Telekom: Glasfaser ausbauen, Schulen stärker ans Netz
Der Telekom Campus am Bonner Landgrabenweg. Hier befindet sich unter anderem die technische Abteilung und der Mobilfunk, ferner ein T-Punkt-Shop, der öffentlich zugänglich ist.
Foto: Deutsche Telekom
Wie schon berichtet, hat die Telekom heute ihre Bilanzzahlen vorgestellt. Telekom-Chef Höttges nutzte die Gelegenheit, sein Unternehmen ins beste Licht zu rücken.
Der Telekom-Chef stellt den "Concierge Service" vor, den sein Unternehmen eingeführt hat. Hier kümmert sich ein Mensch persönlich um den Kunden, bis das Problem gelöst ist - egal, um welches Thema es geht.
Nachdem die Telekom seit Jahren alle Netztests gewonnen habe, könne sie nun einen Doppelsieg beim Service für Mobilfunk und Festnetz verzeichnen, etwa von den Fachzeitschriften Chip und Connect.
17 Milliarden Investitionen
Der Telekom Campus am Bonner Landgrabenweg. Hier befindet sich unter anderem die technische Abteilung und der Mobilfunk, ferner ein T-Punkt-Shop, der öffentlich zugänglich ist.
Foto: Deutsche Telekom
Trotz aller Erfolge will sich die Telekom nicht zurücklehnen, sondern weiter auf Rekordniveau in den Netzausbau investieren. Weltweit sind das 17 Milliarden Euro, alleine in Deutschland werden 5,5 Milliarden in die Infrastruktur gesteckt, was "ein neuer Spitzenwert" ist. Die Schwerpunkte sind klar definiert: "Glasfaser (FTTH) und 5G".
Für 2021 möchte Höttges weltweit rund 18,4 Milliarden Euro investieren, 2020 waren es 17 Milliarden gewesen. Bis 2024 sollen die Ausgaben auf 6 Milliarden pro Jahr alleine in Deutschland steigen, aktuell sind es 5,5 Milliarden. Höttges erwartet 2021 ein bereinigtes Ergebnis von rund 37 Milliarden Euro.
Netze sind Rückgrat und Grundlage
Die Netze, also die Infrastruktur sind für den Telekom-Vorstand "das Rückgrat und Grundlage für die Wertigkeit des Unternehmens." Höttges definiert das so: "Wir bieten beste Konnektivität, dann sind die Kunden loyal bereit dafür zu bezahlen."
Die Corona-Krise habe "unter dem Brennglas verdeutlicht, welche Aufgabe die die Telekom zu leisten hat."
Schulen (wollen nicht) ans Netz?
Höttges rechnete vor, dass 17.000 Schulen in Deutschland sofort mit schnellerem Internet aufgerüstet werden könnten. Die Telekom habe alle Schulen persönlich angeschrieben. "Wir stellen diesen Dienst kostenlos zur Verfügung und berechnen erst ab August 2021 maximal 25 Euro pro Schule und Monat." Enttäuschend sei die Reaktion auf das Schreiben nach 5 Monaten gewesen: Von 17.000 Schulen hätten nur etwa 1500 Schulen das Angebot angenommen.
Ein Video der Telekom zur Digitalisierung der Schulen:
Höttges plädierte erneut dafür, die Umsetzung der Digitalisierung schneller, aktiver, selbstbewusster und mutiger anzugehen.
Nach acht Jahren: Festnetz auf IP umgestellt
Das Festnetz wurde durch den Umstieg auf das IP-Protokoll modernisiert und zukunftsfähiger. Das war eine acht Jahre dauernde Mammut-Aufgabe, wofür mehr als 1 Milliarde Euro investiert wurden. "Jeder einzelne Festnetzanschluss musste angefasst werden." Jetzt können mehr Kunden über Software angesprochen werden. Die Kunden können ihre Anschlüsse selbst verwalten und die Hotline kann viel leichter als bisher aus der Ferne helfen.
Zukunft Glasfaser
Im Jahre 2020 gab es 600.000 Haushalte, die mit Glasfaser erreichbar sind, diese Zahl soll 2021 verdoppelt werden, trotz der Kälte in den letzten Wochen.
Für 2022 bis 2024 peilt Höttges jährlich 2,5 Millionen FTTH-Anschlüsse an, als Glasfaser bis in die Wohnung der Kunden. Bis Ende 2024 sollten so etwa 10 Millionen Haushalte mit Glasfaser erreichbar sein, bis Ende 2030 sollen alle Haushalte in Deutschland mit Glasfaser versorgt sein.
