Ericsson: Konzept „für nachhaltige 5G-Netze“
Ericsson hat sein erweitertes Konzept für nachhaltige 5G-Netze veröffentlicht. Die neue Ausgabe des Ericsson-Berichts "Breaking the Energy Curve" soll Mobilfunknetzbetreibern ein „Rahmenwerk“ (englisch framework) bieten, wie sie beim Ausbau von 5G „energieeffizienter, nachhaltiger und kostengünstiger“ werden können - und gleichzeitig ihre Finanz- und Nachhaltigkeitsziele erreichen können.
In der ersten Version dieses Berichts schätzte Ericsson die jährlichen weltweiten Energiekosten für den Betrieb von Mobilfunknetzen noch auf etwa 25 Milliarden US-Dollar. Angesichts der aktuellen Situation, z.B. durch die Energiekrise und die damit verbundene steigende Inflation, dürfte es jetzt noch teurer werden.
Netze effizienter und nachhaltiger betreiben
Netzbetreiber müssen permanent ihre Netze aktualisieren, um mehr Kapazität zu schaffen und Energie zu sparen.
Foto: Ericsson
Daraus folgt, dass Mobilfunknetzbetreiber ihre Netze noch effizienter und nachhaltiger betreiben müssen.
Fredrik Jejdling, Technik- und Netzchef bei Ericsson ist klar: "Je weiter die weltweite Einführung von 5G voranschreitet, desto deutlicher werden die Vorteile eines energiebewussten, zukunftssicheren Angebotes." Und fügt hinzu: "Wir können nicht mit einem 'Business as usual'-Ansatz weitermachen. Wir sollten die Vorteile umfassenderer Netzänderungen und -modernisierungen nutzen und nicht nur stückweise Teile auswechseln. Wir müssen die neuesten technologischen Fortschritte nutzen, um energiesparende Funktionen zu ermöglichen und unsere Energiequellen optimal zu nutzen. Einfach ausgedrückt: Wir müssen anders denken.“
200 5G-Netze weltweit neu dabei
Das Ericsson Radio-Modul 6646 kombiniert 700-900 MHz in einer Box.
Foto: Ericsson GmbH
Seit der letzten Ausgabe des Ericsson Berichts wurde 5G weltweit in mehr als 200 Netzen eingeführt. Ericsson stellt sich die Zukunft wie folgt vor:
- Optimierte, nachhaltige Netzplanung über eine „ganzheitliche Sichtweise auf Unternehmensziele und Netzrealitäten“
- Optimierter Netzausbau, wenn ein 5G-Netz „skaliert“ (erweitert) werden soll, soll der Gesamtenergieverbrauch des Mobilfunknetzes sinken.
- Optimierter Netzbetrieb - über viel „künstliche Intelligenz“ und „Maschinen-Lernen“ (KI/ML) und Automatisierung nutzen, damit alles optimal läuft und minimal Energie braucht.
In einem Mobilfunknetz braucht das Funkzugangsnetz (RAN), also die Sende/Empfangsstationen am meisten Energie. Die Netzbetreiber sind also gezwungen hier anzusetzen. Das bedeutet im Endeffekt, dass im Prinzip noch gut funktionierende Komponenten, die mehr Energie brauchen, gegen neuere sparsamere Baugruppen auszuwechseln.
Der Hersteller empfiehlt „eine ganzheitliche Betrachtung von Netzentwicklung, -erweiterung und -betrieb, um die eher steigende Tendenz des Energieverbrauchs von Mobilfunknetzen zu durchbrechen. So ganz nebenbei soll so auch das exponentielle Wachstum des Datenverkehrs bewältigt werden.
Ziel: Net Zero
Am Ende der Reise soll der „Net Zero Status“ bis 2050 erreicht werden. Die sogenannte IKT-Branche spielt eine entscheidende Rolle bei den notwendigen Klimaschutzmaßnahmen, die heute von Investoren und Regulierungsbehörden gefordert werden. Ihr wird ein Potenzial, die gesamten globalen Industrieemissionen um bis zu 15 Prozent zu reduzieren, zugerechnet. Zunehmender Druck von Verbrauchern und Kunden wird das beschleunigen. Im Pariser Abkommen wurde ein globales 1,5-Grad-Ziel festgelegt. Die Gesamtemissionen müssen bis 2030 halbiert werden, um bis 2050 einen "Net Zero"-Status zu erreichen.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Message ist klar: Wenn Du ein Netz hast, kauf die neueste Technik, dann geht alles wie von selbst. Spaß beiseite: Die Datenmengen wachsen unaufhörlich, die bisherige Technik schafft das nicht oder verbraucht zu viel teuren Strom. Wenn ein Netzbetreiber seine Komponenten nicht rechtzeitig austauscht oder aufrüstet, fressen ihn die Stromrechnung und frustrierte Kunden auf, wenn sie zu einem anderen Netzanbieter flüchten, weil die Performance leidet. Bitter ist das für die Kunden, die sich eigentlich viel günstigere Preise wünschen.
Politisch ist gewünscht, dass Mobilfunk-Netz-Komponenten nicht alle in China oder den USA gekauft werden, sondern dass auch europäische Netzausrüster zum Zuge kommen. Davon gibt es im Wesentlichen noch zwei: Nokia und Ericsson.
Der Hauptkonkurrent Nokia leitet das europäische Hexa-X-II-Projekt für 6G.