Vodafone: Cell-Broadcast-Warnsystem bis Mitte 22 machbar
Um vor Katastrophen wie im Ahrtal (Bild) zu warnen, solll Cell-Broadcast eingesetzt werden.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Der Begriff CB steht allgemein für CB-Funk (Citizens Band), im Mobilfunk bedeutet das aber "Cell Broadcast", also Nachrichten in einer Funkzelle. Früher wurde auch der Begriff "SMS-CB" verwendet, aber mit SMS (Short-Message-Service) hat dieser Dienst eher wenig zu tun. SMS werden von Nutzern an Nutzer verschickt. Cell-Broadcast Nachrichten gehen nur in eine Richtung zum Nutzer.
Nachrichten für eine Funkzelle
Um vor Katastrophen wie im Ahrtal (Bild) zu warnen, solll Cell-Broadcast eingesetzt werden.
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Bei CB werden Nachrichten für eine bestimmte Funkzelle ausgestrahlt, die in der Nachbarzelle entweder gar nicht verschickt werden oder ganz anders aussehen können. In den Anfängen des GSM-Mobilfunks wurden auf Kanal 50 oder 100 beispielsweise günstige Vorwahlen angezeigt, in der Schweiz sah oder sieht man beispielsweise den Namen oder Ort der Basisstation oder der geografischen Region.
Als Reaktion auf die heftigen Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli mit zahlreichen Toten und schweren Verwüstungen soll es ein neues Warnsystems über Mobilfunk geben, welches den (SMS-)CB-Dienst verwenden soll.
Nach Kabinettsbeschluss ist der Bundestag gefragt
Ein neues Mobilfunk-Warnsystem soll ab nächstem Jahr dafür sorgen, dass die Bevölkerung besser informiert ist und Todesfälle vermieden werden können. Die Einführung des Systems "Cell Broadcast" sei bis zum Ende des Sommers 2022 machbar, teilte der Netzbetreiber Vodafone auf Anfrage der Deutschen Presseagentur (dpa) mit. Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle Handys geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind - daher kommt der Name "Cell Broadcast".
Keine App notwendig
Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App oder ein Smartphone haben, um alarmiert zu werden.
Nach den heftigen Unwettern mit zahlreichen Toten und schweren Verwüstungen brachte das Bundeskabinett in der vergangenen Woche neben einem Hilfsfonds auch die Einführung des neuen Mobilfunk-Warnsystems auf den Weg. Heute soll das Vorhaben in den Bundestag kommen. Als weiteren Schritt bereitet die Bundesnetzagentur eine Richtlinie mit technischen Anforderungen vor.
Netzseitig müssen das die Mobilfunk-Netzbetreiber, also Telekom, Vodafone, Telefónica und später auch 1&1 einrichten. Die Inhalte werden Staat und Behörden liefern.
Telekom und Vodafone warten auf exakte Vorgaben
Die Deutsche Telekom hatte schon vorher signalisiert, dafür bereit zu sein, es fehlen aber noch regulatorische und technische Vorgaben. Auch Vodafone wartet darauf, betonte ein Sprecher gegenüber der dpa. Die Einführung des neuen Systems sei keine simple Sache. Vielmehr müsse ein komplettes technisches System bei den Netzwerkherstellern bestellt und in den Mobilfunknetzen und Behörden implementiert werden. "Wir befinden uns bereits im Dialog mit den deutschen Behörden zu Detailthemen wie technischen Realisierungsmöglichkeiten, gesetzlichem Rahmen, Datenschutz, Sicherheitsanforderungen an die Systeme, Prozesse und Schnittstellen." Der Schutz vor Hackern (damit keine irreführenden oder Jux-Nachrichten ausgesendet werden) sei sehr wichtig.
Aufbau könnte nach Klärung mehrere Monate dauern
Sobald die Behörden mit ihren Vorgaben fertig sind, wollen sich die Netzbetreiber an die Implementierung machen - das wird nach Angaben eines Telefónica-Sprechers mehrere Monate dauern. Die Kosten für die Einführung liegen laut Telefónica schätzungsweise bei 40 Millionen Euro insgesamt für alle Betreiber und bei einer Million Euro Betriebskosten pro Netzbetreiber pro Jahr. Die Kosten trägt der Bund.
Die Netzbetreiber sehen das neue System positiv. Der Vodafone-Sprecher ordnete seine Bedeutung aber etwas ein. "Es ist nicht das Allheilmittel, sondern ein weiterer wichtiger Baustein für die gezielte Warnung aller Bundesbürger in Notfällen", sagte der Sprecher des Netzbetreibers. Die Warnungen über Radio, Fernsehen und Apps blieben sehr wichtig. "Aber es ist gut, dass Deutschland nun auch auf Cell Broadcast' setzt." In Italien und Großbritannien hat Vodafone zusätzliche Warnsysteme auf der Basis der "Cell Broadcast"-Technologie bereits eingeführt und gute Erfahrungen gemacht - dort sei hierbei alles reibungslos verlaufen.
Wie Cell-Broadcast funktioniert, erklären wir gerne.