Alleine nicht zu schaffen
Höttges betonte erneut, dass die Telekom das nicht alleine schaffen könne. "Wir brauchen viele Investoren." Man sei offen für Infrastruktur-Wettbewerb, offen für Partnerschaften mit Vodafone, Telefónica oder neue Anbietern, den Kommunen und wolle auch im ländlichen Raum tätig werden.
Dabei beschreitet das Unternehmen ungewöhnliche Wege: Die Telekom hat sich über Wholesale-Abkommen mit den drei größten Wettbewerbern wie 1&1, Vodafone und Telefónica "freiwillig und marktwirtschaftlich geeinigt", diese Unternehmen können die Glasfaser der Telekom für die nächsten 10 Jahre nutzen. Auch mit regionalen Partnern wurde die Telekom handelseinig, wie z.B. NetCologne, wo man ein 10 Jahre laufendes Abkommen über die Nutzung von VDSL und FTTH geschlossen hat.
Der Mythos, dass der Goliath Telekom den örtlichen David überbaut, sei nicht mehr Realität.
Auch andersrum: Telekom kauft Leistungen ein
Auch "andersrum" funktioniert das Geschäft, bei "Wholebuy": Die Telekom hat bereits 2,5 Millionen Haushalte unter Vertrag, deren Anschlüsse bei regionalen Anbietern geschaltet sind. "Wenn die Kommune oder die Stadt baut und uns zu gleichen Konditionen wie für den Einkauf bei der Telekom anschließt, kaufen wir gerne bei Fremd-Anbietern.
Netzausbau: Nur 1400 Stationen statt geplanter 2000 möglich
Beim Netzausbau konnten im Jahr 2020 nur etwa 1400 neue Standorte in Betrieb, geplant waren 2000 Standorte, doch es gab Probleme bei Genehmigungen.
5G erreicht bereits zwei Drittel der Bevölkerung, und man sei erst zufrieden wenn "alle #dabei" sind.
Schleppende Genehmigungen und Bürokratie verhinderten den Ausbau, ein Beispiel von vielen sei Stolpe auf Usedom, wo es Streit um die Verlegetiefe einer Glasfaserleitung vor Gericht gibt. Die Angst der Kommunen vor neuen Ausbaumethoden wie mindertiefe Leitungen oder Trenching könnte durch den Abschluss einer Versicherung genommen werden, die etwaige Folgeschäden abdecken könnte, schlug Höttges vor.
Kooperation mit Wettbewerb funktioniert
Höttges lobte die Kooperation mit den Wettbewerbern: "Jeder stellt dem andern Infrastruktur zur Verfügung, wo der noch nicht ist." So konnten durch die Zusammenarbeit mit Vodafone und Telefónica 10.000 graue/weiße Flecken in Angriff genommen werden. "Wir sind bereits mitten drin."
Noch stärker will sich die Telekom in Europa und speziell in Deutschland auf konvergente Angebote ausrichten, also Telefon, Internet, Fernsehen und Hausvernetzung - das Zuhause soll digitalisiert werden, was neue Wachstumsperspektiven eröffnet.
Die Telekom soll noch digitaler werden. Nach dem Sprichwort "Eat your own dogfood" möchte die Telekom nicht nur seinen Kunden digitale Produkte verkaufen, sondern sie selbst nutzen, um interne Prozesse zu automatisieren, die Netze "cloud-native" zu automatisieren und effizienter werden.
Telekom reduziert CO2 und votiert gegen Hate-Speech
Seit Jahresbeginn telefonieren alle Kunden "im grünen Netz" - bis 2030 soll der CO2-Ausstoss um 90 Prozent gegenüber 2017 reduziert worden sein.
Das Unternehmen richtet sich in Anzeigen und Radio- und TV-Spots gegen "Hate Speech" im Netz. 2020 hatte die Telekom den "Diversity Award" erhalten und möchte mutig verändern, denn: "Jeder Mensch zählt gleich viel - unabhängig von Hautfarbe, Herkunft", eigentlich eine Binsenweisheit, die in der Realität aber noch immer nicht angekommen ist.
Die Pandemie habe digitalen Fortschritt gebracht, um im Krisenfall flexibel zu bleiben. "Der Wandel ist eine Tür, die nur von innen geöffnet werden kann", philosophierte Höttges. "Wir haben den Schlüssel für Veränderung/Transformation in der Hand. Wir können alles aus eigener Kraft zu schaffen, wir müssen es nur machen und wollen."
Im ersten Teil unseres Berichtes gehen wir auf die Bilanzzahlen der Telekom ein.