Verlängerung

Frequenzvergabe: Es zeichnet sich eine Verlängerung ab

Am 13. Mai wird der Präsi­dent der Bundes­netz­agentur seinem Beirat die mögliche Frequenz-Verlän­gerung vorstellen. Sein Vize­prä­sident hatte gestern den letzten Arbeitstag.
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Seit vielen Jahren wurden Frequenzen für den Mobil­funk in Deutsch­land unter den mögli­chen Anbie­tern verstei­gert. Legendär ist die Auktion vor fast 25 Jahren, als im Jahre 2000 von insge­samt sechs erfolg­rei­chen Bietern insge­samt etwa 50 Milli­arden Euro für einige Blätter Lizenz-Papier ausge­geben wurden.

Aus sechs wurden vier

Zwei der damals "erfolg­rei­chen" Lizenz­nehmer, die Mobilcom-Multi­media (zusammen mit der France Télécom) und die Group3G (Finnish Telecom & Telefónica) mussten recht bald aufgeben, das Geld für die Lizenz war "futsch". Die Finnish-Telecom ging beinahe pleite und musste mit der schwe­dischen Telia fusio­nieren, Mobilcom-Multi­media wurde nach Inter­ven­tion des dama­ligen Kanz­lers Schröder durch France Télécom (heute Orange) gerettet. Die verblie­benen Anbieter Telekom, Voda­fone, E-Plus und VIAG-Interkom (heute o2-Telefónica) hatten an den Lizenz­kosten zu knab­bern, was bekannt­lich am Ende zu einer Fusion von E-Plus und o2 führte.

Geld­ver­nich­tung stoppen

Immer wieder haben die etablierten Netz­betreiber dafür geworben, auf eine erneute Auktion zu verzichten, um diese "Geld­ver­nich­tung" zu stoppen, sondern bestimmte Nutzungs­rechte verlän­gern, anstatt sie zu verstei­gern.

Bislang war es üblich, dass die Bundes­netz­agentur alle vier bis fünf Jahre die Nutzungs­rechte an die Netz­betreiber über eine Auktion vergibt. Das hat sich für den Staat gelohnt: 2019 kamen rund 6,6 Milli­arden Euro zusammen, und wie schon erwähnt landeten im Jahre 2000 rund 50 Milli­arden Euro in der Staats­kasse. "UMTS" (3G) stand seiner­zeit für "Uner­war­tete Mehr­ein­nahmen zur Tilgung von Staats­schulden".

Verlän­gerung bringt wenig Geld

BNetzA-Chef Klaus Müller BNetzA-Chef Klaus Müller wird am 13.5. seine Pläne enthüllen
Bild: BNetzA/Christian Nemitz
Die jetzt wohl ange­dachte Verlän­gerung wird dem Staat nur relativ geringe Verwal­tungs­gebühren einbringen. Im Gegenzug müssen sich die Netz­betreiber dazu verpflichten, ihre Netze auch auf dem flachen Land (außer­halb der Ballungs­gebiete) spürbar zu verbes­sern. Die genauen Bedin­gungen will die Bundes­netz­agentur am 13. Mai ihrem Beirat vorstellen, dort sitzen Poli­tiker aus allen Parteien.

Wie aus der vorab bekannt gewor­denen Einla­dung zur Beirats­sit­zung hervor­geht, sei später ein "wett­bewerb­liches Verfahren" geplant, das dann wieder als Auktion ange­legt werden soll, die aber erst in einigen Jahren statt­finden wird.

Was machen Neuein­steiger?

In Stein gemei­ßelt ist die Entschei­dung noch nicht. Das wird zunächst ein soge­nannter "Konsul­tati­ons­ent­wurf", den "Markt­teil­nehmer" in den kommenden Monaten dann ausführ­lich kommen­tieren können. Kenner der Branche sind sich sicher, dass es diesmal bei der Frequenz­ver­län­gerung bleiben wird.

Nutzungs­rechte für 800-MHz-Band (B20) laufen aus

Die Lizenzen im Frequenz­bereich bei 800 Mega­hertz laufen Ende nächsten Jahres aus. Die drei etablierten Netz­betreiber argu­men­tieren, dass in diesem Frequenz­bereich zu wenig Platz ist, um es an vier und nicht wie bisher an drei Netz­betreiber verteilen könnte. Dieser Argu­men­tation scheint die Bundes­netz­agentur erst­mals zu folgen.

Die etablierten drei mögen den vierten Konkur­renten nicht, weil er im Prinzip nur durch nied­rigere Preise neue Kunden gewinnen kann. Geld, was dann für den weiteren Netz­ausbau (Neubau von Stationen und Nach­rüs­tung oder Austausch bestehender Technik) und für die Rendite der Anteils­eigner fehlt.

Update: Neue Aufgabe für den BNetzA-Vize­prä­sidenten Dr. Esch­weiler

Der Vizepräsident der Bundesnetzagentur, Dr. Wilhelm Eschweiler hatte am 30.4. seinen letzten Arbeitstag. Der Vizepräsident der Bundesnetzagentur, Dr. Wilhelm Eschweiler hatte am 30.4. seinen letzten Arbeitstag.
Foto: Laurence Chaperon / Bundesnetzagentur
Für Dr. Wilhelm Esch­weiler war am Dienstag der letzte Arbeitstag in der Bundes­netz­agentur, er tritt aber nicht in den Ruhe­stand, sondern wird laut einem Bericht des Maga­zins "Busi­ness Insider" neuer Abtei­lungs­leiter für den Luft­ver­kehr im Bundes­ver­kehrs­minis­terium werden. Ende des Updates

Esch­weiler war seit Mai 2014 Vize­prä­sident der Bundes­netz­agentur in Bonn und dort für den Bereich Tele­kom­muni­kation und Bahn zuständig. Davor hatte er ab 2007 das Refe­rats "Euro­päi­sche IKT-Politik" im Bundes­minis­terium für Wirt­schaft und Energie und von 2002 bis 2006 das Referat "Inter­natio­nale Tele­kom­muni­kations- und Post­politik" geleitet. Der GSM-/3G/4G-Mobil­funk Stan­dard gilt welt­weit, und Deutsch­land war beim Start und der Entwick­lung des Stan­dards führend betei­ligt. Dr. Esch­weiler hat in seiner Amts­zeit "viel erlebt", wie er gegen­über teltarif.de im Gespräch verriet. Die Vorgänge um den verzö­gerten Netz­start von 1&1 seien auch für ihn "eine ganz neue Erfah­rung" gewesen.

Update: Nach­fol­gerin wird am voraus­sicht­lich am 8.5. gekürt

Als Nach­fol­gerin von Dr. Esch­weiler wurde vom Beirat der Bundes­netz­agentur Dr. Daniela Bröns­trup vorge­schlagen, die aktuell noch eine Posi­tion im Bundes­minis­terium für Wirt­schaft und Klima (BMWK) innehat. Update: Das Bundes­kabi­nett muss diesem Vorschlag noch zustimmen und wird das aller Voraus­sicht nach in seiner Sitzung am 8.5.2024 mit der Perso­nalie befassen, so die Auskunft aus dem Minis­terium. Ende des Updates

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