Rede

Bundesbank-Chef: Das bringt der digitale Euro wirklich

Seit Jahren tüfteln die Euro-Währungs­hüter an einer digi­talen Vari­ante der Gemein­schafts­wäh­rung. Noch ist nichts endgültig entschieden. Doch Bundes­bank-Präsi­dent Nagel sieht zahl­reiche Vorteile.
Von dpa /

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt Die Europäische Zentralbank in Frankfurt
picture alliance/dpa
Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher im Euro­raum würden nach Einschät­zung des Bundes­bank-Präsi­denten Joachim Nagel von einem digi­talen Euro profi­tieren. Ihnen stünde ein euro­päi­sches Zahlungs­mittel zur Verfü­gung, das sicher, bequem, schnell, zuver­lässig, kostenlos und im gesamten Euro­raum nutzbar sei, sagte Nagel heute in Berlin. "Aus heutiger Sicht funk­tio­nieren beispiels­weise deut­sche Bank­karten in anderen Euro-Ländern nicht immer." Es gebe auch keinen Grund, Angst davor zu haben, ein "gläserner Kunde" zu werden.

Im Gegen­satz zu vielen kommer­ziellen Zahlungs­anbie­tern habe das Euro­system kein Inter­esse daran, das Zahlungs­ver­halten der Menschen zu über­wachen. "Das Euro­system wäre nicht in der Lage, Personen anhand ihrer Zahlungen zu iden­tifi­zieren", sagte Nagel laut Rede­text.

"Ergän­zung zum Bargeld, kein Ersatz"

Seit Jahren tüfteln die Währungs­hüter im Euro­raum unter Feder­füh­rung der Euro­päi­schen Zentral­bank (EZB) an einer digi­talen Vari­ante der euro­päi­schen Gemein­schafts­wäh­rung als Ergän­zung zu Schein und Münze. Damit soll privaten Anbie­tern vor allem aus den USA, die derzeit den Markt für digi­tale Zahlungen in Europa domi­nieren, ein euro­päi­sches digi­tales Bezahl­angebot entge­gen­gesetzt werden. Noch ist nicht entschieden, ob und ab wann es einen digi­talen Euro gibt. "Der digi­tale Euro wäre eine Ergän­zung zum Bargeld, kein Ersatz", bekräf­tigte der Bundes­bank-Präsi­dent.

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt Die Europäische Zentralbank in Frankfurt
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Nagel zufolge würden die meisten Menschen mit dem digi­talen Euro über Apps auf ihrem Smart­phone bezahlen. Aber auch dieje­nigen, die kein Smart­phone besitzen, sollten die Möglich­keit dazu haben. "Eine derzeit vom Gesetz­geber disku­tierte Option ist die Ausgabe physi­scher Karten, die auch Menschen ohne Bank­konto zur Verfü­gung stehen würden."

Auch Handel und Kredit­insti­tute würden Nagel zufolge von einem digi­talen Euro profi­tieren. Kritiker befürchten dagegen, dass eine digi­tale Vari­ante der euro­päi­schen Gemein­schafts­wäh­rung ein attrak­tiver Ersatz für Bank­ein­lagen werden könnte und die Insti­tute so eine wich­tige Finan­zie­rungs­quelle verlieren. Im Krisen­fall könnte es zudem zu einem Bank-Run kommen, bei dem Sparer Einlagen in kurzer Zeit im großen Stil bei Kredit­insti­tuten abziehen. Um den Abzug von Einlagen zu verhin­dern, wird disku­tiert, Ober­grenzen für den digi­talen Euro einzu­führen. "Wir würden dafür sorgen, dass die Menschen den digi­talen Euro nicht als Wert­auf­bewah­rungs­mittel, sondern wie beab­sich­tigt als Zahlungs­mittel nutzen", sagte Nagel.

Das kontakt­lose Bezahlen per Handy setzt sich durch. Vor allem an der Super­markt-Kasse wird das Shoppen via Smart­phone von verschie­denen Anbie­tern unter­stützt. Wir nehmen Mobile Payment per NFC und Wallet-App unter die Lupe und wagen einen Blick in die Zukunft.

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