Kooperation

Transatel wird neuer MVNO im o2-Netz

Der inter­natio­nale Provider Tran­satel, Tochter der japa­nischen NTT, hat es geschafft: Einen MVNO-Vertrag mit o2. Schwer­punkt werden Groß­kunden sein.
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Das war eine schwie­rige Geburt. Der euro­päi­sche Mobil­funk­anbieter Tran­satel machte sich auf, den deut­schen Markt zu erobern und suchte einen Partner. Schnell war klar: Telekom und Voda­fone kamen nicht in Frage, es sollte o2-Telefónica sein. Doch aus München kam erst einmal eine Absage. Tran­satel beschwerte sich bei der Bundes­netz­agentur und die wies o2 an, "ihr müsst mit Tran­satel" reden. Aber offenbar lagen die Preis­vor­stel­lungen weit ausein­ander.

Die Zeit verging. Inzwi­schen kündigte Ralph Dommer­muth von 1&1 sein Roaming-Abkommen mit o2. Ab 2024-2025 werden 11 Millionen Kunden weniger im Netz von o2 unter­wegs sein. Somit hatte o2 wieder Platz im Netz und war auf der Suche nach neuen Kunden.

Also traf man sich erneut und hatte Erfolg. Tran­satel und o2 gaben bekannt, in Deutsch­land in Zukunft eng zusammen zu arbeiten zu wollen. Dazu wurde eine lang­fris­tige Koope­rati­ons­ver­ein­barung mit "mittel­fris­tigem Zugang zum starken 5G-Netz" von o2-Telefónica unter­zeichnet. Geplant sind "Konnek­tivi­täts­lösungen" auf dem deut­schen Markt, beispiels­weise für die Auto­mobil­branche.

Wer ist Tran­satel?

Transatel darf nun im o2-Netz roamen Transatel, eine Tochter der japanischen NTT-Group, darf nun im o2-Netz roamen und wird überwiegend Dienste für Geschäftskunden und Unternehmen anbieten.
Grafik: o2-Telefónica
Tran­satel ist eine Tochter der japa­nischen NTT Group (Nippon Tele­fone Tele­graph).

Tran­satel ist welt­weit unter­wegs z.B. als Dienst­leister für Mobile Virtual Network Opera­tors (MVNO, in Deutsch­land Service-Provider genannt, ein MVNO kann aber auch eigene Rufnum­mern haben). Tran­satel verwaltet mehr als 100 MVNO über sein eigenes Kern­netz. Tran­satel sieht sich auf dem Sektor M2M (Maschine zu Maschine) als Pionier. Man habe eine eigene Manage­ment-Platt­form, welche LTE-M-, 3G-, 4G- und 5G-Netze nutzen kann und mit mehr als 250 inter­natio­nalen Mobil­funk­betrei­bern zusammen arbeitet.

Die (e)SIM-Karten von Tran­satel verbinden für Kunden wie Airbus, Stellantis und Jaguar Land Rover Millionen von Fahr­zeugen, Indus­trie- und Endkun­den­geräte mit öffent­lichen und privaten Mobil­funk­netzen.

Durch den abge­schlos­senen Vertrag kann Tran­satel nun über das Mobil­funk­netz von o2 Internet-of-Things (IoT)- und Machine-to-Machine (M2M)-Anwen­dungen für die Indus­trie anbieten.

Ubigi Roaming SIM von Tran­satel

Unter dem Marken­namen Ubigi bietet Tran­satel in mehr als 200 Regionen eine eSIM-Lösung für globale mobile Daten­ver­bin­dungen, was inter­national Reisende oder welt­weit einge­setzte Arbeits­kräfte gerne nutzen. Solche SIM-Karten haben keine Rufnum­mern, können aber über einen sepa­raten SIP-Provider mit einer Rufnummer erwei­tert werden.

