Fusion: Schweizer mobilezone übernimmt Sparhandy
"Sparhandy" gehört jetzt der Schweizer mobilezone
Foto: SH Telekommunikation
Das Schweizer Unternehmen mobilezone Holding AG (kurz mobilezone) übernimmt 100 Prozent der Anteile an der SH Telekommunikation Deutschland GmbH (kurz SH, besser bekannt unter "Sparhandy"). Die beiden Gesellschafter der SH, der Gründer und Geschäftsführer Wilke Stroman und die Haubrich Verwaltungs SE (ElectronicPartner), haben eine entsprechende Vereinbarung über den Verkauf der gesamten Anteile der SH an mobilezone unterschrieben.
Im Gegenzug werden Stroman und die Firma Haubrich als Aktionäre bei der neuen Mutter "mobilezone" einsteigen. Ein Vertreter der Haubrich SE soll einen Platz im Verwaltungsrat der mobilezone bekommen. Damit soll SH dazu beitragen, "die starke Marktposition von mobilezone im deutschen Mobilfunk-Markt weiter auszubauen."
Die Besonderheiten des Schweizer Marktes
"Sparhandy" gehört jetzt der Schweizer mobilezone
Foto: SH Telekommunikation
Das Schweizer Unternehmen mobilezone ist hierzulande kaum bekannt, spielt aber im Schweizer Mobilfunkmarkt eine sehr wichtige Rolle. Service-Provider (wie Mobilcom-Debitel etc.) gibt es im Schweizer Markt überhaupt nicht, sondern nur einige wenige Großhändler, wie mobilezone, die in ihren eigenen Geschäften Mobilfunkverträge aller drei Schweizer Netzbetreiber, also Swisscom, Sunrise (früher diAx) und Salt (früher Orange) verkaufen und dabei gerne mit einem Telefon koppeln, wenn der Kunde das wünscht. Das "Handy für wenig Geld - mit Vertrag" hatte in der Schweiz eigentlich keine Tradition und kam erst relativ spät.
Ziel: Gemeinsames Wachstum im indirekten Markt
Unter "indirekter Markt" versteht die Branche den Verkauf über den Groß- und Einzelhandel, zwischen Netzbetreiber oder Handyhersteller und Endkunde ist also noch (mindestens) eine Stufe dazwischen. Die theoretische Stärke des Handels ist die Beratung und die mögliche Auswahl, wenn ein Kunde noch nicht genau weiß, was er braucht oder möchte. Ein guter Händler hat alle Netzbetreiber und möglichst alle Produktmarken im Angebot und kann so dem Kunden ein passendes Angebot machen. Das setzt auch ein gewisses Vertrauen des Kunden in den Händler voraus. Der Händler lebt von der Marge (Gewinnspanne zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis abzüglich seiner Kosten) und der Provision, die ihm ein Service-Provider oder Mobilfunknetzbetreiber dafür zahlt, dass er einen neuen Kunden bringt.
Im schönsten Marketing-Jargon erklärt SH das weitere Vorgehen: Das Ziel sei es - gemeinsam mit den deutschen Schwesterngesellschaften - "die führende Position im indirekten Telekommunikationsmarkt weiter auszubauen. Personell soll sich nichts ändern: Wilke Stroman und Jens Barth werden SH weiter als Geschäftsführer leiten. Wilke Stroman hält aber mit der Haubrich Verwaltungs SE (SE = Europäische Aktiengesellschaft) zusammen knapp 10 Prozent der Anteile an mobilezone.
An der Geschäftsbeziehung zwischen SH und der "ElectronicPartner" (bekannt durch die ep-Shops) ändert sich nichts. Stroman plant, die Aktivitäten vor allem im Online Geschäft mit sparhandy.de zu verstärken. Jens Barth, Geschäftsführer bei SH, freut über die neue Mutter mobilezone. Er ist überzeugt, "dass wir unsere Kunden mit unseren Top-Angeboten oder digitalen Innovationen auf System-Seite noch stärker überzeugen können."
Vorbehaltiche Zustimmung
Wie so oft ist die Geschichte noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Die Transaktion erfolgt vorbehaltlich der erforderlichen Zustimmung des Bundeskartellamts. Der Verwaltungsrat der Schweizer mobilezone Holding AG beabsichtigt, bei der nächsten Generalversammlung den Aktionären einen Vertreter der Haubrich Verwaltungs SE zur Wahl in den Verwaltungsrat der Schweizer Mutter-Gesellschaft vorzuschlagen.
Auswirkungen auf WES-Handyflash?
In diesem Zusammenhang ist auch die laufende Insolvenz des Unternehmens WES (bekannt unter "Handyflash") von Bedeutung, was den Vertrieb von Telekom- und Vodafone-Angeboten über SH Telekommunikation abwickelte. 2015 hatte sich Sparhandy zu 30 Prozent an WES Kommunikation beteiligt. Wie die Fachzeitschrift Telecom-Handel berichtet, soll es bei WES weitergehen, entsprechende Gespräche mit potenziellen Investoren laufen bereits.
Wer ist SH Telekommunikation?
Die SH Telekommunikation Deutschland wurde erst 2000 von Wilke Stroman gegründet, der seitdem das Unternehmen führt. Seit 2015 gehört das Unternehmen mehrheitlich (50.1 Prozent) zur ElectronicPartner (ep) Gruppe, zu der auch die Grossmarktkette MEDIMAX gehört und im Jahre 2018 etwa 500 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete. Bei den Endkunden ist das Unternehmen durch das Web-Portal sparhandy.de bekannt. SH ist im indirekten Distributionsgeschäft für den Einkauf, Vertrieb und die Logistik für die Eigenmarke Sparhandy sowie die Partner von ElectronicPartner und die eigenen Handels-Partner zuständig. An SH sind mehr 1500 Händler angebunden. SH hat mit Herstellern oder Netzbetreibern wie Samsung, Huawei oder Vodafone "strategische Partnerschaften" abgeschlossen.
Wer ist mobilezone?
Die mobilezone holding ag wurde 1999 gegründet und macht einen Umsatz von 1,196 Milliarden Schweizer Franken (etwa 1 Milliarde Euro) und wies einen Konzerngewinn von 39,5 Millionen Franken (ca. 35 Millionen Euro) auf. Die mobilezone Gruppe beschäftigt rund 930 Mitarbeitende an den Schweizer Standorten Rotkreuz, Urnäsch und Zweidlen, in Wien (Österreich), Obertshausen (Deutschland), Berlin und Münster (Deutschland). Zum Angebot von mobilezone gehören Handys und Tarifpläne (Verträge) für Mobil- und Festnetztelefonie, Digital TV und Internet sämtlicher Anbieter.
Dazu gehören eine unabhängige Beratung und Services für Privat- und Geschäftskunden, Reparaturdienstleistungen, Grosshandelsaktivitäten sowie die Belieferung des Fachhandels. mobilezone hat 120 eigene Shops in der Schweiz, ist an 73 Ashop (Partner-)Standorten in Deutschland sowie online über diverse Webportale angebunden.