Telekommunikation & Post: BNetzA stellt Jahresberichte vor
Was macht eigentlich die Bundesnetzagentur? Diese Frage wird regelmäßig beantwortet, denn die Bundesnetzagentur hat heute ihre Tätigkeitsberichte für 2022/2023 im Bereich Telekommunikation und Post vorgestellt. Im Jahr 2022 haben die Unternehmen mit über 13 Milliarden Euro das Festnetz und den Mobilfunk ausgebaut. Das sind 1,5 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor. Die Festnetz-Versorgung mit leistungsfähigen Internetanschlüssen hat sich ebenfalls erhöht. Bis Mitte Mai 2023 konnten knapp drei Viertel der Haushalte einen Gigabitanschluss buchen. Hierzu liefern die Kabelnetze bislang noch den größten Beitrag. Sie decken gerade im städtischen Raum einen Großteil der Bevölkerung Deutschlands ab.
Die Unternehmen haben stark in den Glasfaserausbau investiert. Bis Mitte 2023 waren nach Erhebungen der Bundesnetzagentur etwa 15 Millionen Endkunden mit FttH/B-Anschlüssen versorgt oder wurden unmittelbar erreicht. Diese Zahl ist doppelt so hoch wie noch vor zwei Jahren. Fast jeder dritte Endkunde hat damit die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss zu buchen. Die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen entwickelt sich aber langsamer. Nur jeder vierte Kunde, der einen Glasfaseranschluss buchen könnte, nutzt auch einen.
Post: Brief- und Paketbereich
Klaus Müller ist Präsident der Bundesnetzagentur
Foto: Picture Alliance/dpa
Im Jahr 2022 beförderten die Postdienstleister, u.a. aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung, mit 11,93 Milliarden Sendungen insgesamt 2,24 Prozent weniger Briefe als im Vorjahr (2021: ca. 12,20 Milliarden Stück). Die Briefmengen sind somit weiterhin rückläufig. Der Verlauf ist aber konstant und zeigt keine beschleunigte Entwicklung auf.
Die Umsätze blieben im Jahr 2022 zunächst stabil. Einen Teil hat die Portoerhöhung der Deutschen Post DHL im Jahr 2022 kompensiert. Für das Jahr 2023 prognostizieren die Unternehmen einen leichten Rückgang bei den Umsätzen.
Die Wettbewerbsverhältnisse im Briefbereich blieben davon nahezu unberührt. Die Deutsche Post DHL ist weiterhin Marktführer. Ihr Marktanteil betrug im Jahr 2022 auf den Umsatz bezogen gut 85 Prozent.
Paketbereich: Amazon ist Nummer 2
Im Paketbereich ist Amazon nach dem Marktführer Deutsche Post DHL der zweitgrößte Anbieter. Der Marktanteil stieg in den letzten Jahren bezogen auf die Sendungsmengen im Paketbereich auf einen Korridor zwischen 15 und 25 Prozent.
Bürgereingaben und Schlichtungsstelle Post
Das Aufkommen an Bürgereingaben zu Postthemen hat sich im Jahr 2022 im Verhältnis zu 2021 nahezu verdreifacht. Im Jahr 2022 gingen 43.152 Eingaben ein. Hauptsächlich bezieht sich dieser Zuwachs auf den Briefbereich.
Im ersten Halbjahr 2023 konnte die Bundesnetzagentur 16.017 Eingaben verzeichnen. Insgesamt gingen bis Ende November ca. 35.000 Eingaben ein. Allein im November 2023 waren es ca. 5000 Eingaben, etwas weniger als im November 2022 mit 6756 Eingaben. Im gleichen Zeitraum 2022 waren es bis Ende November 36.678 Eingaben. Bis zum 12. Dezember 2023 waren bereits rund 3.350 Eingaben eingegangen. Damit ist absehbar, dass bis zum Jahresende die Zahl der Eingaben auch dieses Jahr deutlich über 40.000 hinausgehen wird.
Wenn die Bundesnetzagentur auffällig viele Eingaben aus einer bestimmten Region erhält, führt sie bei dem Postunternehmen eine Anlassprüfung durch. Im Berichtszeitraum hat die Bundesnetzagentur im Jahr 2022 86 Anlassprüfungen durchgeführt. Bis zum 30. Juni 2023 waren es 18 Prüfungen.
Außergerichtliche Schlichtung bevorzugt
Die Auswertung der Schlichtungsverfahren zeigt, dass viele Kunden sich gerne außergerichtlich einigen möchten. Mit 3180 Schlichtungsanträgen im Jahr 2022 gab es weniger Anträge als im Jahr 2021 (3752). Die Antragszahlen sind weiterhin auf einem hohen Niveau. Bis zum 30. September 2023 (Stichtag) sind 2574 Anträge auf Schlichtung eingegangen.
Der Verlust und die Entwendung einer Postsendung standen mit 54,20 Prozent im Jahr 2023 bis zum Stichtag an oberster Stelle der Antragsgründe. Im Jahr 2022 waren es 49,53 Prozent. Schlichtungsanträge rund um das Paket nahmen im Jahr 2022 etwas mehr als 75 Prozent ein. Bis zum Stichtag im Jahr 2023 waren es ca. 72,26 Prozent. Wer es noch genauer wissen möchte, kann die Tätigkeitsberichte auf der Webseite der Bundesnetzagentur nachlesen.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Im Zeitalter der Digitalisierung wird immer mehr verschickt, sei es mit Post-DHL oder anderen Paketdiensten. Hier sollte man nicht sparen, sondern immer eine verfolgbare Sendungsart wählen, auch wenn diese vielleicht 1-2 Euro mehr kostet. Hilfreich ist es auch, gute Kontakte zu den Nachbarn zu pflegen, damit sie unter Umständen ein Paket annehmen. Weitere Möglichkeiten sind eine Paketumleitung zu einer Packstation, einer Post-DHL-Filiale oder an den Arbeitsplatz. In vielen Fällen ist eine Aufsichtsbehörde gefragt, die das Ohr am Geschehen hat und klare Spielregeln vorgibt und kontrolliert. Ab und zu muss sie auch mal zu drakonischen Strafen greifen, damit schlimme Dinge (z.B. nervige, ungewollte Werbeanrufe oder betrügerische Aktivitäten per SMS, E-Mail etc.) eingedämmt oder am besten ganz verhindert werden. Da würden sich manche Kunden aber "mehr Biss" wünschen.
Wettbewerb ist manchmal hilfreich, weil neue Ideen umgesetzt werden, um Erfolg zu haben. Wettbewerb kann auch brutal sein, weil kleine, schwache Mitspieler schnell ins Hintertreffen geraten können. Netzausbau in Großstädten ist kein Thema. Im Dorf hinter den sieben Bergen passiert erst einmal wenig oder gar nichts.
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