Ausbau

Vodafone und OXG wollen Berliner Außenbezirke "verglasen"

Relativ spät steigt Voda­fone in Berlin in den Glas­faser-Ausbau ein. 900.000 Anschlüsse sind geplant.
Von mit Material von dpa

Bis 2028 sollen sämt­liche 2,2 Millionen Haus­halte in Berlin mit Glas­faser ange­schlossen sein, so das Ziel.

Die Gigabit-Versor­gung, mit der Down­load-Geschwin­dig­keiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde möglich sind, lag demnach schon zum Ende des vergan­genen Jahres bei mehr als 95 Prozent.

"Im Jahr 2028 soll jeder Haus­halt, jedes Unter­nehmen, jedes unserer mehr als 5000 Start-ups Zugang zum Gold­stan­dard der Gigabit-Netze haben", kündigte Wirt­schafts­sena­torin Fran­ziska Giffey an. Noch dieses Jahr soll es mit dem Glasfaserausbau in Berlin losgehen, sagen Vodafone & OXG. Noch dieses Jahr soll es mit dem Glasfaserausbau in Berlin losgehen, sagen Vodafone & OXG.
Foto: Vodafone

Einfa­cheres Geneh­migungs­ver­fahren

Dafür will der Senat auch die Geneh­migungs­ver­fahren für die Verle­gung der Kabel verein­fachen. "Für diese gilt ab 1. März, dass sie nicht mehr bean­tragt, sondern nur noch beim Bezirk ange­zeigt werden müssen", teilte Giffey weiter mit.

Voda­fone gab Start­schuss für Berliner Ausbau

Vodafone & OXG kündigen "Glasfaser-Offensive in Berlin" an. Von links Senatorin Franziska Giffey, Michael Jungwirth (Vodafone), Stefan Rüter (OXG) Vodafone & OXG kündigen "Glasfaser-Offensive in Berlin" an. Von links Senatorin Franziska Giffey, Michael Jungwirth (Vodafone), Stefan Rüter (OXG)
Foto: © Vodafone / OXG / Daniel Hofer
Giffey war zu Gast bei einer Veran­stal­tung von Voda­fone, die über ihre Glas­faser­tochter OXG (ein Joint Venture mit dem fran­zösisch/luxem­bur­gischen Konzern Altice, der auch in Frank­reich das "SFR" Mobil­funk­netz betreibt) in Berlin "in den kommenden Jahren" Glas­faser-Anschlüsse (FTTH) für bis zu 900.000 Haus­halte mit einem Inves­titi­ons­volumen von bis zu einer Milli­arde Euro bauen möchten.

Dazu waren Fran­ziska Giffey, Berlins Sena­torin für Wirt­schaft, Energie und Betriebe, Stefan Rüter, leitender Geschäfts­führer der OXG Glas­faser GmbH, und Michael Jung­wirth, Mitglied der Geschäfts­lei­tung von Voda­fone Deutsch­land, zusam­men­getroffen, um über den geplanten Ausbau zu infor­mieren. Bereits im August 2023 war eine gemein­same Absichts­erklä­rung unter­zeichnet worden. Der "groß­flä­chige Ausbau" soll noch in diesem Jahr starten. Die OXG hat die Außen­bezirke Berlins im Blick, vermut­lich weil dort sonst niemand bauen möchte und dort die Akzep­tanz/Buchungs­quote höher sein könnte.

Berlin, so erklärte Voda­fone voll­mundig, solle in den kommenden Jahren zur "digi­talen Vorzei­gehaupt­stadt Europas" werden. Wir dürfen gespannt sein.

Voda­fone ist auch Fest­netz­anbieter

Längst ist Voda­fone auch Fest­netz­anbieter. Zum einen hatten sie den mit der Telekom in Konkur­renz stehenden Fest­netz-Anbieter Arcor gekauft und nach langen internen Diskus­sionen fest ins Unter­nehmen inte­griert. Da das Fest­netz von Arcor jedoch nicht überall im Land verfügbar war, kaufte sich Voda­fone nach weiteren inten­siven Diskus­sionen mit der engli­schen Zentrale die Kabel-TV-Anbieter Kabel Deutsch­land und später Unity­media für sehr viel Geld, um einfach einen größeren "Fußab­druck" zu bekommen und die Kosten für die letzte Meile über die Telekom einsparen zu können.

