DIN 18220: Trenching & Co. soll zur Norm werden
Mit Spannung wurde der Entwurf der Norm 18220 (irrtümlich wurde zunächst die Zahl 18022 genannt) des Deutschen Instituts für Normung (DIN) erwartet: Es geht um Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren im Glasfaserausbau. Der Branchenverband Breitbandkommunikation (BREKO) sieht die Veröffentlichung des Norm-Entwurfs als wichtigen Schritt für einen deutlich stärkeren Einsatz moderner Verlegemethoden.
Zentraler Baustein für schnelleren Glasfaserausbau
Beim Trenching wird ein schmaler Graben mit dem Leerrohr bestückt und verschlossen. Das geht schneller und spart Kosten.
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"Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren" seien ein "zentraler Baustein für einen schnellen und effizienten Glasfaserausbau", womit sich die Ausbauziele der Bundesregierung erreichen ließen. Beim Trenching wird ein schmaler Graben gefräst oder in geringer Tiefe ausgehoben, worin das Leerrohr hineingelegt und danach der Graben sofort wieder verschlossen wird. Die Vorteile: Der Ausbau geht wesentlich schneller, die Wege und Straßen brauchen viel kürzer gesperrt zu werden.
Die Argumente der Bedenkenträger
Die möglichen Nachteile: Wenn Glasfaser so "hoch" liegen, besteht das Risiko, dass bei späteren Bauarbeiten für Gas, Wasser, Abwasser oder Strom die Glasfaser-Trasse getroffen wird. Skeptiker befürchten außerdem, dass die geöffnete Wege oder Straßenoberflächen im Winter schneller "auffrieren" könnten.
Trenching hat sich bewährt
In anderen europäischen Ländern haben sich Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren seit vielen Jahren bewährt, betont der BREKO, der auf die norwegische Stadt Oslo verweist. Dort wurde die "gesamte Stadt durchgefräst" und über Frostschäden (in Norwegen ist es durchweg kälter als hierzulande) wurde nichts bekannt. Der BREKO sieht ein positives Signal für alle Unternehmen, die in den Glasfaserausbau investieren, diese Verlegemethoden als Standardbauweise anzuerkennen.
Kommentierung möglich - Finale Version 2023
Der Normentwurf ist nun zur Kommentierung freigegeben. Die finale Fassung soll im Frühjahr 2023 kommen. Dann können sich Tiefbauunternehmen und Bauämter bei Genehmigung und Einsatz moderner Verlegemethoden danach richten. Ob die DIN 18220 in Zukunft tatsächlich zur Beschleunigung des Glasfaserausbaus beiträgt, hängt neben den konkreten Inhalten der Norm maßgeblich von den Kommunen ab, die den neuen Standard so bald wie möglich in ihren Genehmigungsverfahren berücksichtigen und bestehende Vorbehalte gegenüber modernen Verlegemethoden abbauen müssen.
Ende der Blockadehaltung erwartet
Die Branche erwartet, dass Teile der Bauindustrie ihre bestehende Blockadehaltung gegenüber diesen Verlegemethoden endlich aufgeben - tiefe Löcher ausheben ist für Baufirmen sicher lukrativer, als schnelle Gräben. Der BREKO werde während der laufenden Einspruchsfrist gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen zu prüfen, ob der vorliegende DIN-Entwurf für die Praxis taugt oder ob Korrekturen notwendig sind.
Merkblatt der Forschungsgesellschaft sorgt für Verwirrung
Ein parallel veröffentlichtes "Merkblatt für die Anwendung von Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren" der Forschungsgesellschaft Straßen und Verkehrswesen (FGSV) hat der Branche ziemlich aufgestoßen, da das Papier im "Anhang A" die Vorbehalte gegen Trenching & Co. schüre und in deutlichem Widerspruch zum DIN-Entwurf stehe. "Dieses einseitig interessengeleitete Merkblatt darf nicht zum Bremsklotz für den weiteren Glasfaserausbau werden, indem es zu Verunsicherung in den Tiefbauämtern führt. Wir erwarten deshalb von den Bundesländern, dass sie klare Anweisungen zur Anwendung der DIN und gegen das FGSV-Merkblatt formulieren“, betont Sven Knapp vom BREKO-Verband deutlich.
Gestern fand die Jahrestagung des BREKO in Berlin statt.