Übernahme

o2-E-Plus-Fusion: EU-Kommission prüft weiterhin Drillisch-Deal (Update)

Nachdem die EU-Kommission die Übernahme des Mobilfunknetzbetreibers E-Plus durch Telefónica Deutschland bereits unter Auflagen genehmigt hatte, sollen nun weitere Ermittlungen eingeleitet werden. Die Gründe erfahren Sie in dieser Meldung.
Von Paulina Heinze / Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

o2- und Telefonica-Logos EU will neue Ermittlungen einleiten
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Wie bereits berichtet, hat die EU-Kommission Telefónica Deutschland die Übernahme von E-Plus unter Auflagen genehmigt. Diese besagen unter anderem, dass o2 einen Teil seiner Netzkapazität an andere Anbieter abgeben muss. In einer Vereinbarung verpflichtet sich der Service-Provider Drillisch, zusätzlich zu dem Bedarf für seine bestehenden Kunden 20 Prozent der Netzkapazität von Telefónica Deutschland abzunehmen.

Nun will die EU-Kommission offenbar zusätzliche Ermittlungen veranlassen, wie die Wirtschaftswoche [Link entfernt] berichtet. Die Informationen sollen aus Kreisen der beteiligten Unternehmen und der EU-Kommission stammen. Mit diesen zusätzlichen Ermittlungen sollen vor der finalen Genehmigung der Fusion einige Ungereimtheiten in den Verhandlungen zwischen Telefónica und Drillisch aufgeklärt werden.

EU-Kommission überprüft Drillisch-Deal

o2- und Telefonica-Logos EU will neue Ermittlungen einleiten
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Im Zuge der anstehenden Übernahme hatte Telefónica Deutschland eine Vereinbarung mit Drillisch geschlossen. In dieser verpflichtet sich Telefónica, 20 Prozent der eigenen Kapazität des Mobilfunknetzes sowie bis zu 600 Shops an Drillisch abzugeben. Die Anbieter Freenet und United Internet hatten Branchengerüchten zufolge zur gleichen Zeit ebenfalls mit Telefónica verhandelt - zu einer endgültigen Einigung kam es aber nicht.

Die EU-Kommission prüft die zwischen Drillisch und Telefónica abgeschlossenen Verträge nun dahingehend, ob sie den Auflagen genügen und ob sie den Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt aufrecht halten. Diese Prüfung ist bislang noch nicht abgeschlossen - zumindest ist dies der letzte öffentlich bekannte Stand. Unklar ist, ob sich die Berichterstattung der Wirtschaftswoche auf dieses Verfahren bezieht.

Wirtschaftswoche: United Internet legte wiederholt Protest ein

Insbesondere der Internet­dienstleister United Internet soll wiederholt Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt haben und für die Aufnahme weiterer Ermittlungen verantwortlich sein. Aus einem internen Schriftverkehr soll hervorgehen: Telefónica Deutschland soll einen Teil der Verhandlungen nur zum Schein geführt haben, so der Hauptvorwurf von United Internet. Die enge Zusammenarbeit mit Drillisch sei von vornherein das Ziel von Telefónica gewesen, so United Internet in dem Schreiben, welches der WiWo vorliegen soll. Weiterhin kritisiert der Internet­dienstleister, dass Drillisch nicht in der Lage sei, auf dem Mobilfunk­markt eine größere Rolle einzunehmen. Die Gefahr, dass nur noch drei große Mobilfunk­netzbetreiber den Markt dominieren, sei groß. Dies könnte zukünftig Auswirkungen auf die Preis­strukturen der Tarife haben. United Internet war zu keiner Stellungnahme bereit.

Wir haben vor zwei Monaten den Drillisch-Deal aus Verbrauchersicht analysiert. In unserem Editorial gingen wir bereits der Frage nach, ob sich Drillisch mit der Übernahme von Netzkapazität wirtschaftlich übernimmt. Die Befürchtungen von United Internet spiegeln sich hier wider.

Telefónica weiter optimistisch

Telefónica Deutschland rechnet weiter mit einem Abschluss der Übernahme des Rivalen E-Plus im dritten Quartal. Das Genehmigungs­verfahren bei der EU sei "auf einem guten Weg", sagte eine Sprecherin des Mobilfunk­konzerns gegenüber teltarif.de. Zu dem Bericht der WiWo wollte sich Telefónica nicht äußern.

Wie die technische Fusion der beiden Mobilfunk­netze ablaufen könnte, haben wir in einem weiteren Artikel erläutert. Zudem erfahren Sie bei uns, was mit Mailbox, Kundenkonten und Vorwahlen geschieht.

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