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Fusion: Hat Warner die Zahlen bei HBO Max geschönt?

Der Zusam­men­schluss von WarnerMedia und Disco­very beschäf­tigt nun die US-Justiz. Laut Medi­enbe­richten soll Warner angeb­lich Abon­nen­ten­zahlen bei HBO Max zu positiv darge­stellt haben. Droht sogar eine Rück­abwick­lung der Fusion?
Von Björn König

Womög­lich hat der Zusam­men­schluss von WarnerMedia und Disco­very noch ein recht­liches Nach­spiel. Laut Medi­enbe­richten steht Warner Bros. in Verdacht, Abon­nen­ten­zahlen beim Strea­ming-Dienst HBO Max zu positiv darge­stellt sowie Aktio­näre mit Blick auf US-Wert­papier­han­dels­gesetze in die Irre geführt zu haben. Demnach sei bereits eine Klage von insti­tutio­nellen Inves­toren anhängig.

Worst Case für Warner

Warner-Zentrale im New Yorker Stadtviertel Hudson Yards Warner-Zentrale im New Yorker Stadtviertel Hudson Yards
Foto: NYT
Sollte sich der Fall tatsäch­lich bewahr­heiten, wäre es das Worst-Case-Szenario für Warner Bros. Disco­very. Der Medi­enkon­zern kämpft ohnehin derzeit an verschie­denen Fronten. Haupt­pro­bleme sind für den Medi­enriesen vor allem ein massiver Schul­den­berg und Schwie­rig­keiten bei der Umstruk­turie­rung von DC Comics. Zuletzt kamen sogar Speku­lationen über einen weiteren Zusam­men­schluss mit Comcast auf.

Die Klage wurde am vergan­genen Freitag in New York im Namen des Collins­ville Police Pension Board einge­reicht. Dabei handelt es sich um einen in Illi­nois ansäs­sigen insti­tutio­nellen Investor von Warner Bros. Disco­very-Aktien, welcher dieser im Handel für seine Stamm­aktien der Klasse C von Disco­very vor der Fusion akzep­tierte. Zum Zeit­punkt der Fusion wurden Disco­very-Aktien mit 24,78 US-Dollar bewertet, am gest­rigen Dienstag wurden WBD-Aktien knapp über 11 US-Dollar gehan­delt.

HBO Max hat weniger Abon­nenten

Konkret wird der Warner-Seite vorge­worfen, zu posi­tive Zahlen beim SVoD-Service HBO Max kommu­niziert zu haben. Laut Medi­enbe­richten geht es dabei um rund 10 Millionen Abon­nenten. In der Klage­schrift werden Warner-CEO David Zaslav als auch Finanz­chef Gunnar Wieden­fels ange­führt. Der Fall könnte in jedem Falle ernste Konse­quenzen für Warner Bros. Disco­very haben.

Vor allem die US-Börsen­auf­sicht SEC geht in solchen Fällen beson­ders konse­quent vor. Zudem ist damit zu rechnen, das womög­lich sogar tausende weitere Aktio­näre klagen könnten. Neben erheb­lichen Scha­dens­ersatz­for­derungen wäre im Extrem­fall sogar vorstellbar, dass der Zusam­men­schluss rück­abge­wickelt wird. Wie sich der Fall nun weiter entwi­ckelt, wird das Klage­ver­fahren zeigen.

Stra­tegie in Gefahr?

Frag­lich bleibt auch, wie sich ein solches Verfahren auf die Strea­ming-Pläne von Warner Bros. Disco­very auswirken könnte. Der Rollout von HBO Max in Europa wurde bereits gestoppt, künftig plant der Konzern eine gemein­same Platt­form mit Inhalten von HBO Max sowie Disco­very+. In Deutsch­land ist Disco­very+ bereits verfügbar, zudem veräu­ßert Warner seine Joyn-Betei­ligung an ProSiebenSat.1

Klar ist auf jeden Fall: Einen teuren Rechts­streit mit Aktio­nären kann Warner aktuell über­haupt nicht gebrau­chen, zumal auch die gesamt­wirt­schaft­lichen Rahmen­bedin­gungen derzeit für den Medi­enkon­zern alles andere als rosig sind. Das Geld fehlt letzt­end­lich für Inhalte und würde den Rück­stand zu Disney & Co. eher noch weiter vergrö­ßern.

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