Nachruf: César Alierta, 16 Jahre lang Chef von Telefónica
Der Name "Telefónica" ist vielen Menschen in Deutschland kaum ein Begriff. Mobilfunkkunden im Netz von "o2" sind in vielen Fällen unmittelbare Kunden der deutschen Filiale ("Telefonica Germany") der Telefónica S.A., die ihren Hauptsitz in Madrid, Spanien hat.
Telefónica ist aber nicht nur in Spanien aktiv, sondern auch in Südamerika, und dort ein sehr wichtiger "Player", wie das im heutigen Business-Denglisch heißt. Das hat sicher mit der Geschichte zu tun, da weite Teile des Kontinents von spanischen Eroberern entdeckt wurden.
Telefonica ehemaliger "incumbent"
16 Jahre lang leitete César Alierta Izuel die spanische Telefónica, zu der auch o2 gehört. Er verstarb im Alter von 78 Jahren.
Foto: Telefónica S.A.
Die spanische Telefónica bezeichnet man im Jargon als "incumbent". Sie war ursprünglich die einzige und staatliche Telefongesellschaft in Spanien, die analog zur Deutschen Bundespost zunächst das Monopol über Telefon- und Telegrafenleitungen und Funkfrequenzen hatte.
Im Zuge der europäischen Marktliberalisierung wurde auch die spanische Telefónica vollständig privatisiert und im TK-Markt außerdem private Konkurrenz zugelassen. Im Mobilfunk ist die Telefónica-Marke Movistar in Spanien sehr bekannt. Die aus England stammende Marke "o2" wurde in Spanien erst relativ spät auf dem dortigen Markt eingeführt und steht heute für besonders günstige Angebote, im Festnetz und Mobilfunk.
César Alierta: Jurist mit Börsen-, Banken- und Tabakerfahrung
Die nicht einfache wirtschaftliche Umstellung der Telefónica fand unter César Alierta statt. Alierta war 1945 in Zaragoza geboren worden, wo er später sein Jurastudium an der Universität abschloss und einen MBA (Master of Business Administration) der Columbia University (New York) draufsetzte.
Dass er später einen der größten weltweiten Telekommunikationskonzerne leiten würde, war anfangs noch nicht abzusehen. Zunächst fungierte er zwischen 1970 und 1985 als "Generaldirektor Kapitalmärkte" bei der Banco Urquijo in Madrid, leitete als Gründungsvorsitzender das Finanzinstitut "Beta Capital" und wurde dadurch Mitglied im Verwaltungsrat der Madrider Börse. Im Jahr 1996 wechselte Alierta auf den Chefsessel des Zigarrenherstellers Tabacalera, der mit der französischen "Seita" zur "Altadis" fusionierte.
Vom Telefónica-Verwaltungsrat zum Chief Executive
Ab 1997 nahm der erfahrene Manager Alierta einen Sitz im Verwaltungsrat der Telefónica S.A an und wurde dann 2000 auf den dortigen Chefsessel gebeten. Als "Executive Chairman der Telefónica S.A." hielt Alierta diese Position 16 Jahre bis April 2016 inne. Zum Vergleich: Telekom-Chef Tim Höttges ist "erst" seit 10 Jahren im Amt.
Alierta schaffte es, die Telefónica-Gruppe in den Börsenindex "Dow Jones Global Titans 50" in New York aufnehmen zu lassen und navigierte den ehemaligen Staatskonzern durch den Umbruch vom regulierten in den liberalisierten Markt.
Letzte Woche im Alter von 78 Jahren verstorben
Wie Telefónica mitteilt, ist César Alierta Izuel vor einigen Tagen in seinem Geburtsort Zaragoza (Saragossa) im Alter von 78 Jahren verstorben.
Neben seiner leitenden Position bei Telefónica war Alierta in zahlreichen Verwaltungsräten aktiv gewesen, unter anderem beim chinesischen Mobilfunknetzbetreiber "China Unicom" und Vollmitglied der Königlichen Akademie der Wirtschafts- und Finanzwissenschaften Spaniens.
Nachdem Alierta 2016 seinen Vorstandposten an seinen aktuell im Amt befindlichen Nachfolger José María Álvarez-Pallete übergeben hatte, war er noch in den "Fundación Telefónica" und der "Fundación ProFuturo" tätig, beides Stiftungen, die sich für die Förderung von Digitalisierung und Bildung einsetzen. Für Alierta war "Bildung das wichtigste Werkzeug des Wandels für Transformation und soziale Integration."
Wir haben die aktuelle Tarifinitiative von o2-Telefónica (Deutschland) analysiert.