderem eine "wochenlange" Akkulaufzeit, einen 2,8-Zoll-Bildschirm und größere Tasten. Dazu nennt Nokia noch neue und vergrößerte Menüs sowie größere Schriftoptionen und eine Menüansage, die für Personen mit Handycap interessant sein kann.
Etwas Multimedia
Das neue Nokia 6310 im Polycarbonat-Gehäuse kann sogar ein wenig Multimedia. Ein integriertes UKW-Radio (Kopfhörerkabel als Antenne) oder der MP3-Player (idealerweise mit einer bestückbaren SD-Speicherkarte) können genauso für Unterhaltung sorgen, wie die Neuauflage des Kult-Spiels "Snake".
Sogar eine Kamera ist eingebaut, die hat aber gerade mal 0,3 Megapixel Auflösung. Das reicht für Schnappschüsse bei gutem Licht oder vielleicht für erste pixelige Beweis-Fotos nach einem Unfall. Damit Kamera und MP3-Player "Platz" haben, muss eine MicroSD-Karte mit bis zu 32 Gigabyte eingelegt werden. Der interne Speicher ist mit 8 MB für heutige Verhältnisse viel zu klein und wäre bereits nach wenigen Bildern oder Musiktiteln überfüllt.
Aber: Neuauflage kann kein LTE!
Erst einige positive Merkmale: Die Akkulaufzeit im Standby-Modus beziffert Nokia mit bis zu rund 22 Tagen und die reine Gesprächszeit mit bis zu über 19 Stunden. Der Akku mit 1150 mAh Kapazität ist herausnehmbar. Das Ladegerät endet in einer Micro-USB-Buchse. Das Retro-Telefon gibt es unter anderem in Schwarz und Dunkelgrün.
Nun die negativen Merkmale: Weil das Telefon laut Datenblatt und in der Praxis keine aktuellen Funkverbindungen über LTE (4G) beherrscht, ist das Retro-Nokia für Reisende keine uneingeschränkte Empfehlung. Beispiel Schweiz: Hier wurde bereits 2020 damit begonnen, das GSM-Netz nahezu komplett außer Betrieb zu nehmen - einzig bei Sunrise soll es noch etwas GSM auf Anforderung geben. Auch in den USA sind viele GSM-Netze längst komplett außer Betrieb.
Andere Länder dürften folgen. Dass mit dem Nokia 6310 auch 3G nicht geht, kann man in Deutschland bereits verschmerzen, in Ländern ohne 2G wird das aber zum Problem. Wann 2G in Deutschland abgeschaltet wird, ist derzeit noch unklar. Es gibt bislang keinen definitiven Termin für eine Abschaltung des 2G-(GSM-)Netzes, aber der Tag wird kommen und sicher in weniger als 20 Jahren. Längst gibt es auch hierzulande Flecken, an denen 2G nicht empfangbar ist, 4G aber schon. Mit dem neuen Nokia 6310 fällt man da ins Funkloch.
Ur-Version heute noch im Angebot
Das ist das original Nokia 6310. Bis heute ein Klassiker, der offenbar noch neu(?) im Netz angeboten wird.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Wer auf Google nach einem "Nokia 6310" sucht, wird als Antwort oft das "Nokia 6130i" finden, das Original von damals, das aktuell zu Preisen zwischen 25 Euro (stark gebraucht) bis 250 (!) Euro angeboten wird. Das dürfte bei keinem anderen Hersteller, der heute noch aktiv ist, so der Fall sein. Wobei der Vollständigkeit halber zu betonen ist, dass die finnische Firma HMD vom Netzwerkausrüster Nokia die Namensrechte erworben hat und das Gerät in Vietnam bauen lässt.
Bleibt die schwache Hoffnung, dass Nokia/HMD die Zeichen erkennt und möglichst bald - so wie damals - ein Nokia 6310i nachlegt. Das müsste dann heutzutage mindestens 4G/LTE und VoLTE-fähig sein.
Ein Testgerät des "neuen" 6310 (2G-only) ist bereits in der Redaktion eingetroffen. Wir werden es die kommende Tage daher etwas genauer unter die Lupe nehmen.
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