Erfahrungsbericht

Smart-Home für jeden: So einfach steuern Sie Ihren Haushalt von unterwegs

Die Waschmaschine von unterwegs starten und auf dem Fahrrad nach dem Regenschauer schon mal die Heizung im Bad hochdrehen: Wir zeigen Ihnen, wie Sie ganz einfach Ihren Haushalt smart machen.
Von Thorsten Neuhetzki

RWE Smarthome hat zwei Voraussetzungen: Die eine ist ein Netzwerkstecker nebst Strom, die andere ein guter Kontostand. Denn während die Schalt-Geräte von AVM 40 bis 80 Euro kosten, aber auch schnell an ihre Leistungsgrenzen kommen, steht bei RWE schnell ein dreistelliger Betrag auf der Rechnung. Dafür kommt aber neben einer Schaltzentrale in aller Regel bei den Startersets nicht nur ein Schaltgerät nach Hause, sondern gleich ein Bundle. Unser Test-Equipment bestand neben der unabdingbaren Zentrale aus zwei Heizungsreglern, einer schaltbaren Steckdose und einem Schalter. Damit lässt sich schon deutlich mehr machen und das System ist modular erweiterbar.

Luftfeuchtigkeit zu hoch? Die Heizung startet automatisch

Die Heizung wird per Funk gesteuert und kann vollkommen automatisch arbeiten Die Heizung wird per Funk gesteuert und kann vollkommen automatisch arbeiten
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Programmierbare Heizungsthermostate sind nichts Neues. RWE Smarthome ermöglicht jedoch, dass die Steuerung nicht in gebückter Haltung über dem Thermostat, sondern bequem am PC erledigt werden kann. Jeden Morgen kann die Heizung so eine Stunde vor der üblichen Aufstehzeit hochheizen und das Bad ist zum Duschen warm, ohne die ganze Nacht zu heizen. Mehr noch: Gerät man auf dem Heimweg in einen Regenschauer, reichen der Griff zum Smartphone und das Starten der passenden App, und die Heizung lässt sich aus der Ferne anschalten. Das System kann auf Wunsch auch ohne Eingriff von außen automatisch agieren.

Wer beispielsweise sein Bad auch zum Wäschetrocknen nutzt, kann dem RWE-System einmalig beibringen, dass die Heizung beim Überschreiten einer bestimmten Luftfeuchtigkeit angehen soll. Das vermeidet Schimmel und beschleunigt die Trocknung. Ist die Luftfeuchtigkeit wieder gefallen, geht die Heizung wieder aus. Und wer sein Badfenster mit einem Fenstersensor des Systems ausgestattet hat, dessen Heizung stellt sich bei entsprechender einmaliger Konfiguration automatisch aus, wenn das Fenster offen ist.

Keine Kabel oder Handwerker notwendig

RWE Smarthome bietet aber nicht nur im Winter entsprechende Möglichkeiten der automatischen Schaltung. Ist es im Sommer etwa in einem Raum zu warm, so kann das Thermostat der entsprechende Indikator sein, um eine schaltbare Steckdose zu aktivieren. Auf dieser kann entweder ein Ventilator oder eine Klimaanlage aktiv sein. Parallel zu dieser automatischen Einstellung kann der Nutzer aber beispielsweise auch die erhältlichen Schalter nutzen, um ein Gerät an- oder auszuschalten. Die Zentrale im Einsatz Die Zentrale im Einsatz. Sie braucht LAN und Strom.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Diese Funktionen lassen sich alle nutzen, ohne ein einziges Kabel zu verlegen oder einen Schraubenzieher in die Hand zu nehmen. Einzig für den Aufbau und die erstmalige Konfiguration sollte man sich Zeit nehmen. In unserem Test haben wir zudem die Erfahrung gemacht, dass zumindest in unserem Testhaushalt die Funkreichweite auf der verwendeten Frequenz von 868,3 MHz nicht übermäßig gut war. Wir mussten den Standort der Zentrale an einen zentraleren Ort der Wohnung verlegen, damit alle Geräte konstanten Funkkontakt halten können. Wenn das nicht der Fall ist, ist eine korrekte Funktion aller Geräte nicht gegeben. In großen Wohnungen, wo der zentrale Standort nicht ausreicht, kann übrigens auch ein Repeater für das System verwendet werden, der gleichzeitig als Schaltsteckdose fungiert.

