Bertelsmann & RTL: Was kommt nach Thomas Rabe?
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe verlässt den Medienkonzern 2026
Foto: picture alliance/dpa/Bernd von Jutrczenka
Die Medienbranche gilt gemeinhin als schnelllebig. Das spüren ganz besonders auch Topmanager im Chefsessel großer Medienkonzerne, die besonders häufig ausgetauscht werden. Erfahrung hat man damit unter anderem bei ProSiebenSat.1, wo sich das Personalkarussell auf dem C-Level mit Max Conze, Rainer Beaujean und Ralf Gierig rückblickend nicht nur einmal drehte. Die Gründe sind vielfältig, nicht selten geht es dabei aber um strategische Fehlentscheidungen oder interne Streitereien, die nicht im Interesse des Unternehmens liegen.
Da Medienkonzerne aber auch eine gesellschaftliche Rolle in der Meinungsbildung spielen, schaut die Öffentlichkeit bei diesen Managern nochmals genauer hin. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe verrichtete seinen Job größtenteils recht lange geräuschlos, zumindest bis zum Tabula rasa beim Verlagshaus Gruner + Jahr. Für 2026 hat er seinen Abschied angekündigt, und das bleibt nicht ohne Folgen für die Zukunft der RTL Group.
Hadern mit Verlagsgeschäft
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe verlässt den Medienkonzern 2026
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Im Bertelsmann-Konzern prallen zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander. Auf der einen Seite das Verlagsgeschäft: Bücher und Zeitschriften gehörten zur DNA von Bertelsmann, auf der anderen Seite das große europäische Massenmedium RTL mit zahlreichen länderübergreifenden Beteiligungen an TV- und Radiosendern. Beide Geschäftssegmente standen unter Thomas Rabe vor einem gewissermaßen epochalem Umbruch.
Während die klassischen Print-Medien mit kontinuierlichem Leserrückgang und hohen Kosten kämpfen, sieht sich auf der anderen Seite die TV-Branche mit großer Streaming-Konkurrenz aus den USA konfrontiert. Bertelsmann war und ist mit dem Wandel von Nutzungsgewohnheiten somit noch stärker konfrontiert, als es für andere europäische Medienkonzerne der Fall ist.
Keine Alternative zur Konsolidierung
Der potenzielle Nachfolger von Thomas Rabe steht vor den gleichen Problemen - und das größte Problem lässt Rabe ungelöst zurück. Die Konsolidierung der europäischen TV-Branche. Zugegeben ist dies nicht seine Schuld, denn sie scheiterte nicht an ihm, sondern an Kartellwächtern in Frankreich, Holland sowie in letzter Konsequenz mutmaßlich auch in Brüssel.
Doch eine Alternative zur länderübergreifenden Zusammenschlüssen in der europäischen TV-Branche ist mittel- bis langfristig im Prinzip unausweichlich. Nicht weil die Medienkonzerne selbst dies so wollen oder es für nationalen Wettbewerb erforderlich wäre, sondern vielmehr, weil sie mit einer globalen Streaming-Konkurrenz vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Politik muss Privatfernsehen "wetterfest" machen
Ein gesunder Wettbewerb setzt "Waffengleichheit" unter den Marktteilnehmern voraus. Fakt ist aber, dass RTL und ProSiebenSat.1 als privat finanzierte Mediengruppen alleine finanziell nicht einmal in Deutschland fair auf Augenhöhe mit den öffentlich-rechtlichen Sendern und ihrem jährlich gesicherten Milliardenbudget konkurrieren. Von US-Medienriesen wie Disney, Warner Bros. Discovery oder Netflix und Amazon ist da schon überhaupt nicht die Rede.
Letztendlich muss vor allem die Politik auf Länderebene bis hin zur Europäischen Kommission verstehen, dass es hier um nicht weniger als die Sicherung von Vielfalt und Meinungsfreiheit geht. Um die ist es in der Medienbranche ohnehin aus Sicht vieler Bürger schon jetzt schlecht bestellt. Diese große Aufgabe wird aber auch der Nachfolger von Thomas Rabe nicht alleine lösen können.