ViacomCBS: Paramount+ expandiert in Nordeuropa
SpongeBob ist auch bei Paramount+ an Bord
Bild: ViacomCBS
ViacomCBS-Präsident Bob Bakish will Paramount+ möglichst schnell weltweit an den Start bringen. Dabei verfolgt der US-Medienkonzern aber im Gegensatz zu Mitbewerbern wie Disney eine andere Strategie. Offenbar will man den Streaming-Dienst nicht nur auf eigene Faust, sondern auch über Partnerschaften lancieren.
Nun hat ViacomCBS einen Vertrag mit dem wichtigsten skandinavischen Telekommunikationskonzern Telia geschlossen, berichtet Digital TV Europe. Das Modell könnte auch ein Vorbild für einen potenziellen Start in Deutschland sein.
Exklusiver Zugang in Skandinavien
SpongeBob ist auch bei Paramount+ an Bord
Bild: ViacomCBS
Die Partnerschaft zwischen ViacomCBS und Telia umfasst die drei skandinavischen Märkte Norwegen, Schweden und Finnland. In den genannten Regionen ist Content von US-Studios wie HBO und Paramount sehr beliebt, weshalb eine Europa-Expansion zunächst in diesen Staaten durchaus logisch erscheint.
Kunden von Telia erhalten demnach exklusiven Zugriff auf den Katalog von Paramount+, welcher einen Mix aus mehr als 6.000 Serienepisoden, Blockbustern, Scripted Reality-Formaten, Dokumentationen und Kinderprogrammen enthält. ViacomCBS verweist dabei unter anderem auf Titel wie "Mission Impossible", "Star Trek", "SpongeBob" und "Dexter". Alle Telia-Kunden in Norwegen, Schweden und Finnland können den Dienst über das Gerät ihrer Wahl nutzen. Apps stehen dabei zum Beispiel für Smartphone und Tablets zur Verfügung, außerdem kann der Dienst am PC und Notebook genutzt werden.
Darüber hinaus kündigte ViacomCBS an, in den nordischen Märkten weiterhin lineare Kanäle anbieten zu wollen. Diese Strategie unterscheidet sich deutlich von Disney, der Micky-Mouse-Konzern hatte sein internationales TV-Angebot mit dem Start von Disney+ deutlich zurückgefahren.
Telcos setzen auf Content
Auch für Telekommunikationskonzerne in Europa wird es zunehmend wichtiger, eigenen Kunden attraktiven Content zu bieten, damit die Netzinfrastruktur und entsprechende Telekommunikationsangebote aktiv genutzt werden. Die Strategie ist hier allerdings anders, als in den USA.
Während Konzerne wie AT&T mit WarnerMedia selbst eigene Inhalte produzieren, setzen die europäischen Anbieter zunehmend auf Partnerschaften mit Content-Lieferanten. So kooperiert beispielsweise Telefónica bei seiner Marke o2 in Deutschland unter anderem mit der Comcast-Tochter Sky, deren Produkt Sky Ticket im Rahmen von o2 TV angeboten wird. Die Deutsche Telekom hatte ebenfalls erst kürzlich einen entsprechenden Vertrag mit ViacomCBS für Magenta TV geschlossen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um Paramount+, sondern um einzelne Inhalte von ViacomCBS bzw. Paramount Pictures. Zudem standen Telekom-Kunden durch entsprechende Verträge auch Inhalte von anderen US-Studios wie beispielsweise Sony und FOX Networks Germany per Video on Demand zur Verfügung. Die Angebote dürften in Zukunft weiter ausgebaut werden.
Paramount+ in Deutschland bei der Telekom?
Vor dem Hintergrund des Vertragsabschlusses stellt sich natürlich die Frage, ob ViacomCBS auch in Deutschland einen Distributionsvertrag für Paramount+ abschließt - oder sein Angebot selbst in den Markt bringt. Eine Kooperation mit der Deutschen Telekom erscheint nicht unwahrscheinlich, immerhin laufen ja offensichtlich bereits Paramount-Inhalte bei Magenta TV. Es ist allerdings davon auszugehen, dass ViacomCBS hierzu keine globale Entscheidung trifft, sondern bei entsprechenden Verträgen auf regionale Marktgegebenheiten achtet.
Ausgemachte Sache ist somit nicht, dass man sich auch in Deutschland bei einem Start von Paramount+ einen Kooperationspartner sucht. Film- und Serienfans müssen sich außerdem wohl noch gedulden, denn vor allem die Lizenzsituation ist bei ViacomCBS sehr komplex. Viele Filme und Serien liegen insbesondere in Deutschland nach wie vor bei Mitbewerbern wie Amazon, Netflix oder auch ProSiebenSat.1. Erst wenn diese Verträge ausgelaufen sind, könnte der Content auch wieder in den eigenen Katalog von Paramount+ für Deutschland aufgenommen werden.