Vantage Towers: Sendemasten mit Strom aus Windkraft
Die Vantage Towers, der von Vodafone gegründete Funkturmbetreiber, setzt auf Windenergie. Gemeinsam mit dem Berliner Windenergie-Start-up MOWEA wurde heute der erste Mobilfunkmast mit Mikro-Windturbinen in Troisdorf bei Köln (Nordrhein-Westfalen) vorgestellt.
650 MWh pro Jahr möglich
Acht Turbinen auf 40 Metern Höhe an dem 70 Meter hohen Stahlgittermast produzieren bei durchschnittlicher Windgeschwindigkeit zusammen rund 7 MWh pro Jahr. Vantage will gemeinsam mit MOWEA insgesamt 752 "Mikrowindturbinen" an 52 Vantage-Standorten in Deutschland installieren.
In Troisdorf bei Köln kommt der meiste Strom für den Vantage Funkturm aus Mikrowindturbinen.
Foto: Vantage Towers / MOWEA
Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Windverhältnisse vor Ort lassen sich so insgesamt rund 650 MWh pro Jahr erzeugen, Energie für die Mobilfunkanlagen auf den Standorten von Vantage - also in erster Linie Vodafone und künftig auch 1&1 und andere Turm-Mieter.
Unter idealen Windbedingungen (zwischen 8,5 und 11 Metern pro Sekunde) können "bis zu 100 Prozent des aktuellen Energiebedarfs an den Standorten" gedeckt werden. Langfristig sollen auch andere regenerative Energien dazukommen, wie z.B. Photovoltaik. Das bedeutet: Es können auch Sender an Orten aufgebaut werden, wo keine Stromleitung hinführt.
Mobilfunk und erneuerbare Energien: "Perfect Match"
Das fand Mona Neubaur, Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, interessant, die sich die neue Anlage persönlich vor Ort erklären ließ. Für sie sind Mobilfunkausbau und erneuerbare Energien ein "Perfect Match". Die Landesregierung setze sich dafür ein, Windkraft und Mobilfunk schneller auszubauen. Und so ganz nebenbei ist das ein wichtiger Beitrag für die Klimaschutzziele.
Der Vorstand von Vantage, Christian Sommer, betonte, dass sein Unternehmen bereits seit 2021 vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betreibe. Grüner Strom direkt an den Standorten sei der nächste logische Schritt, um den TK-Sektor zu "dekarbonisieren" (weniger Co2 Belastung). Vantage hat in Europa 84.000 Standorte.
Dr. Till Naumann, Chef und Gründer von MOWEA, wies darauf hin, dass "weltweit immer mehr mobile Daten verbraucht werden, auch wenn die Antennen effizienter werden." Der Energieverbrauch steige insgesamt. Flexibel einsetzbare Windturbinen an Funkmasten könnten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.
Die Windräder können über eine Art Baukastensystem in verschiedenen Bauformen auch dort installiert werden, wo herkömmliche Windräder keinen Platz finden. In Nordrhein-Westfalen erlaubt die Landesbauordnung, Kleinwindkraftanlagen ohne extra Baugenehmigung zu installieren. Pro Sendeturm können entweder acht oder 16 der Mikrowindturbinen installiert werden. Entscheidend sind statische Fragen und die erzielbare Windgeschwindigkeit vor Ort.
Allerdings: Eine Einspeisung überschüssiger Energie in das Stromnetz ist derzeit nicht geplant.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Sendemasten stehen oft fernab von Wohnbebauung und ohne Strom- oder Signalleitungen in der Nähe. Die Signale kann man per Richtfunk heranführen, den Strom gibts es künftig per Windrad. Für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Die Netze werden endlich besser und die Umwelt hat auch etwas davon. Das sollten auch viele Skeptiker der Energiewende verstehen und können es über bessere Handy-Netze ihren Followern mitteilen.
Übrigens: So ganz neu ist die Idee nicht. Schon vor dem Bestehen von Vantage Towers hatte Vodafone z.B. in Torgelow die Windkraft ausprobiert.