HBO: Inhalte in Deutschland auch bei Amazon Prime Video
In der schnelllebigen Streaming-Welt gibt es immer mal wieder Überraschungen, mit denen eigentlich niemand so wirklich rechnet. So berichteten wir in den vergangenen Wochen häufig über aktuelle Entwicklungen bezüglich eines potenziellen Starts von HBO Max in Deutschland. Fakt ist, dass dieser Start zumindest nicht unmittelbar bevorsteht, da sich WarnerMedia noch in einem Output-Deal mit Sky befindet. Voraussichtlich bis 2025 laufen Blockbuster aus dem Hause WarnerMedia noch exklusiv bei Sky.
Kaley Cuoco als Flugbegleiterin Cassie Bowden im HBO Max-Original "The Flight Attendant"
Foto: HBO
Umso überraschender ist nun diese Meldung: Amazon Prime Video hat sich für den deutschen Markt die Rechte an der HBO Max-Serie "The Flight Attendant" mit Kaley Cuoco gesichert. Das ist einigermaßen bemerkenswert, schließlich kokettiert der Pay TV-Anbieter aus Unterföhring gerne damit, hierzulande "Home of HBO" zu sein.
Bemerkenswerter Vorgang
Die Serie feierte im November 2020 ihre Premiere auf HBO Max, sollte also zeitlich genau in den Output-Deal mit Sky fallen, zudem wurde sie stark in Trailern als Highlight beworben. Es ist durchaus ein bemerkenswerter Vorgang, dass ausgerechnet eine solche Produktion in Deutschland nicht beim eigentlichen Vertragspartner, sondern über einen Drittanbieter lizenziert wird. Zumal Amazon die Serie nicht per Einzelabruf, sondern explizit ohne Zusatzkosten im Rahmen seiner Prime-Mitgliedschaft anbietet. Natürlich lässt sich über die konkreten Gründe nur spekulieren, doch es deutet viel darauf hin, dass WarnerMedia im Gegensatz zu Sky die Vertragspartnerschaft für den deutschen Markt nicht als exklusiv betrachtet.
Wenn jedoch aktueller HBO-Content ohnehin nicht exklusiv bei Sky läuft und auch an Drittanbieter lizenziert wird, hätte WarnerMedia seinen Streamer sicherlich schon früher in Deutschland an den Start bringen können. Dieser Fall zeigt einmal wieder, wie kompliziert und verwoben die Lizenzgeschäfte der US-Medienkonzerne in Europa und speziell Deutschland eigentlich sind. Für Außenstehende ist längst nicht mehr nachvollziehbar, für welchen Inhalt man welchen Streaming-Dienst abonnieren muss. Das sorgt für zunehmenden Frust und treibt wie so oft viele Nutzer wieder zu illegalen Portalen (mit entsprechenden Risiken wie Strafverfolgung und Malware).
Vorbereitungen für 2025
Man kann allerdings nur hoffen, dass sich das WarnerMedia-Management bei seinem Vertrag mit Amazon nun geschickter als mit dem Sky-Deal verhält. Denn spätestens nach 2025 müssen alle Lizenzen für den deutschen Markt wieder bei WarnerMedia selbst liegen, sonst setzt man den Start von HBO Max hierzulande erneut in den Sand. Es würde schließlich kaum ein Abonnent rund 15 Euro im Monat für einen Streaming-Dienst auf den Tisch legen, welcher im Gegensatz zum US-Original nur den halben Katalog bietet.
Das musste auch Netflix bereits erleben, dort haben sich Kunden aus Europa per VPN immer wieder Zugang zum umfangreicheren US-Angebot des Streamers verschafft. Und auch eine solche Vorgehensweise dürfte weder im Interesse von Netflix noch der europäischen Lizenzinhaber sein. Zumindest WarnerMedia-CEO Jason Kilar hatte in der Vergangenheit bereits deutlich gemacht, dass ihm die mit Sky geschlossenen Verträge in Europa durchaus ein Dorn im Auge sind. Ohne Schlüsselmärkte wie Deutschland, Italien oder Großbritannien hat WarnerMedia im globalen Wettbewerb gegen Netflix, Disney & Co. keine Chance.
Laut WarnerMedia sollen bis 2025 die Hälfte aller Abos für HBO Max außerhalb der USA abgeschlossen werden.