Streaming: Vertreiben höhere Preise & Werbung die Kunden?
In den vergangenen Wochen war die Verärgerung bei vielen Streaming-Fans über Amazon besonders groß. Der US-Versandhändler blendet nach einem neuen Update seiner Fire-TV-Firmware plötzlich Werbung beim Start seiner Hardware wie dem Fire-TV-Stick ein. Doch damit nicht genug: Wer über ein Prime-Abo verfügt und somit monatlich zahlt, kommt nun zwangsweise auch dort in den "Genuss" zusätzlicher Werbespots.
Immer mehr Reklame im Streaming - das ist leider kein Einzelfall und gehört für Zuschauer mitunter zu den größten Kritikpunkten an der schönen neuen Streaming-Welt.
Mit günstigen Preisen angelockt
Unerwünschte Werbung landet nicht nur im Briefkasten
Bild: dpa
In der Branche gibt es zweifelsohne einen auffälligen Trend: Neue Dienste starten in der Regel mit günstigen sowie monatlich kündbaren Abopreisen. Sind dann genügend Kunden an Bord, werden die Pauschalen zügig angehoben und/oder enthaltene Leistungen eingeschränkt. Sehr gut lässt sich dieser Trend vor allem bei Netflix sowie Disney+ beobachten.
Preissteigerungen sind vor dem Hintergrund steigender Kosten sowie den in der Vergangenheit liegenden Autorenstreik in Hollywood in gewisser Weise nachvollziehbar. Problematisch wird es allerdings, wenn Preise steigen und den Abonnenten zusätzlich Werbung aufgedrängt wird, die diese entweder gar nicht oder nur durch die Buchung noch teurerer Abopakete umgehen können.
Rütteln am Grundprinzip
Und auch das ist noch längst nicht alles. Anbieter wie Disney+ haben in der Vergangenheit aus Kostengründen zahlreiche Filme und Serien aus dem eigenen Katalog entfernt. Kurz zusammengefasst: US-Medienkonzerne sanieren ihre Bilanzen, und der Zuschauer hat am Ende nur Nachteile. Insgesamt gibt es deutlich weniger Leistung je Euro, vor allem die Werbung rüttelt an einer Grundidee der gesamten Streaming-Branche.
Der nachhaltige Erfolg von Netflix basierte von Anbeginn nicht nur auf eigenproduzierten Originals, sondern ist insbesondere der Werbefreiheit zu verdanken. Auf viele Zuschauer wirkte Streaming nach Dekaden des mitunter inhaltlichen schwachen Privatfernsehens wie eine Erlösung. Endlich gab es hochwertiges Ad-Free-Entertainment zum kleinen monatlichen Pauschalpreis, und entsprechende Inhalte lassen sich auf Abruf schauen, wann man will.
Großer Unterschied zu Audio
Große Video-Streamer wie Netflix und Disney+ unterscheiden sich im Hinblick auf Geschäftsstrategien zunehmend von ihren Audio-Pendants. Zwar müssen auch Nutzer von Spotify und Amazon Music Unlimited mit sporadischen Preiserhöhungen rechnen, Werbung im kostenpflichtigen Abo oder ein großes Streichkonzert im Content-Katalog bleiben dennoch in der Regel aus.
Die Streaming-Branche sollte nun insgesamt aufpassen, ihre Kernkundschaft nicht mit überzogenen Preiserhöhungen oder Werbung nachhaltig zu vergraulen. Vor allem Prime-Abonnenten haben sich an das umfassende Komplettpaket aus Shopping und werbefreien Streaming gewöhnt. Umso unverständlicher ist Amazons Vorgehen, zumal sie bereits mit Freevee einen vollständig werbefinanzierten Streamer an den Start schickten.
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