Inkasso-Abzocke: Unternehmen in die Schranken weisen
Mehr Transparenz bei Inkasso gefordert
Bild: picture alliance/dpa, Bearbeitung: teltarif.de
Es kann vorkommen, dass ein Verbraucher seine Rechnung nicht bezahlt: Aus Nachlässigkeit, wegen eines Unfalls, wegen Krankheit oder aus einem anderen Grund. In der Regel folgt danach zunächst eine Mahnung durch den Provider oder Lieferanten.
Reagiert der Kunde auch darauf nicht, geben die Firmen die Forderung meist an externe Inkasso-Unternehmen weiter, die sich dann um das Eintreiben des Betrags kümmern. Oft schlagen sie dabei aber für ihre eigene Arbeit Gebühren drauf, die sich gewaschen haben - und die manchmal sogar die Höhe der eigentlichen Forderung erreichen oder gar übersteigen.
Offenbar gab es in diesem Bereich bislang wenig bis keine verbindlichen Regeln - und genau diese fordern Verbraucherschützer nun.
Gebühren sind teils viel zu hoch
Das Inkassorecht müsse dringend überarbeitet werden, fordert ein Bündnis aus Verbraucherzentralen, vzbv und weiteren Verbraucherverbänden. Die aktuellen gesetzlichen Regelungen hätten "Schlupflöcher", die von Inkassounternehmen ausgenutzt werden und Verbraucher in Deutschland finanziell belasten würden.
Mehr Transparenz bei Inkasso gefordert
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Die Regelungen für Inkasso-Dienstleistungen seien jedoch kompliziert und kaum verständlich für Verbraucher. Ein besonders drängendes Problem sei: Inkassokosten dürfen so hoch sein, wie sie ein Anwalt für eine Beauftragung einmal erheben darf. Das steht jedoch laut den Verbraucherschützern insbesondere beim massenhaften automatisierten Versand von Inkassoschreiben nicht im Verhältnis zum geringen Aufwand.
Die Verbände fordern daher, für das Inkasso eine eigene Kostenregelung zu schaffen, um Verbraucher vor überhöhten Kosten zu schützen.
Keine "Weitergabe fiktiver Inkassokosten"
Der Hintergrund der Stellungnahme: Das Verbändebündnis führte am 10. Oktober ein Expertengespräch im vzbv durch, an dem auch ein Vertreter des Bundesjustizministeriums teilnahm. Das Ministerium sollte aus Sicht der Verbände ein Gremium einsetzen, "das eine faire Kostenregelung entwickelt".
Denn das Dreiecksverhältnis zwischen Gläubiger, Inkassodienstleister und Schuldner sei "kompliziert und oft kaum verständlich". Verbraucher würden mit Inkassokosten konfrontiert und könnten nicht prüfen, welche Vergütung zwischen Gläubiger und Inkassodienstleister vereinbart und gezahlt worden sei.
Inkassodienstleister müssten beim Erheben von Inkassokosten den konkreten Schaden nachweisen, also die vom Gläubiger an den Inkassodienstleister geleistete Zahlung, fordern die Verbände. Damit solle eine "Weitergabe fiktiver Inkassokosten verhindert werden". Unternehmen dürften sich nicht auf Kosten von Verbrauchern bereichern. Die anstehende Prüfung der Inkassoregeln durch das Bundesjustizministerium solle "endlich genutzt werden", um das Inkassorecht für Verbraucher "fair und transparent zu gestalten".
Tausende Verbraucher würden sich jedes Jahr bei den Verbraucherzentralen über Inkassodienstleister beschweren. Überhöhte Inkassokosten könnten besonders für einkommensschwache und überschuldete Menschen "zu einer echten Bedrohung werden".
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