Mainzer Auktion: BNetzA warnt vor künstlicher Verlängerung
BNetzA-Präsident Homann hat vor einer künstlichen Verlängerung der Auktion gewarnt
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zum Geburtstag des Bundesverbandes Glasfaser (Buglas) schaute der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann am 28. Mai in Norderstedt (bei Hamburg) vorbei und wählte klare Worte. Er kritisierte die Teilnehmer, die laufende 5G-Frequenzauktion künstlich zu verlängern. "Wir sind jetzt in der 11. Woche, das ist nicht erfreulich!" Homann warnte Beteiligte davor, "die Auktion zu diskreditieren, indem sie das Bieterverfahren einfach künstlich in die Länge ziehen."
Das könnte möglicherweise das Kalkül der Bieter sein, vermutet Homann, dass die Regulierungsbehörde jetzt eingreife und die Auktion vorzeitig beende. Am Dienstag Abend lag man bei Runde 431 bei 6,069 Milliarden Euro.
Die Warnungen des Präsidenten scheinen ungehört verhallt zu sein, am Mittwoch Abend trennten sich die Bieter nach Runde 441. Auf 2,1 GHz bekäme die Deutsche Telekom 4/0 Blöcke für 851,5 Millionen Euro, Vodafone 3/1 Blöcke (2021/2026) für 802,6 Millionen Euro, die Telefónica Deutschland jeweils 1/1 Blöcke für "günstige" 376,8 Millionen Euro und für 1&1-Drillisch stünden für 2 Blöcke ab 2026 noch 333,3 Millionen auf der Rechnung.
Warnungen überhört
BNetzA-Präsident Homann hat vor einer künstlichen Verlängerung der Auktion gewarnt
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Gestritten wird nach wie vor um 3,6 GHz wo die Telekom 8 Blöcke für 1,051 Milliarden Euro, Vodafone die gleiche Anzahl für 963,1 Millionen Euro und Telefónica 7 Blöcke für 920,8 Millionen bekäme. Neuling 1&1 Drillisch müsste sich mit 6 Blöcken für 800,2 Millionen begnügen.
Der Chef der Deutschen Telekom, Tim Höttges, der CEO von Vodafone Hannes Ametsreiter, und auch Markus Haas von Telefónica hatten immer wieder kritisiert, das Geld für die Lizenzen fehle schlussendlich beim Netzausbau und hatten das mit 100 bis 200 000 Euro pro Station auf 50 bis 60 000 Mobilfunkmasten umgerechnet.
Das lässt Homann nicht gelten: "Die Unternehmen wissen, dass sie die Auflagen auch erfüllen müssen, das ist in das Bieterfahren auch eingepreist." Homann hat längst verstanden, dass die Unternehmen diese Frequenzen lieber umsonst oder in einem Beauty Contest erhalten hätten. Doch die Bietenden sollten belegen, dass ihnen die Frequenzen etwas wert seien.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die "100 Megahertz" zwischen 3,7 und 3,8 GHz, die für Unternehmen "außerhalb der Telekombranche" reserviert wurden. Tim Höttges (Deutsche Telekom) hatte argumentiert, dass die Auktion schon längst vorbei sein könnte, wenn für die regionalen Campusnetze weniger Frequenzen reserviert worden wären. Er vermutete sogar, dass ein Design gewählt worden sei, damit der Staat möglichst hohe Einnahmen erzielen könne.
Homann sieht das nicht so: "Die lokalen Frequenzen eignen sich aus physikalischen Bedingungen dafür, für die "Industrie 4.0" Sensoren untereinander zu verknüpfen. Das ist ein simpler physikalischer Fakt", stellte Homann klar. Er wolle keine möglichst hohen Einnahmen erzielen. Das deutsche Vorgehen löse sogar Anfragen aus dem Ausland aus. Die Industrie sei stark an Campusnetzen interessiert. Dass der Bitkom ein anderes Ergebnis vorlege, habe mit den Firmen zu tun, die ihre Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse schützen wollten. Homann bremste die Erwartungen: "Den Weg in die Gigabit-Welt schaffen wir nicht von heute auf morgen, sondern in den nächsten Jahren. Das ist nicht unabhängig von Zeit und Raum möglich."
BNetzA muss Politik abfedern
Homann wollte den Auktionsteilnehmern ins Gewissen reden
Foto: Picture Alliance / dpa
Indirekt kritisierte der Präsident die Politik. "Die Heilserwartung der Branche und der Medien an 5G sind in Wahlversprechungen umgewandelt worden. Die Politik sitzt nun in der Ankündigungsfalle. Es ist unser tägliches Leiden der Bundesnetzagentur, wir müssen das abfedern".
Die Argumentation des Präsidenten der Bundesnetzagentur werfen neues Licht auf die scheinbar endlose Auktion in Mainz. Neben dem Ziel, den lästigen vierten Neueinsteiger aus dem Feld zu schlagen, könnte auch der Politik, angefeuert von wirtschaftlichen Interessen und öffentlicher Meinung, der Geduldsfaden reißen und sie müssten Homann irgendwann bitten, sofort den "Not-Aus"-Knopf zu drücken und die Auktion abzubrechen.
Was wäre dann die Folge: Wird dann einfach die zuletzt aufgerufene Summe berechnet? Oder bliebe das ganze Geld bei den Bietern und die Netzagentur nähme nur etwas "Verwaltungskosten"? Wie sollen dann die 29 (eigentlich 30) Blöcke auf 3,6 GHz unter 4 Bietern aufgeteilt werden? Was ist dabei rechtssicher? Werden die vier Bieter oder ein unbekannter Fünfter ("Ich hätte ja mich auch beworben, wenn ich gewusst hätte, dass die Frequenzen nix kosten") dann vor Gericht ziehen und den Netzstart mit 5G auf den St. Nimmerleinstag verschieben?
Oder gibt endlich einer der Bieter "nach" und verzichtet auf einen Block? Dann könnte das Ergebnis 8 Blöcke für die Telekom, 7+1 Blöcke (darunter ist ein Doppelblock, der 10 GHz breit ist) für Vodafone, 7 für Telefónica und 6 für 1&1-Drillisch lauten.
Zwischenzeitlich lag 1&1-Drillisch schon bei 5 Blöcken, die Telekom hätte stattdessen 9 Blöcke bekommen. Auch damit wäre ein Ergebnis realisierbar. Nachdem die Kosten für 1&1 lange stabil blieben, steigen sie inzwischen auch an. Wo liegt für Drillisch die Schmerzgrenze? Werden wir die Frequenzen vielleicht erst unter dem Weihnachtsbaum vorfinden? Viele Fragen.