Cyberkrieg

Entdecker des Computervirus Flame widersprechen BSI-Experten

Momentane Entdeckung könnte nur "Spitze des Eisbergs" sein
Von dpa /

Flame-Gefahr: Kaspersky widerspricht BSI-Experten "Flame"-Gefahr: Kaspersky
widerspricht BSI-Experten
Screenshot: dpa
Die Bewertung des Computer-Virus Flame spaltet die Antivirus-Szene. Während deutsche Re­gierungs­experten vom Bundes­amt für Sicher­heit in der In­for­mations­technik (BSI) in dem Schadp­rogramm keine Waffe in einem Cyber-Krieg sehen, warnen die Fachleute des russischen Antivirus-Unter­nehmens Kaspersky Lab erneut davor, Flame zu verniedlichen.

Der Computerschädling Flame war in den vergangenen Monaten von Kaspersky Lab entdeckt worden. Flame spioniere seit über drei Jahren Computeranwender und Netzwerke im Iran, Nahen Osten und Nordafrika aus, erklärte das Unternehmen. "Die Komplexität und Funktionalität der neu entdeckten Schadsoftware übersteigt die aller bislang bekannten Cyber-Bedrohungen", sagte Firmen-Chef Eugene Kaspersky. Er setzte Flame in eine Reihe mit dem Schädling Stuxnet, der bestimmte Industrieanlagen-Module von Siemens angreift und vermutlich zur Sabotage der Atomprogramme im Iran eingesetzt wurde. Das Schadprogramm war von Kaspersky Lab im Rahmen einer Untersuchung im Auftrag der zur UNO gehörenden International Telecommunication Union (ITU) als Worm.Win32.Flame entdeckt worden.

Dirk Häger vom BSI sagte der Nachrichtenagentur dpa, die bei Flame entdeckten Funktionen seien auch in bekannten Schadprogrammen wie "Poison Ivy" zu finden. "Stuxnet war etwas Besonderes, Flame aber nicht." Dem widersprach Kaspersky: Betrachte man die Vollständigkeit, Komplexität und Effektivität von Flame, unterscheide sich dieser Schädling deutlich von anderen Spyware-Programmen.

An der Analyse von Flame wird weltweit gearbeitet

Flame-Gefahr: Kaspersky widerspricht BSI-Experten "Flame"-Gefahr: Kaspersky
widerspricht BSI-Experten
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"Zur Zeit arbeiten zahlreiche Forscher verschiedener Unternehmen weltweit an der Analyse von Flame - und trotzdem sind alle Experten noch weit von einer vollständigen Analyse sämtlicher Komponenten entfernt", sagte Kaspersky. Daher sei es gewagt, Flame als "nichts Besonderes" zu bezeichnen, "denn Flame ist nach Ansicht der Experten erst die (beeindruckende) Spitze des Eisbergs".

Einig sind sich BSI und Kaspersky immerhin darin, dass Deutschland nicht akut durch Flame bedroht ist. Zur Zeit gebe es keinen bekannten Fall in Deutschland, erklärten die russischen Experten. "Kaspersky Lab hat immer betont, dass Länder im Nahen Osten das Hauptziel darstellen." "Für mich gibt es keinen Grund, einen Superalarm in Deutschland auszulösen", sagte Häger der dpa.

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