Von o2 zu Telekom: Mercedes-Benz wechselt den Anbieter
Den Anbieter Telefónica o2 kennen die meisten Leser als Anbieter von preiswertem Mobilfunk für Jedermann. Schon von Anfang an hat sich VIAG Interkom an Geschäftskunden gewandt, und unter der Marke o2 von Telefónica gibt es auf einschlägigen Webseiten immer wieder Werbung, die sich gezielt an Geschäftskunden von Großfirmen bis zu kleinen Selbstständigen (SoHo) richtet.
In Firmen kann man beispielsweise die Nebenstelle der Durchwahlanlage direkt auf ein Handy leiten, wenn man so will ein Art "Super-Genion". Ähnliche Angebote haben auch Vodafone und die Telekom für Geschäftskunden im Programm.
5G für die Industrie: o2-Telefónica bietet Digitalisierung für Unternehmen
Das Daimler-Werk in Stuttgart. Die Aufgabe: Komplette Mobilfunkversorgung überall - vor allen Dingen drinnen.
Foto: Mercedes-Benz Group, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
Das Thema 5G interessiert die Branche auch. o2 macht darauf aufmerksam, dass neben dem klassischen Mobilfunk-Netz für Geschäfts- und Privatkunden Telefónica (o2) im industriellen Bereich erfolgreich mit Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen zusammen arbeite, um die "Digitalisierung von Geschäftsprozessen, Produktion und Logistik" voranzubringen, wie das so schön heißt.
5G-Netz in der Klinik - maximaler Datenschutz
Zuletzt hatte o2 Telefónica gemeinsam mit Helios, einem der größten privaten Klinikbetreiber des Landes, in Leipzig das erste 5G-Campusnetz für ein privates Krankenhaus in Betrieb genommen. Das ist insofern bemerkenswert, da im Gesundheitsbereich extrem hohe Datenschutzbestimmungen gelten, d. h. die Patienten-Daten dürfen auf absolut gar keinen Fall den "Campus" verlassen.
Die Vernetzung des Klinikums erfolgt hier von vorneherein im 5G-Standalone-Standard, d. h. 4G ist gar nicht beteiligt. Diese Ausbaustufe von 5G ermöglicht auf 3,7-3,8 GHz hohe Datenraten (im Gigabit-Bereich), und damit sogenannte "Echtzeitkommunikation" mit möglichst geringen Reaktionszeiten (auch Latenzen oder Ping genannt). Dadurch können Vitaldaten der Patienten Klinik-weit besser beobachtet und die medizinischen Geräte im Krankenhaus effizient miteinander vernetzt werden.
Wie bereits berichtet hat Telefónica (o2) in Zusammenarbeit mit dem öffentlichen IT-Dienstleister Dataport das erste 5G-Standalone-Campusnetz in Hamburg gestartet.
Mercedes-Benz will wechseln
Für die vernetzte Automobilproduktion hatte o2 Telefónica bereits 2019 ein 5G-Campusnetz für Mercedes-Benz Cars in Sindelfingen errichtet. Auch die Werkstelefonanlage wurde mit o2 erweitert. Die Mitarbeiter haben alle eine persönliche Durchwahl (0711-17-xxxxx), die auf einem Handy im o2-Netz endet. Über eine spezielle SIM-Karte hat der Mitarbeiter zwei Rufnummern: Eine dienstliche und eine private, die auch privat genutzt werden darf.
Hier musste o2 allerdings einen Rückschlag einstecken. Der schwäbische Automobilhersteller hat sich kürzlich entschieden, den Anbieter zu wechseln, und zwar zur deutschen Telekom.
Für Schadenfreude besteht hier allerdings kein Anlass, eher umgekehrt: Zwar hatte Daimler schon rechtzeitig und fristgerecht seine Verträge mit Telefónica o2 gekündigt, musste dann aber doch noch einmal um ein weiteres Jahr bei o2 verlängern, weil der Umstieg aller Mitarbeiter zur Telekom in der Praxis doch nicht so schnell wie erhofft realisierbar war.
Update: Spekulationen über Hintergründe
Zunächst hatte es Spekulationen gegeben, weil Telekom-Chef Timotheus Höttges Mitglied des "Daimler" Aufsichtsrates ist (und bleibt) und kurzzeitig auch als dessen Vorsitzender ins Gespräch gebracht worden war. Da hätte es "seltsam" ausgesehen, wenn das Unternehmen bei einem Wettbewerber unter Vertrag gewesen wäre, vermuten mit der Situation vertraute Personen. Das Ziel Aufsichtsratsvorsitz hatte Höttges nach der Verlängerung seines Vorstandsvertrages bei der Deutschen Telekom nicht weiter verfolgt, da sich hier eine längerfristige Doppelbelastung ("Overboarding") ergeben hätte. Diese Diskussion hatte dem neuen Telekom Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Appel, der übergangsweise noch CEO der Deutschen Post (DHL) bleibt, einige Stimmen bei seiner Wahl gekostet.
Netzausbau in Stuttgart ist knifflig
Die Telekom muss nun im Raum Stuttgart möglichst schnell die Ausbau-Sünden der Vergangenheit ausmerzen. Anfangs stand dafür nur 900 MHz zur Verfügung. Die Mobilfunkversorgung des Stuttgarter Talkessels ist seitdem eine echte Herausforderung. Die Telekom musste sich zunächst auf 900 MHz beschränken, während Telefónica gleich auf 1800 MHz wesentlich kleinzelliger arbeiten konnte.
Nachdem sich die Telekom und die Deutsche Bahn "angefreundet" haben, um die letzten Funklöcher zu schießen, hat auch Vodafone ein Abkommen mit der größten deutschen Eisenbahngesellschaft bekannt gegeben.