Nahrungsmittelmangel: Könnte Digitalisierung helfen?
Da die Weltbevölkerung stetig wächst, steht der Agrarsektor, der schon heute unter den Auswirkungen des Klimawandels leidet, vor einer großen Herausforderung. Wie sollen die für das Jahr 2050 prognostizierten 10 Milliarden Menschen auf der Erde ernährt werden? Die Antwort lautet: Durch Digitalisierung und 5G.
Drohende Nahrungsmittelkrise
Bis 2050 gibt es eine große Nahrungsmittellücke, sagt das WRI.
Grafik: wri.org
Ob in den Industrieländern, wo heute schon einkommensschwache Familien Probleme haben, ausreichend zu essen zu bekommen, oder in den Entwicklungsländern, die immer von Dürre und Hungersnöten heimgesucht werden - es drohe eine Nahrungsmittelkrise, die in den nächsten Jahrzehnten ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreichen könnte, sagt das World Resources Institute (WRI). Bis 2050 müsse eine 56-prozentige Nahrungsmittellücke zwischen der 2010 produzierten und der 2050 benötigten Kalorienmenge bei gleichbleibendem Wachstum geschlossen werden.
Die Hälfte der weltweiten Ackerfläche werde für Landwirtschaft und Viehzucht genutzt und verursacht ein Viertel der jährlichen Treibhausgasemissionen, rechnet das WRI vor.
Die Lösung: Digitale Technologien
So könnte Präzisions-Farming aussehen, alle Geräte und Sensoren sind vernetzt.
Grafik: Nokia Networks
Die Nutzung digitaler Technologien für eine intelligente Landwirtschaft sei der beste Weg nach vorn. Die digitale Konnektivität, die durch öffentliche Satelliten und öffentliche oder private LTE- und 5G-Netze ermöglicht werde, würde zusammen mit Anwendungsfällen, die auf dem Internet der Dinge (IoT), Sensoren, Drohnen, künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen (ML) und Analysen basieren, nicht nur Präzisionslandwirtschaft ermöglichen, sondern auch die Landwirtschaft nachhaltiger machen, rechnet der Netzwerkausrüster Nokia in diesen Tagen vor.
Präzisionslandwirtschaft bringt 300 Millionen Tonnen mehr
Die Denkfabrik Bell Labs Consulting, die inzwischen zum Nokia Konzern gehört, prognostiziert, dass die Einführung von Präzisionslandwirtschaft bei nur 25 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe bis 2030 schon zu Ertragssteigerungen von bis zu 300 Millionen Tonnen pro Jahr, einer Senkung der landwirtschaftlichen Kosten um bis zu 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr und einer Verringerung der Abwassermenge um bis zu 150 Milliarden Kubikmeter pro Jahr führen würde.
Wie könnte Landwirtschaft intelligent werden?
Der Landwirt der Zukunft arbeitet digital, um die Menschen ernähren zu können.
Foto: Nokia Networks
Durch den Einsatz von IoT-Sensoren auf einem Feld und den Anschluss an ein privates Netz oder ein lokales Mobilfunknetz könnten Landwirte das Wasser überwachen und den Nährstoffgehalt im Boden testen. Auf diese Weise werde sichergestellt, dass teure Düngemittel und Chemikalien nur dann eingesetzt werden, wenn dies zur Ertragssteigerung erforderlich ist. Das IoT-Netz könnte zur Überwachung der Leistung von Landmaschinen und Bewässerungssystemen genutzt werden, während Drohnen für routinemäßige Sichtkontrollen ausgesandt werden könnten.
In Zusammenarbeit mit Nokia hat die Vodafone-Stiftung "Smart Agriculture-as-a-Service" eingeführt, um die Lebensbedingungen von 50.000 Landwirten in zehn Bezirken der indischen Bundesstaaten Madhya Pradesh und Maharashtra zu verbessern. Mehr als 400 Sensoren wurden auf 100.000 Hektar Ackerland installiert, um Daten zu sammeln, die von der cloudbasierten und lokalisierten Smart Agriculture-App analysiert werden. Zu den Sensoren gehören Bodensonden, Wetterstationen, Insektenfallen und Erntekameras. Die Erkenntnisse aus den Daten sollen den Landwirten helfen, die Ernteerträge von Soja und Baumwolle zu verbessern und die Umweltbelastung zu verringern.
Intelligentes Erntemanagement
P. Balaji, einer der Chefs bei Vodafone Idea Limited, findet, dass "intelligentes Erntemanagement mit Hilfe von Smart IoT und KI-basierten Lösungen die gängigen landwirtschaftlichen Methoden 'intelligenter' machen könnte. Diese würden den Landwirten eine "intelligente Entscheidungsfindung" erlauben und helfen, "die Produktion und die Qualität der Ernte durch eine bessere Nutzung der Ressourcen zu verbessern."
Maximaler Netzausbau notwendig
Im Klartext bedeutet das, dass auf den Äckern und Feldern eine möglichst schnelle und gute Mobilfunkverbindung vorhanden sein muss, entweder temporär oder besser dauerhaft. Sei es durch mobile Basisstationen, die auf dem Traktor oder der Erntemaschine montiert sind, durch fliegende Basisstationen oder direkte Satellitenverbindungen, wie sie SpaceX und andere Unternehmen bereits gestartet haben oder dies noch planen.
Die berühmte Milchkanne muss also - entgegen bisheriger Meinungen - doch mit 5G versorgt werden.