Für Anspruchsvolle: Fußbodenheizung, Rolladensteuerung und Unterputz-Schalter

Wer will, kann mit dem RWE-Paket aber auch noch weiter gehen. RWE bietet auch Unterputz-Lichtschalter, Sender und Rolladensteuerungen an. In Kombination mit Bewegungsmeldern ist so ein Profil denkbar, bei dem jemand nach Hause kommt, vom Bewegungssensor erfasst wird und automatisch die Rolläden hochgefahren werden. Geht jemand morgens über den Flur, ist zudem denkbar, dass zum einen das Licht im Flur angeschaltet und gleichzeitig automatisch die Kaffeemaschine aktiviert wird. Und ist Bewegung in der Wohnung, obwohl niemand zu Hause sein sollte oder wird außerplanmäßig ein Fenster gekippt, informiert das System automatisch per SMS, dass vermutlich jemand in der Wohnung ist. Das allerdings ist kostenpflichtig.

Im Test machten beide Systeme, sofern man sie miteinander überhaupt vergleichen kann, eine gute Figur. Das AVM-System ist deutlich einfacher und auch leichter zu installieren. Es dauert keine fünf Minuten, um die Grundfunktionen nutzen zu können, sofern die FRITZ!Box bereits eingerichtet ist. Leider sind von AVM noch keine weiteren Hausautomations-Geräte geplant. Ein FRITZ!-Heizungsthermostat würde zwar einerseits das Kerngebiet eines Router-Herstellers verlassen, gleichzeitig aber die AVM-Fans bedienen. Wer als mehr als einen programmier- und fernsteuerbaren Schalter möchte, gerät bei AVM schnell an die Grenzen. RWE Smarthome wiederum lockt mit Starter-Paketen, die unterschiedlich ausgestattet sind. In der Folge ließe sich das eigene smarte Zuhause kontinuierlich mit weiteren Geräten und Indikatoren erweitern, bis die eigene Wohnung nahezu automatisch funktioniert. Die Installation war im Test zeitaufwändig, da auch die zu nutzende Software vergleichsweise komplex ist und viele Möglichkeiten bietet.

Test-Fazit: Beide Systeme ergänzen sich perfekt

Am RWE-Stecker gibt es keinen manuellen Schalter Am RWE-Stecker gibt es keinen manuellen Schalter
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Was uns im Test beim RWE-System störte: Es sind nicht alle Funktionen von jedem Gerät aus nutzbar. So schafften wir es in mehreren Versuchen nicht, die für unser Badezimmer eingestellten Profile über fremde Rechner oder das Smartphone zu ändern und so beispielsweise kurzfristige und ungeplante Abwesenheiten zu Hause in die Profile einzutragen, um unnötiges Heizen zu vermeiden. Wir hätten morgens um sechs die Temperatur manuell über die App regeln können. Hier sollte an der Software nachgebessert werden. Auch die Schaltbarkeit der Steckdosen empfanden wir bei AVM als besser, wenngleich die Abhängigkeits­schaltung, beispielsweise durch Temperaturen, fehlt. In einer ersten Version dieses Artikels schrieben wir fälschlicherweise, die RWE-Zwischenstecker ließen sich nicht am Gerät selbst schalten, das ist jedoch falsch. Beide Systeme haben ihre Vorzüge und lassen sich in Ergänzung zueinander auch gut parallel einsetzen, da nicht jeder Schaltvorgang (Waschmaschine, Pflanzenlampe) eine Abhängigkeit von Sensoren in der Wohnung braucht und der ein oder andere Vorgang auch durch manuelles Schalten am Gerät möglich sein soll. Schade ist, dass RWE sich den Fernzugriff nach zwei Jahren mit jährlich 14,95 Euro bezahlen lässt.

Der Test zeigte uns jedoch: Der Einstieg in ein smartes Zuhause ist schon mit 40 Euro für das erste FRITZ!Dect 200 möglich. Wer Heizung und Co. steuern möchte, sollte einen einmaligen kleinen dreistelligen Euro-Betrag einplanen. Nach und nach lassen sich dann weitere Module ergänzen, so dass nicht direkt mehr als tausend Euro investiert werden müssen.

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