Abschaltung: Die Tage von GSM sind in der Schweiz gezählt
In Deutschland sind Telekom (und Vodafone) gerade ins 5G-Zeitalter gestartet. In der Schweiz, wo die Netzbetreiber schon eine Weile länger auf 5G aktiv sind, hat bereits die Abschaltung von 2G (GSM) begonnen.
Auslöser unseres Berichtes waren Nachrichten von Schweizer Lesern, die übereinstimmend berichten, dass der drittgrößte Anbieter Salt (ehemalige Orange Schweiz) das GSM-Netz bereits komplett "aus" geknipst habe. Eine Stellungnahme von Salt liegt uns dazu noch nicht vor.
Wir haben nicht nur bei Salt, sondern auch bei allen drei Schweizer Netzbetreibern nachgefragt.
Swisscom: "2G Ende Jahr"
GSM wird in der Schweiz ab 2020 abgeschaltet. Das Bild zeigt einen Sendemast von Sunrise die noch bis Ende 2022 GSM ausstrahlen.
Foto: PPR/Aladin Klieber/sunrise.ch
Der Marktführer Swisscom wird sein 2G-Netz Ende 2020 außer Betrieb nehmen, teilte uns einer Sprecherin des Unternehmens mit, garantiere aber den Dienst bis zum Jahresende noch in der ganzen Schweiz.
Swisscom hatte seit 2015 immer wieder öffentlich über die Abschaltung von 2G informiert. Man geht in Bern davon aus, dass die Kunden dahingehend informiert sind. Sie wurden und werden wiederholt darauf aufmerksam gemacht, ihr altes 2G-Handy oder ihre 2G-basierte M2M-(Maschinen-)Anwendung so rasch als möglich, spätestens aber bis Ende Jahr 2020, durch neuere Technik zu ersetzen.
Dazu wurden und werden bestehende 2G-Kunden per SMS, E-Mail und per Briefpost informiert und "mit speziellen Angeboten versorgt" , teilte das Unternehmen mit, das auch eine Informationsseite zur 2G-Abschaltung betreibt.
Wir haben bei Swisscom auch nach der Zukunft von 3G (UMTS) gefragt. Das "garantiert Swisscom mindestens bis 2024", aber ein genaues Abschaltdatum ist noch nicht geplant. Swisscom verspricht, seine Kunden mindestens drei Jahre vorher über eine vorgesehene Abschaltung zu informieren, wenn der Termin feststeht.
Sunrise setzt auf Software Lösung
Der zweite Schweizer Netzbetreiber Sunrise hatte schon im Jahre 2017 angekündigt, die veraltete 2G-Technologie (GSM/GPRS/EDGE) bis Ende 2018 abzuschalten. Dies hielt man damals für vertretbar, weil der größte Teil der Privat- und Unternehmenskunden mittlerweile mit 3G-/4G- und 5G-fähigen Geräten ausgerüstet sei und von den neuen Technologien profitieren könnte.
Sunrise betont, mit seinem 4G-Mobilfunknetz aktuell 96,7 Prozent der Schweizer Landesfläche und über 99,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung abzudecken. Sunrise will auch im laufenden Jahr 5G weiter ausbauen und versorgte nach eigenen Angaben seit Anfang Juni 554 Städte und Orte der Schweiz mit "Highspeed 5G".
2G bleibt bei M2M gefragt
Einige Unternehmen nutzen jedoch nach wie vor auf 2G-basierenden Machine-to-Machine-(M2M)-Dienste. Sunrise hat deshalb bereits im 2018 mit seinem Technologiepartner Huawei eine Softwarelösung entwickelt, die es erlaubt, 2G-Dienste weiter anzubieten (S-RAN Technik). Somit wird Sunrise 2G-(GSM)-Mobilfunkdienste bis mindestens Ende 2022 zur Verfügung stellen. Je nach Anforderung des betreffenden Geschäftskunden (B2B-Kunden) werde eine individuelle Lösung für den Kunden erarbeitet, teilte Sunrise mit.
Für 3G hat Sunrise derzeit keine Pläne zur Abschaltung. Auch wenn 2G und 3G heute kaum noch ein relevantes Datenvolumen übertragen, so werden noch über ein Drittel der Mobilfunkgespräche insbesondere über 3G geführt, und es bestehen weiterhin viele M2M-Anwendungen mit 2G- und 3G-Modems.
Was muss ein Kunde jetzt beachten?
Ein Mobilfunkkunde, der mit einem historischen Schätzchen (vielleicht ein originales Nokia 2110 oder 3310 der ersten Generation?) in der Schweiz mobil telefonieren möchte, wird je nach gewähltem Anbieter auf die Anzeige "Kein Netz" stoßen.
Roaming-Kunden mit einem reinen GSM-Gerät würden bei der Netzsuche ab dem Jahre 2021 nur noch das GSM-Netz von Sunrise bei der Netzsuche finden. Und wenn in 2023 dann auch Sunrise den GSM-Schalter ausgeknipst hat, wird man mit einem solchen Gerät "kein "Netz" mehr finden. GSM wurde 1991/92 in der Schweiz und Deutschland gestartet, also vor dann 30 Jahren.
Wer also eine Reise in die Schweiz plant, sollte mindestens ein Mobiltelefon, welches gesichert 3G (besser auch 4G) beherrscht, einpacken. Solange VoLTE-Roaming noch nicht durchgängig genormt und freigegeben ist, wird man im Ausland zwar mit 4G surfen können, (sofern der eigene Vertragsanbieter das erlaubt), "darf" dann aber mit 3G telefonieren.
Internationales 5G-Roaming gibt es auch schon hier und da und die Zahl der Abkommen wird bald steigen. Konkrete Abschaltpläne für GSM in Deutschland scheint es im Moment noch nicht zu geben.