Pulitzer-Preisträger Sheehan gegen Gratis-Journalismus im Netz
Neil Sheehan gewann 1989
den Pulitzer-Preis
Foto: Pulitzer Prizes / Columbia University
Pulitzer-Preisträger Neil Sheehan hat vor
einer Gefährdung des Journalismus durch das Internet gewarnt. Die oft
kostenlose Verbreitung von Artikeln im Internet entziehe dem teuren
Enthüllungsjournalismus die finanziellen Grundlagen, sagte Sheehan am
Rande einer Konferenz zur Informationsfreiheit in den USA und
Deutschland, die bis Samstag in Heidelberg stattfindet.
Sheehan wurde 1936 im US-Staats Massachusetts geboren und war jahrelang als Reporter für die New York Times tätig.
Die Veröffentlichung der sogenannten "Pentagon-Papiere", mit denen er
1971 die Vorgeschichte des Vietnam-Kriegs enthüllte, habe zwei
Millionen Dollar gekostet.
Neil Sheehan gewann 1989
den Pulitzer-Preis
Foto: Pulitzer Prizes / Columbia University
Heute stecke die Zeitung New York Times,
für die er damals arbeitete, in großen finanziellen Schwierigkeiten.
Sorgfältige Veröffentlichung auch bei Internet-Veröffentlichungen
Der 75-Jährige kritisierte außerdem die Fahrlässigkeit der Enthüllungsplattform Wikileaks. Am wichtigsten sei es für einen Journalisten, seine Quellen zu schützen. Da habe die Plattform versagt, meinte Sheehan mit Blick auf die Verhaftung des US-Soldaten Bradley Manning, der Informationen weitergegeben hatte. Auch als Enthüllungsjournalist müsse man sorgfältig abwägen: "Wenn durch eine Veröffentlichung wirklich Menschen gefährdet werden, würde ich es nicht tun", so Sheehan.
Sheehan: Zu viel Müll im Internet
Die Fülle an angeblich relevanten Informationen sei im Internet ebenfalls zu groß: "Eine Menge von dem, was Wikileaks veröffentlich, ist nur alltäglicher Müll."
Mit der Enthüllung in den "Pentagon-Papieren" (Veröffentlichung im Jahr 1971 durch die New York Times), dass der Vietnam-Krieg lange vorher geplant war, verstärkte sich die Opposition gegen den Krieg. Die US-Regierung wollte die Veröffentlichung damals verhindern.