Mobilfunk verbindet die Welt: 3,7 Mrd. Menschen noch offline
Gestern ist der Mobile World Congress in Barcelona (Spanien) gestartet, der erste „richtige“ nach Start der Pandemie. 2020 wurde der MWC komplett abgesagt, 2021 hatte es im Sommer eine Schmalspur-Version gegeben.
Neues Motto soll entfesseln
Das Motto des Kongresses lautet "Connectivity Unleashed", was man mit „entfesselte Verbindungen“ übersetzen kann. Mats Granryd aus Schweden, Generaldirektor des Weltverbandes GSMA und Ausrichter des Kongresses, freute sich, „wieder alle begrüßen zu können“, etwa 800 führende Vertreter von Industrie, Fachbesuchern und Presse.
Granryd kündigte an: „5G, die Reise geht weiter.“ Um gleich die Frage zu stellen: "Was habt ihr während der Pandemie gemacht? Eine Sprache gelernt? Vielleicht Science-Fiction-Bücher gelesen oder Filme geschaut?" Dabei ist ihm aufgefallen, dass vieles, was in diesen Büchern als denkbare Zukunft vorgestellt wurde, längst Wirklichkeit geworden ist.
Das Ziel: 8 Milliarden Menschen zu digitalisieren
Auf der Welt werden bis Jahresende etwa 8 Milliarden Menschen leben. Die Digitalisierung müsse überall voranschreiten, „es liegt an uns, dass es was wird. Was wir uns heute vorstellen können, kann morgen Realität werden. Das Zauberwort heißt „meaningful communication“, was man mit „sinnvoller Kommunikation“ übersetzen kann.
Mobilfunk in allen Sektoren
Das Elektro-Auto Fisker Ocean wird in Österreich gebaut und soll zum Jahresende kommen. Es ist voll vernetzt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Mobilfunk-Netzbetreiber seien wichtige Partner für alle Sektoren. Zum Beweis schaltete Granryd in seinem Vortrag Vertreter verschiedener Zielrichtungen zu, etwa den Chef des Automobil-Herstellers Fisker, der sein vollelektrisch angetrieben „Ocean“ vorstellte. Der soll bis Jahresende lieferbar sein und bei einem Preis von 41.600 Euro etwa 630 km Reichweite mit einer Akku-Ladung haben. Er wird bei dem Automobil-Zulieferer „Magna“ in Österreich gebaut.
Ob Klima, Energie oder Transport, mobile Technologien sind überall notwendig. Derzeit nutzen nur 0,8 Prozent aller zugelassenen Autos elektrische Ladestationen, nur 1 Prozent der Firmen nutzen „Connected Technolgies“. Er verwies auf Messhalle 6, wo unter dem Thema "4 Years from Now (4YFN)" zahlreiche Startups sich vorstellten. Dort werde man die „Leaders of tomorrow“ finden.
Datenverkehr steigt jährlich um 40 bis 50 Prozent
Granryd erinnerte daran, dass der mobile Datenverkehr alleine von 2021 bis jetzt um 40 Prozent gestiegen sei. Bis Jahresende werden 1 Milliarde (englisch 1 billion) Datenverbindungen alleine über 5G erwartet. Die Zukunft bestehe aus Künstlicher Intelligenz (englisch kurz AI), aus IoT (dem Internet der Dinge) und BigData (Verarbeitung von riesigen Datenmengen). 80 Prozent der 5G-Netze seien im Midband (1800-2100 MHz) gestartet.
3,7 Milliarden noch nicht verbunden
Eine bessere Zukunft der Welt kann nur durch bessere Vernetzung der Menschen erreicht werden
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Weltweit gibt es 3,2 Milliarden Menschen, die noch kein mobiles Internet nutzen. Dazu kommen 450 Millionen Menschen, die ausserhalb jeder Mobilfunkversorgung leben, also sind weltweit 3,7 Milliarden Menschen noch "not connected" (nicht verbunden).
Typischerweise leben diese Menschen in ländlich abgelegenen ("rural") Regionen und hätten eine geringere Bildung („less educated“). Die Digital-Ministerin des Landes Ruanda (Afrika), Paula Ingabire, appellierte an die Branche, dass es Geräte für die Menschen geben müsse, die „erschwinglich“ sein sollen. Dabei geht sie von afrikanischer Kaufkraft aus. Sie lud die Mobilfunkwelt in ihre Landeshauptstadt Kigali zum MWC Africa (25.-27.10.2022) ein.
In einem weiteren Bericht erklären wir, warum der aktuelle Vorsitzende der GSMA und Quasi-Gastgeber in Barcelona, José-Maria Alvarez-Pallete, „ein glücklicher Mensch ist“.