Wirecard-Skandal: Geld bei Smartphone-Banken in Gefahr?
Sollte Wirecard tatsächlich in die Insolvenz gehen, wäre das ein gigantischer Skandal. Immerhin handelt es sich nicht nur um ein DAX-Unternehmen, sondern auch einen der größten Zahlungsdienstleister im Karten-Payment. Beispielsweise nutzte die Smartphone-Bank N26 zum Start die Payment-Infrastruktur von Wirecard, als sie noch keine eigene Banklizenz hatte. Auch die Karten von Kontist, Curve oder Allianz Pay & Protect werden über Wirecard abgewickelt. Nicht zuletzt verfügt das Unternehmen mit den Produkten "boon" bzw. "boon.planet" ebenfalls über eine eigene Smartphone-Bank in Deutschland. Nutzer von Google Pay bzw. Apple Pay verwenden oft virtuelle Debit- oder Prepaid-Karten, bei denen Wirecard als Issuer auftritt. Was bedeutet die aktuelle Entwicklung bei dem Zahlungsdienstleister für die betroffenen Kunden?
Gesetzliche Einlagensicherung
Wirecard ist einer der wichtigsten Zahlungsdienstleister in Deutschland
Foto: Reuters
Zunächst die gute Nachricht: Da es sich bei Wirecard um ein deutsches Kreditinstitut handelt, ist Guthaben auf Konten der Bank im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung geschützt. Wer also nicht mehr als 100.000 Euro auf dem Konto "geparkt" hat, dürfte generell auf der sicheren Seite sein. Zudem ist aktuell überhaupt noch nicht absehbar, ob der Worst Case einer Insolvenz tatsächlich eintritt. Dennoch ist die Lage bei dem Institut mehr als ernst: So ernst, dass der Vorstandsvorsitzende Markus Braun heute mit sofortiger Wirkung zurückgetreten ist. Wenn andere Banken Wirecard Kreditlinien über mehrere Milliarden Euro kündigen sollten, könnte das sehr schnell auch für Nutzer einiger Smartphone-Konten zumindest unangenehm werden. In erster Linie geht es hier natürlich um die Kunden, die ein Konto über die Wirecard-Tochtergesellschaften "boon" bzw. "boon.planet" eröffnet haben.
Kartensperrungen drohen
Neben Konten wickelt Wirecard wie bereits gesagt auch das Kartengeschäft für viele Banken ab. Diese Karten werden oft genutzt, um zum Beispiel kontaktlos mit Google Pay oder Apple Pay zu bezahlen. Auch in einem solchen Falle könnte es für viele Nutzer problematisch werden, denn wenn es tatsächlich zu einer Insolvenz von Wirecard kommt, dürften auch die Verträge zwischen mit Google und Apple hinfällig sein. Mit anderen Worten: Es droht die Gefahr, dass die Karten von heute auf morgen ungültig werden. Wer also gerade eine Urlaubsreise plant, ist sehr gut beraten, in jedem Falle eine Backup-Karte (z.B. Visa oder Mastercard bzw. Girocard) einer alternativen Bank mitzuführen, damit es unterwegs nicht zu bösen Überraschungen kommt. Darüber hinaus würden wir zumindest in der aktuellen Situation empfehlen, nicht mehr Guthaben als nötig auf einem Wirecard-Konto zu belassen.
Alternativen zu Google und Apple Pay
Wer nicht auf kontaktlose Zahlungen mit Apple und Google Pay verzichten will, hat diverse Alternativen zu Wirecard. Beispielsweise listet Google alle teilnehmenden Banken und Zahlungsdienstleister, welche mit Google Pay kompatibel sind, auf der Hilfeseite. Vor allem Sparkassen bzw. Genossenschaftsbanken nutzen zumindest bei ihren Girocards in der Regel jedoch kontaktlose Zahlungssysteme, die von den großen US-Anbietern unabhängig sind. Wer bei diesen Banken keine Visa- oder Mastercard führt, kann sein Konto aber auch mit dem Zahlungsdienst PayPal verknüpfen, und dann beispielsweise ebenfalls Google Pay nutzen.