Diese Kabel-TV-Anbieter stammten aus dem ehema­ligen Altbe­stand der Deut­schen Bundes­post Telekom. Die "Post" hatte diese auf poli­tischen Druck damals verkaufen müssen, um den Wett­bewerb anzu­kur­beln.

Koax­kabel hat Nach­teile, Glas­faser Vorteile

Um das Internet durch das Koax­kabel zu bekommen, sind einige tech­nische Kunst­griffe notwendig, die man DOCSIS nennt. Aktuell ist die Version 3.1 aktuell; die Version 4.0 soll noch schneller werden, erfor­dert aber kost­spie­lige Netz­auf­rüs­tungen. Die bessere Lösung ist nach einhel­liger Bran­chen­mei­nung ein Aus- oder Umbau auf Glas­faser, am besten direkt hin bis zum Kunden in die Wohnung (FTTH).

Bereits ein Drittel Glas­faser in Berlin?

In Berlin sollen inzwi­schen mehr als ein Drittel aller Berliner Haus­halte einen Zugang zum Glas­faser­netz haben. Die Glas­faser­abde­ckung habe sich von 17 Prozent im Jahr 2022 auf rund 34 Prozent im laufenden Jahr erhöht, wie die Senats­ver­wal­tung für Wirt­schaft mitteilte. Zugang bedeutet, dass das Glas­faser­netz bei diesen Haus­halten bis zum privaten Grund­stück (FTTB) verlegt wurde.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Mit dem Netzaus- und -aufbau mit echter Glas­faser ist Voda­fone in Berlin echt spät dran. Neben der Telekom und anderen Anbie­tern laufen hier schon einige Projekte. Jeder Neuan­kömm­ling muss deshalb damit rechnen, in der einen oder anderen Straße auf Konkur­renz durch andere Anbieter zu stoßen. Einen Zwang zur Koope­ration, zur gegen­sei­tigen Koor­dina­tion oder eine über­geord­nete Ausbau­pla­nung gibt es leider nicht.

Die Kunden in den großen Miet­woh­nungen sind verun­sichert. Wegfall des Neben­kos­ten­pri­vilegs, die notwen­dige Suche nach einem neuen Anbieter, aus dem Nichts erschei­nende Netz-Ebene-4-Provider, die auf einmal extra Geld wollen. Und jetzt noch die Haus­tür­ver­käufer von OXG-Voda­fone oder anderen Anbie­tern, da könnte die Takeup-Rate hinter den Erwar­tungen der Finanz­inves­toren zurück­bleiben, weil viele Kunden diese Werber unge­fragt vor die Tür setzen.

Und speziell Voda­fone hat ein Vertrau­ens­pro­blem bei vielen Kunden. Es wäre besser gewesen, wenn Voda­fone/OXG zum Termin gleich die Bagger mitge­bracht und sofort mit dem Bauen ange­fangen hätte. Es muss jetzt zügig, zuver­lässig und flächen­deckend ausge­baut und schnell einge­schaltet werden. Die verlangten Preise dürfen nicht über den bishe­rigen Preisen für DSL oder Kabel-Anschlüsse liegen. Und vor allen Dingen: Die Verkäufer müssen mit ihren Kunden viel behut­samer als früher umgehen, das wird zur Quadratur des Kreises, falls das über­haupt möglich ist.

Zu loben ist, dass das Bundes­land Berlin sich durch­gerungen hat, dass Ausbau­maß­nahmen nur noch ange­kün­digt aber nicht mehr explizit geneh­migt werden müssen. Das könnte den Ausbau spürbar beschleu­nigen.

Wir erklären, wie Internet über Glas­faser funk­tio­niert.

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