6G: Nokia leitet europäisches Hexa-X-II Projekt
Nicht nur Ericsson, auch der langjährige Mitbewerber Nokia ist längst im Thema 6G unterwegs. Nokia gibt nun bekannt, die nächste Phase des europäischen 6G-Flaggschiff-Projekts zu leiten.
Europäische Kommission startet Hexa-X-II
Hintergrund ist die Gründung von Hexa-X-II durch die Europäische Kommission, das sei die zweite Phase der europäischen 6G-Flaggschiff-Initiative. Auch die erste Phase hatte Nokia schon geleitet.
Nokia leitet das europäische Hexa-X-II Projekt für 6G
Grafik: Nokia Bell-Labs
Phase 2
In dieser zweiten neuen Phase wurde die Liste der Hexa-X-Partner auf 44 Organisationen erweitert. Sie sollen eine vorstandardisierte Plattform und Systemansicht erstellen, woraus dann die Grundlage für viele Beiträge zur künftigen 6G-Standardisierung werden wird. Wir sehen, 6G ist noch in einem frühen Stadium.
Das Hexa-X-II-Projekt wurde von der Europäischen Kommission im Rahmen der ersten Ausschreibung des Gemeinsamen Unternehmens für intelligente Netze und Dienste (SNS-JU) gefördert. Diese Schritte sind notwendig, damit alle wichtigen Interessengruppen der Branche in Europa zusammengebracht werden. Am Ende stellt sich Europa vor, eine "Führungsposition im 6G-Bereich" zu erlangen. Doch Vorsicht: Auch die USA (inkl. Nord- und Südamerika) und der asiatische Raum haben das gleiche vor.
Alle unter einen Hut
Hexa-X-II soll Netzanbieter, Anbieter von Kommunikationsdiensten bis hin zu vertikalen Unternehmen und Technologieanbieter (Hardware-Lieferanten) sowie die wichtigsten europäischen Forschungsinstitute für Kommunikation, z. B. Universitäten oder forschungsnahe Organisationen wie Fraunhofer zusammenbringen.
Peter Vetter, Präsident der zentralen Forschungsabteilung von "Nokias Bell Labs" fühlt sich geehrt, dass Nokia bei diesem Projekt die Führung übernehmen könne. Vetter sieht voraus, dass in der 6G-Ära die digitale, die physische und die menschliche Welt viel stärker integriert sein werden. Also müssten alle beteiligten Institutionen, Menschen, Unternehmen etc. unter einen Hut gebracht werden und es muss genau erforscht werden, wer wem was liefern kann und wer von wem abhängig ist.
"Da Milliarden weiterer Menschen und Geräte miteinander verbunden werden, die Urbanisierung zunimmt und wir uns bemühen, die Grenzen von Energie und Materialien zu überwinden, werden Netze und 6G eine immer größere Rolle spielen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir den größeren Kontext im Auge behalten, wenn wir uns das neue Netz vorstellen."
Was haben die Unternehmen vor?
Mit den Ergebnissen aus Hexa-X-Teil 1 wird das Hexa-X-II-Konsortium versuchen, die folgenden gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen:
- Nachhaltigkeit: Hexa-X-II soll Technologien erforschen, die zu einem kohlenstofffreien Fußabdruck beitragen und den Energie- und Materialverbrauch begrenzen.
- Eingliederung: Hexa-X-II zielt darauf ab, Menschen in Entwicklungsländern sowie unterprivilegierten Mitgliedern der entwickelten Gesellschaften Anschlussmöglichkeiten zu bieten.
- Vertrauenswürdigkeit: Hexa-X-II soll Datentransparenz, Sicherheit und Datenschutz sowie die Robustheit des Netzes gewährleisten.
Nokia seit Anfang dabei
Das Unternehmen Nokia ist kein Unbekannter. Rechtzeitig stieg der einstige Hersteller von Gummistiefeln in den Mobilfunkmarkt ein und erlebte den Übergang vom analogen NMT-System zu GSM mit. Nokia realisierte in Finnland den ersten GSM-Anruf bis hin zu den heutigen leistungsfähigen 4G-Netzen und den weltweit "schnellsten" 5G-Verbindungen. Nokia und Nokia Bell Labs, das aus der Fusion mit Alcatel-Lucent "geerbte" Forschungslabor von Nokia (dessen Ursprünge auf Alexander Graham Bell, den Miterfinder des Telefonsystems zurückgehen), seien Vorreiter für viele der grundlegenden technologischen Innovationen gewesen, die für die Entwicklung von 5G-Standards verwendet werden.
Weiterentwicklung von 5G
Darüber hinaus will Nokia mit den 3GPP Releases 18 und 19 bereits die Grundlagen für 5G-Advanced legen, was die 5G-Funktionen weiter verbessern und neue Branchen erschließen soll.
Zu diesen neuen Fähigkeiten gehören Funktionen wie XR (eXpanded Reality), superpräzise Positionierung, verbesserte Abdeckung und AI/ML (künstliche Intelligenz, Maschinen-Lernen) für das 5G-RAN. Viele dieser technologischen Entwicklungen werden dann die Lücke zwischen 5G und 6G schließen.
"6G-Anna": Der 6G-Leuchtturm
Neben Hexa-X-II und Hexa-X (Version 1) leitet Nokia auch 6G-ANNA, das sogenannte deutsche "6G-Leuchtturmprojekt", und ist "maßgeblich" an der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens "Horizon Europe Smart Network and Services" beteiligt.
Das Projekt Hexa-X-II soll am 1. Januar 2023 beginnen und hat eine geplante Laufzeit von zweieinhalb Jahren. In einem E-Book wird näher beschrieben, wie das ablaufen soll.
In einem Video wird erklärt, wie Hexa-X funktionieren soll:
Bereits zuvor hatte Ericsson dreidimensionale 6G-Netze vorgestellt.