Deutsche Telekom: "Handover" beim Grenzübertritt
Wer über die Grenze fährt, kann bei der Telekom weiter telefonieren
Foto: Deutsche Telekom
In Europa gilt Reisefreiheit. Wer von Deutschland aus in ein Nachbarland fährt, kommt in der Regel ohne Grenzkontrolle aus. Handygespräche jedoch brechen kurz vor oder nach der Grenze ab.
Damit, so teilte die Deutsche Telekom heute mit, soll jetzt Schluss sein. Unterbrechungsfreie Telefonate innerhalb der Netze der Telekom-Landesgesellschaften gibt es nun an den (Netz-)Grenzen zu Polen, den Niederlanden, Tschechien und Österreich. Gespräche mit Anbietern aus anderen angrenzenden Ländern laufen. „Wir verbinden Europa und machen mobiles Telefonieren noch einfacher“, sagt Dirk Wössner, Vorstand Deutschland der Telekom. „Gerade jetzt in der Urlaubszeit profitieren davon schon viele Millionen Kunden.“
Handover in andere Netze
Wer über die Grenze fährt, kann bei der Telekom weiter telefonieren
Foto: Deutsche Telekom
Ob eine Verbindung in der Bewegung abbricht oder nicht, hängt vom „Handover“ (auf deutsch "Übergabe") ab. Verlässt ein Handynutzer die Reichweite eines Mobilfunkmastes, übernimmt ein anderer näher gelegener Mast die Funkversorgung. An Landesgrenzen funktionierte diese Übergabe bislang nicht, mit zwei Ausnahmen: Zwischen T-Mobile Deutschland (heute Telekom) und T-Mobile Österreich (heute Magentamobil Austria) und T-Mobile Czech (vormals Paegas Mobile) gab das Handover schon.
Ansonsten war beim Übertritt in ein komplett anderes Handynetz eines anderen Anbieters die Verbindung weg und musste neu aufgebaut werden.
In Polen, den Niederlanden, Tschechien und Österreich ist ein Handover nun auch von Landesnetz zu Landesnetz möglich. „Unser Netz wird damit noch europäischer. Im Zweifel merkt der Kunde nicht, ob er schon im Nachbarland ist, oder nicht. Und bei den Handygebühren gilt schon länger: Europa ist eins. Zusätzliche Gebühren fallen im EU-Ausland nicht an“, sagt Wössner dazu.
Interessant: Derzeit befindet sich die Telekom in Gesprächen mit Anbietern außerhalb der eigenen Gruppe. So sollen bald unterbrechungsfreie Gespräche an den Grenzen zu Frankreich, der Schweiz, Dänemark und Belgien möglich sein.
Aktuell wird der unterbrechungsfreie Grenzübergang mit den Mobilfunk-Standards 2G (GSM) und 3G (UMTS). Bei 4G (LTE) klappen Telefonate (Voice over LTE) über die Grenzen hinweg noch nicht. Auch können in ausländischen Netzen noch keine VoLTE-Gespräche geführt werden, weil es noch kein VoLTE-Roaming gibt. Der Grund ist erschreckend trivial: Es fehlt die Standardisierung. Die Telekom arbeitet jedoch auch für diesen Standard an einer Lösung.
5G noch ohne Sprach-Standard
Beim Zukunftsstandard 5G gibt es - wie zum Start von 4G - noch kein genormtes Sprachprotokoll, das wohl Vo5G (Voice over 5G) heißen könnte. Ergo gibt es auch hier noch kein Sprach-Telefonie-Roaming.
Für die Urlaubsreisenden und Grenzgänger ist wichtig: Solange es noch kein VoLTE-Roaming gibt, werden Telefonate im Grenzbereich einfach über die 2G und 3G-Technologie abgewickelt.
Um Frequenzen in den Nachbarländern nicht zu stören, gibt es strenge Regeln zur Antennenausrichtung und Sendeleistung. In der Praxis scheint es aber so zu sein, dass deutsche Netzbetreiber sich penibel genau daran halten, während die Kollegen in den Nachbarländern gerne über die Grenze strahlen, um Kunden zu "sammeln".
Seitdem es die EU-Richtlinien gibt, ist das kostentechnisch unproblematisch. Es führt aber dazu, dass deutsche Kunden im Grenzbereich mitunter ganz ohne Netz dastehen, wenn das ausländische Netz noch nicht empfangbar ist.
Mit zunehmender Netzverdichtung aller Anbieter könnte sich dieses Problem künftig - beispielsweise über kleinere Zellen - auch lösen lassen. An der Grenze zur Schweiz beispielsweise darf die Telekom Standorte der Swisscom auf Schweizer Territorium nutzen. Dadurch wird die Versorgung der Grenzbereiche besser.
Zum Monatswechsel hat die Telekom wieder neue StreamOn-Partner vorgestellt. Welche das sind, lesen Sie in einer weiteren Meldung.