Entsorgung

Recycling oder Wiederbenutzung: Handys richtig entsorgen

Wiederbenutzung meist ökologischer als die schnelle Entsorgung
Von Rita Deutschbein mit Material von dapd

Recycling vs. Wiederbenutzung: Handys richtig entsorgen Von Vodafone aufgestellte Handy-Sammeltonnen
Bild: Vodafone
In Deutschlands Haushalten lagern große Mengen wertvoller Metalle wie Gold, Silber, Palladium, Kupfer oder Kobalt - unbemerkt in alten Handys. "Deutschlandweit liegen geschätzte 85 Millionen Handys in den Schubladen, in Bayern geschätzte 13 Millionen - gestapelt entspricht dies einer Höhe von 400 Eiffeltürmen", sagte Bayerns Umweltminister Marcel Huber (CSU) Ende April, als rund 10 000 Sammelboxen für alte Handys in Schulen, Behörden und sozialen Einrichtungen des Freistaates aufgestellt wurden. Die zweimonatige Aktion sei die größte, die es je in Deutschland gegeben habe.

Recycling vs. Wiederbenutzung: Handys richtig entsorgen Von Vodafone aufgestellte Handy-Sammeltonnen
Bild: Vodafone
Ausgediente Handys werden oft noch lange Zeit in der Schublade aufbewahrt. Der Grund dafür sind nicht selten noch auf dem Gerät gespeicherte private Daten wie Fotos, Nummern alter Freunde oder aufhebenswerte SMS. Aber auch der Gedanke, das Gerät könne im Notfall noch einmal gebraucht werden, spielt eine Rolle. Das Problem ist aber, dass es dann oft für Jahre vergessen wird und neben den Daten auch wertvolle, im Handy verarbeitete Rohstoffe unsinnig herumliegen.

Daten vor Recycling sicher löschen

Im Laufe der Zeit sammeln sich auf dem Handy zahlreiche Daten an - Telefonnummern, Adressen, persönliche Nachrichten, Bilder. Sie sollen natürlich nicht in falsche Hände geraten. Es empfiehlt sich daher, diese Daten auf einen anderen Speicher zu übertragen und alle sich auf dem Handy befindlichen Dateien zu löschen. Eine solche Lösch-Funktion finden Nutzer in jedem Gerät - in manchen Fällen ist diese allerdings tief im Menü versteckt.

Beim Weiterverkauf von alten Mobiltelefonen werden diese in der Regel nochmals bearbeitet und mit einer neuen Software bespielt. Alte Datenreste werden dadurch endgültig vom Speicher des Gerätes entfernt. Denn auch Handyanbieter, die Altgeräte in Zahlung nehmen, haben kein Interesse daran, dass Daten missbraucht werden. Es würde das Vertrauen der Kunden zerstören.

Recycling lohnt sich

"In Deutschland werden jährlich rund 33 Millionen neue Handys verkauft", sagt Steffen Holzmann von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Nutzungsdauer betrage im Schnitt 18 Monate. Dann seien die meisten Handys noch funktionstüchtig, und für das Recycling ist es deshalb eigentlich noch zu früh. "In dem ökologischen Rucksack, den ein Handy dabei hat, sind nicht nur die Rohstoffe, sondern auch die Energie, die für Produktion und Transport aufgewendet wurde", sagt er. Die gehe aber beim Recycling verloren. Deshalb sei eine möglichst lange Wiederbenutzung ökologischer.

"Wenn man alte Handys in Mengen recycelt, lohnt es sich", sagt Sabine Lemke vom Naturschutzbund (NABU). Eine ganze Tonne Erz müsse in einer Goldmine abgebaut werden, um daraus genug Nuggets für die Produktion von durchschnittlich 41 Handys zu gewinnen. "Ganz zu schweigen vom CO2-Ausstoß der Fabriken, die den Abraum dann durchsieben", sagt sie.

Seit 2006 haben NABU-Mitglieder mit Spendenboxen in Geschäften und Schulen deutschlandweit rund 70 000 Handys gesammelt. "Durch den Erlös konnten 277 000 Euro in die Renaturierung der Havel gesteckt werden", sagt Lemke. Zehn Prozent der alten Mobiltelefone wurden für Ersatzteile ausgeschlachtet, 60 Prozent in speziellen Fabriken geschreddert, die Kunststofffetzen zur Energiegewinnung verbrannt und die Metalle eingeschmolzen. Lediglich 30 Prozent der Handys wurden wiederverkauft.

Nach Ansicht von Steffen Holzmann ist die Quote noch zu gering. Ein Vorstoß der Bundesgrünen im Umweltausschuss, die im März die Einführung eines Handypfands von zehn Euro bei Neukauf eines Gerätes beantragten, geht nach Ansicht des Experten in die falsche Richtung. Dadurch würden die bestehenden Spende-Strukturen gefährdet, ohne dass das Grundproblem angepackt werde. "Die Politik muss Anreize schaffen, dass Handys nicht erst dann zum Alteisen geworfen werden, wenn sie so alt sind, dass niemand sie mehr kaufen möchte", fordert Holzmann.

Mehr Informationen zur fachgerechten Entsorgung von Elektroschrott wie Handys und Computer lesen Sie auf unserer Infoseite zum Thema Recycling.

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