ViacomCBS: "Eine Handvoll Gewinner im Streaming"
Wahrzeichen in Hollywood: Das "Melrose Gate" führt in die Paramount Studios
Foto: AP
In den vergangenen Tagen gab es prominenten Besuch an der 5555 Melrose Avenue in Los Angeles. Die Adresse kann man sich nicht nur wegen der einprägsamen Hausnummer sehr leicht merken. Dort befindet sich das legendäre und bei allen Hollywood-Touristen bekannte Eingangstor zu den Paramount Studios. Nicht ohne Grund trafen sich kürzlich das ViacomCBS-Management um deren Vorsitzende Shari Redstone, Präsident Bob Bakish und Streaming-Chef Tom Ryan in einem der weltweit prominentesten Filmstudios.
Anlass ist die Präsentation des brandneuen Streamers "Paramount+". Schon bei der Vorstellung war das Interesse der Medienvertreter groß, immerhin wagt sich nun mit ViacomCBS nicht irgendjemand auf den Markt. Der New Yorker Medienkonzern ist durch die Verschmelzung zwischen Viacom und CBS im Jahr 2019 zu einem der weltweit größten Lizenzinhaber geworden. Wie man dieses Potenzial nun heben will, erläuterte ViacomCBS Streaming-Chef Tom Ryan im Gespräch mit dem "Hollywood Reporter".
"Im Streaming eine Handvoll Gewinner"
Wahrzeichen in Hollywood: Das "Melrose Gate" führt in die Paramount Studios
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Als das Magazin Tom Ryan in seiner fast schon spartanisch wirkenden Wohnung in Los Angeles traf, hätte man auf den ersten Blick sicher nicht erwartet, dass er einer der wichtigsten Streaming-Topmanager ist. Doch Tom machte im Interview sofort klar, was für ihn Sache ist: "Es wird im Streaming-Geschäft eine Handvoll Gewinner geben und wir haben eines der besten SVoD-Angebote".
Da ist sicherlich was dran, denn hinter der Marke ViacomCBS verbirgt sich so ziemlich alles, was in Hollywood Rang und Namen hat: Der Katalog reicht von Mission Impossible über Indiana Jones und Star Trek bis hin zu SpongeBob Schwammkopf. Mit Start des Streaming-Dienstes sollen nun auch eine ganze Reihe von eigenproduzierten Originals hinzukommen. Dabei geht es zum Beispiel um ein Prequel der beliebten Serie "Yellowstone" mit Kevin Costner oder ein Reboot der in den 1990er-Jahren beliebten Sitcom "Frasier" mit Kelsey Grammer. Ironischerweise hält Paramount+ jedoch die Lizenz an Yellowstone aktuell gar nicht selbst, sie läuft in den USA beim Mitbewerber NBCUniversal und seinem Streamer "Peacock".
Eigene Verwertungskette
Ryan betont im Interview außerdem die einzigartige Verwertungssituation von ViacomCBS. So verfüge man mit Pluto TV über einen kostenlosen Dienst und könne auf der anderen Seite mit Paramount+ sowie den Premiummarken Showtime und BET das höherwertige Premium-Segment bedienen. Zur Strategie gehöre außerdem, Lizenzinhalte von bisherigen Partnern auf die eigene Plattform zurückzuholen. Dies werde jedoch von Fall zu Fall entschieden, betonte Ryan.
Interessant wird aber auch sein, wie das Angebot von Paramount+ letztendlich international aussieht. Denn über CBS gibt es in den USA natürlich eine ganze Menge Content außerhalb von Filmen und Serien. So zum Beispiel Nachrichtensendungen, Shows und Live-Sport. Insbesondere beim Thema Live-Sport dürfte ViacomCBS aber gar nicht selbst über die weltweiten Broadcast-Rechte verfügen. Möglicherweise müssten Zuschauer bei einem potenziellen Deutschlandstart von Paramount+ dann sogar mit einer abgespeckten "Schmalspurvariante" des Streamers rechnen.
Genügend Geld ist da
ViacomCBS hat in den "Streaming-Kriegen" auf jeden Fall einen langen Atem. Alleine die Lizenzbibliothek von Paramount Pictures ohne eigenproduzierte Serien-Originals hat schon das Potenzial, die Konkurrenz aus dem Weg zu fegen. Vor allem, wenn man noch bedenkt, dass Paramount-Blockbuster künftig bis maximal 45 Tage nach der Kinoveröffentlichung ohne Zusatzkosten bei Paramount+ zu sehen sind. Sollte der Preis dann noch wie angekündigt auch in Europa bei unter 10 Euro liegen, wird es für Netflix und Amazon schon sehr unangenehm. Vergessen sollte man in Los Gatos außerdem nicht, dass mit HBO Max mittelfristig noch ein weiterer Studio-Streamer den globalen Markt betritt.
Klar ist schon jetzt, dass sich die Prognose von Tom Ryan bewahrheiten könnte. Dem einen oder anderen Streamer wird definitiv auf mittlere Sicht die Puste ausgehen, weil die eigene Lizenzbibliothek nicht groß genug ist und die Kosten für konkurrenzfähige Blockbuster-Produktionen schlicht explodieren. Wohin das führt, sieht man aktuell gut bei Netflix: Während dort attraktive Lizenzinhalte verschwinden, müssen CEO Reed Hastings und Content Chef Ted Sarandos immer mehr Geld für teure Eigenproduktionen ausgeben. Es folgt eine Preiserhöhungsrunde nach der anderen. Und das schmeckt vielen Abonnenten überhaupt nicht.
Im Earnings Interview äußerten sich die Netflix-Chefs zur Konkurrenz von Disney+.