Freude über Zusam­men­arbeit

Alfons Lösing, Chef Wholesale bei o2-Telefónica hat den Vertrag mit Transatel verhandelt. Alfons Lösing, Chef Wholesale bei o2-Telefónica hat den Vertrag mit Transatel verhandelt.
Foto: o2-Telefonica
"Wir freuen uns auf die Zusam­men­arbeit“, erklärt Groß­kunden-Chef Alfons Lösing von o2-Telefónica Deutsch­land. Jacques Bonifay, CEO von Transatel hat es geschafft: Einen Vertrag mit o2-Telefónica Jacques Bonifay, CEO von Transatel hat es geschafft: Einen Vertrag mit o2-Telefónica
Foto: Transatel
Sein Gesprächs­partner Jacques Bonifay, Chef von Tran­satel, betont, dass die Öffnung des deut­schen Marktes für Tran­satel ein wich­tiger Schritt sei, um den euro­päi­schen IoT-Markt zu moder­nisieren, "starke Geschäfts­modelle" mit o2-Telefónica aufzu­bauen und das o2-Netz mit allen neuen 5G-SA-Funk­tionen zu nutzen.

Neuer Service-Provider: Eher für Geschäfts­kunden

Damit wird Tran­satel neuer Service-Provider (Diens­tean­bieter) im o2-Netz. Wie die betei­ligten Unter­nehmen mitteilen, nutzten bereits einige hundert Unter­nehmen welt­weit die IoT- und Konnek­tivi­täts­lösungen von Tran­satel. Der Schwer­punkt des Unter­nehmen liege bei IoT-Anwen­dungen in der Indus­trie, beispiels­weise für die Auto­mobil­branche und im Bereich Konnek­tivität am Arbeits­platz. Bekannte Kunden sind unter anderem Airbus, Stellantis und World­line.

IoT- und M2M Markt soll schnell wachsen

Der Markt für IoT- und M2M-Lösungen werde in den kommenden Jahren rasant wachsen. Die Digi­tali­sie­rung und Auto­mati­sie­rung schreitet in vielen Bran­chen voran, von der Auto­mobil­indus­trie über die Medi­zin­technik bis hin zur Logistik. Laut Statista Market Rese­arch werde das Markt­volumen allein in Deutsch­land bis 2028 rund 51 Milli­arden Euro betragen.

Voraus­set­zung hierfür ist eine leis­tungs­fähige Vernet­zung von Menschen, Maschinen, Motoren oder Sensoren, betonen Bran­chen­kenner. o2 verweist stolz auf seine 5G-Campus­netze, IoT-Konnek­tivität, Cyber­secu­rity und SD-WAN im Fest­netz.

Schon heute decke das Netz von o2-Telefónica mehr als 90 Prozent der Bevöl­kerung mit 5G ab – seit Kurzem auch mit der 5G-Stan­dalone-Technik, die von o2 "5G Plus" getauft wurde. Per Mobil­funk versorgt o2-Telefónica mehr als 44 Millionen Mobil­funk­anschlüsse. Kein anderer Netz­betreiber verbinde in Deutsch­land mehr Menschen. In diesem Zusam­men­hang betonte Lösing weiter, dass sein Unter­nehmen für weitere Part­ner­schaften bereit stehe.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Viele Privat­kunden glauben nach wie vor, das Mobil­funk in Deutsch­land viel zu teuer sei und hoffen verzwei­felt auf einen weißen Ritter, der mit Kampf­preisen den Markt aufmischt und die etablierten Anbie­tern das Fürchten lehrt.

Besser wäre es, die Anbieter dazu zu bringen, ihr Netz weiter und dichter auszu­bauen, damit eine mobile digi­tale Zukunft Realität werden kann. Und das gibt es nicht zum Null­tarif. Und gerade o2 darf jetzt beim Netz­ausbau nicht nach­lassen.

Ein Konkur­rent von Tran­satel bei eSIM-Roaming könnte Better­roa­ming sein. Dort sitzt Ex-Voda­fone-Chef Amets­reiter seit kurzem im Aufsichtsrat.

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