1&1: Ab Dezember Tarife "auf Basis" des eigenen Netzes
1&1 plant weiterhin, ab Dezember Mobilfunktarife auf Basis seines eigenen Netzes anzubieten. Das berichtet das Onlinemagazin Golem unter Berufung eines Briefes, den 1&1-Chef Ralph Dommermuth heute an die Aktionäre des Konzerns gerichtet habe. In dem Schreiben sei wörtlich davon die Rede, "ab Dezember Smartphone-Tarife auf Basis unseres innovativen Open-RANs anzubieten".
Im Bericht heißt es weiter, "auf Basis" müsse nicht zwingend bedeuten, dass die Kunden auch wirklich im eigenen Netz von 1&1 telefonieren und surfen. Wie es weiter heißt, hält sich der Betreiber des vierten deutschen Mobilfunknetzes auch sehr bedeckt, wenn es um den aktuellen Ausbaustand geht. Auf Golem-Anfrage wollte sich das Unternehmen nicht dazu äußern, wie viele Antennenstandorte derzeit aktiv sind.
Keine neuen Details zum Netzausbau
1&1 hält am Dezember-Termin für Smartphone-Tarife im eigenen Netz fest
Fotos: 1&1/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Auffällig ist, dass 1&1 auch auf der Webseite zu seinem 5G-Zuhause-Produkt nicht mehr über den aktuellen Ausbaustand informiert. Als "Beispiele" für zum Teil versorgte Städte werden Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Mainz, Montabaur, München, Ratingen, Recklinghausen, Solingen und Wiesbaden genannt. Wer den Ausbaustand verfolgt hat, wird feststellen, dass sich hier in den vergangenen Monaten nicht viel getan hat.
Während Telekom, Mannesmann Mobilfunk (heute Vodafone), E-Plus und Viag Interkom (heute o2) jeweils umfangreich darüber informiert haben, wenn das jeweilige Netz in einer neuen Region gestartet ist, hat 1&1 offenbar kein Interesse an einer transparenten Kommunikation zum Netzausbau. Stattdessen heißt es auf der Webseite nur, es werde "sukzessive in weiteren Regionen ausgebaut".
Verdoppelung der Antennenstandorte in nur drei Monaten?
Golem zitiert aus dem Schreiben von 1&1-Chef Dommermuth: "So verfügten wir zum Ende des dritten Quartals über 503 Antennenstandorte (passive Infrastruktur als Kollokation). Bis zum Ende des Jahres wollen wir diese Zahl auf zirka 1000 Standorte steigern." Angaben zur Anzahl der Standorte, die tatsächlich am Netz sind, machte Dommermuth nicht. Auch die Absichtsbekundungen zum Netzausbau sind nicht neu. Und das "wollen" bedeutet freilich keineswegs, dass 1&1 es tatsächlich schafft, innerhalb von drei Monaten die Anzahl der Mobilfunkstandorte nahezu zu verdoppeln.
Eigentlich hätte 1&1 schon Ende vergangenen Jahres 1000 aktive Antennenstandorte haben müssen. Das sehen die Lizenzauflagen vor. Tatsächlich waren es zu diesem Zeitpunkt gerade mal eine Hand voll Basisstationen. Das rief mittlerweile die Bundesnetzagentur auf den Plan, mit der 1&1 einen Kompromiss aushandeln könnte, wie Golem aus dem Manager Magazin zitiert. Demnach könnte sich 1&1 beim Netzausbau auf Ballungszentren konzentrieren.
RAN-Sharing für ländliche Regionen?
Für die Versorgung ländlicher Regionen könnte sich Dommermuth einen Partner suchen, mit dem er RAN-Sharing betreiben könnte, sprich: Zwei Netze könnten gemeinsam Hardware aufbauen, aber logisch getrennte Basisstationen betreiben. Das Konzept könnte aufgehen, denn ein vierter Netzbetreiber würde für mehr Wettbewerb sorgen, sodass die Preise für die Kunden sinken könnten.
Spekuliert wird aber auch darüber, dass 1&1 die zweite Tranche seiner 5G-Frequenzen zurückgeben und mit einem bestehenden Netzbetreiber fusionieren könnte. Das schließt Unternehmenschef Dommermuth jedoch aus. Stattdessen setzt er dem Schreiben an die Aktionäre zufolge darauf, Kunden "bereits während der Bauphase des 1&1 Mobilfunknetzes" zu versorgen. Bis das National Roaming mit Vodafone startklar ist, sollen Neukunden mit 5G-Verträgen Anschlüsse auf MVNO-Basis bekommen. LTE-Smartphone-Tarife sollen ab Dezember im eigenen Netz in Kombination mit National Roaming bei Telefónica realisiert werden.
Das Bundeskartellamt hat in dieser Woche vor einer Benachteiligung von 1&1 gegenüber den etablierten Netzbetreibern gewarnt.